Kapitel 4 - Kampf

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Der helle Tag verblasste; über den entfernten Bergen ballten sich Wolken zusammen, gerötet von der dunstigen Sonne, die vor ihnen unterging. Die Tiefe des Tals lag schon im grauen Schatten.

„Ich höre Kampfeslärm, hanar!"

Ein leises Rauschen lag in der Luft des Waldes. Dort wo das Blätterdach der Baumriesen nicht ganz so dicht war, fielen die ersten dicken Regentropfen zu Boden.

Elrohir zügelte sein Pferd, stellte sich in die Steigbügel und lehnte sich lauschend vor. Besorgt warf Elladan seinem Bruder einen Blick zu, als dieser sich zurücklehnte.

„Nicht weit von uns entfernt tobt eine gewaltige Schlacht", murmelte der Jüngere der Zwillingsbrüder. „Ein Kampf zwischen Eldar und Yrch."

Elladans Kopf zuckte zu ihm herum.

„Yrch?", presste er zwischen zusammengebissenen Kiefern hervor.

„Es liegt etwas Böses in der Luft", murmelte Elrohir abwesend.

Als ihre Mutter Celebrían im Jahre 2509 des Dritten Zeitalters auf dem Weg von Imladris nach auf dem Rothorn-Passvon Orks überfallen und verschleppt worden war, brachen Elladan und Elrohir gemeinsam zu ihrer Rettung auf und konnten sie schließlich auch befreien. Da Celebrían jedoch vorher bereits gefoltert und von einer vergifteten Klinge verwundet worden war, beschloss sie, obwohl Elrond sie zu mindestens körperlich heilen konnte, im darauffolgenden Jahr zu verlassen und nach zu segeln, da sie alle Freude an Mittelerde verloren hatte.

Allerdings war es ihnen nicht möglich gewesen auch Linaew, eine Freundin der Familie, die ihre Mutter begleitet hatte, zu befreien.

Seit diesem Ereignis empfanden beide Brüder einen brennenden Hass auf die Orks und vergaßen nie, welches Leid diese ihrer Familie angetan hatten. Denn sie trauerten nicht nur um ihre Mutter, sondern auch um die Elleth, die wie eine Schwester mit ihnen aufgewachsen war und die Elrond als Adoptivtochter aufgenommen hatte, als ihr leiblicher Vater starb. Seitdem sich die Orks im immer stärker vermehrten, ritten die beide daher oft gemeinsam mit den Dúnedain des Nordens gegen sie aus.

„Kommt, Männer! Wir werden heute doch noch ein paar Orks jagen!"


Die Abendsonne ließ die Klingen zweiundzwanzig gezückter Elbenschwerter blutrot aufblitzen und der dunkle Wald hallte wider vom Schlachtruf: Lacho calad! Drego morn!

Im schnellen Galopp stürmten die Söhne Elronds und ihr Gefolge auf den im dichten Wald gelegenen Schauplatz des Kampfes zu. Sie trieben die Pferde an, als wäre Sauron persönlich hinter ihnen her, bis Schaum vor ihren Nüstern stand und sie in der Abendluft dampften.

Elladan ritt an der Spitze seiner Männer und jagte im schnellen Tempo über die verschlungenen Elbenwege.

Lange bevor er die ersten Kämpfer erreichen würde, war er versucht, sein Schwert zu ziehen.

~. . . ~

„Da kommen Pferde, Hauptmann Fiondilion! Pferde im schnellen Galopp!"

Doch der dunkelhaarige Elb war so in seine Kampfeswut vertieft, dass er nichts anderes hörte, als die dicken Regentropfen die auf das dichte Blätterdach trommelten.

Er wirbelte wie ein Sturm durch die Reihen der Feinde, sein Schwert war nur noch als eisig blitzender Schemen zu erkennen. Und es mähte durch die dicht stehenden Orks, wie die Sensen eines Bauern durch hohes Gras.

„Zweiundzwanzig Tiere, hîr nîn! Sie kommen von Westen, vom Weg her, im schnellen Galopp!", zischte Laethon, der die besten Ohren hatte, immer noch lauschend, während die dicken Tropfen auf dem Boden einschlugen.

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