Thranduil rieb sich mit der Hand durch das Gesicht.
Er sah unendlich müde aus. Ausgezehrt von einer Schlacht, dessen Anblick kaum auszuhalten gewesen war. Selbst seine silberblaue Robe hin ihm desolat am Körper. Doch sein wacher Blick ruhte unverwandt auf Linaew, die nun mit fest geschlossenen Augen – ein sicheres Zeichen für sehr tiefe Bewusstlosigkeit bei den Eldar – im Heilschlaf lag.
Endlich, nach einem schier endlosen Kampf, war ihr Geist zur Ruhe gekommen, konnte beginnen zu heilen. Doch war es noch ein steiniger Weg, bis Linaew wieder die werden konnte, die sie war, bevor sie in die Gefangenschaft der Orks geriet.
Ein Schatten hatte sich im Osten erhoben.
Schlimme Dinge erwachten aufs Neue.
Jedes Jahr gewann Sauron neue Kraft, denn die meisten Menschen waren seinen Plänen geneigt. Nach des Königs Überzeugung war der Tag nicht mehr fern, an dem er für die Eldar zu mächtig geworden war.
Seine Niedertracht begann sich wieder zu regen. Ein Nekromant hatte Dol Guldur besetzt und das Böse herrschte wieder in Angmar. Der Schatten wurde immer länger. Dunkelheit begann das Land zu überziehen. Die ruchlosen Kreaturen Mittelerdes spürten dies und folgten dem stummen Ruf ihres Meisters.
Und doch hatten seine Tawarwaith den Schachzug im letzten Moment vereiteln können.
Eine Kreuzung zwischen Orks und Elben.
Der Fürst erschauerte bei den Gedanken, das Ellith die Frucht dieser Zucht austragen mussten.
Er vermochte sich nicht die Qualen vorzustellen.
Doch seine Gefährtin war in Sicherheit.
Sie nahm nichts um sich herum mehr wahr, außer der zwingenden Notwendigkeit zu heilen. Ihr Körper zeigte bereit erste Anzeichen davon. Deshalb war sie mittlerweile so stabil, dass man sie auf seinen Befehl hin in seine Gemächer gebracht hatte. Er wollte seine Liebste in seiner Nähe wissen, hoffte er doch, dass seine Präsenz ihr bei ihrer Genesung helfen würde.
Nur Meister Glandir hatte sich vehement geweigert, seine Patientin so weit aus seinem Einflussbereich gehen zu lassen. Erst Thranduils eisige Stimme und die vor Wut zusammengekniffenen Augen hatten den Obersten Heiler einknicken lassen.
Dies, und die Tatsache, dass Lord Elrond in der Nähe des Königs Gemächer bezogen hatte. Denn der Ziehvater Linaews ließ sich nicht davon abbringen, in der Nähe seiner Tochter zu verweilen.
Nun konnte Thranduil förmlich dabei zusehen, wie die Blutergüsse ihre Farbe veränderten und innerhalb von wenigen Stunden verblassten. Die tiefen Peitschenstriemen begannen zu verschorfen, während darunter neue, gesunde Haut gebildet wurde. Jedoch benötigten die größeren und tieferen Wunden mehr Zeit zum Heilen, ebenso wie der Bruch an ihrer Hand, deren Haut geschwollen undheiß war.
Doch verlief der Heilungsprozess eines Elda, welcher tief versunken im Heilschlaf lag, wesentlich schneller, als bei den Edain. Länger als einen halben Mondlauf verblieben die betroffenen Elben meist nicht in diesem Zustand, denn währte diese Phase der Regeneration länger und der Elb erwachte nicht von alleine, dann tat er es auch später nicht mehr.
Waren die Wunden nämlich zu tief, die Verletzungen zu schwer und wurden die Reserven bei dem Heilungsprozess aufgebraucht gab es keine Energie mehr für die Phase des Erwachens.
Da nicht nur körperliche Gebrechen dazu führen konnten, dass die Energien aufgebraucht wurden, sondern auch seelische Qualen sorgte sich der Fürst um das Leben seiner Liebsten. Zu lange lag sie schon in diesem besonderen Schlaf.
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Seelenbindung
Fanfiction‚Wenn zwei Seelen sich verbinden, zwei Elben sich so finden, erwacht die Liebe im Erkennen.' Dieses hohe Glück auf Arda ging mit dem Tod von Lúthien Tinúviel und Beren Erchamion im Ersten Zeitalter verloren. Kein Elb erlebte diese Glückseligkeit Ama...