Kapitel 18 - Verhängnis

196 11 12
                                    

Sein Weg führte ihn durch kniehohes Unterholz. Hin und wieder versperrten umgestürzte Bäume den Pfad, doch niemals kreuzte er den Weg der Riesenspinnen. Eine Schmerzwelle durchfuhr ihn. Er spürte Schwindel und stützte sich am Stamm einer Buche ab. Verzweifelt presste er die andere Hand auf die pochende Wunde, wobei er vor Schmerzen das Gesicht verzerrte.

Sie heilte ums Verrecken nicht! Dieses verdammte Elbenschwert musste in einer Art Tinktur getaucht gewesen sein, die die Wundheilung verzögerte und ihn elendig krepieren ließ.

Doch so einfach wollte Huthayfah es diesen Spitzohren nicht machen. Noch steckte Leben in ihm, das heiß und voller Zorn brannte.

Taumelnd machte er einen weiteren Schritt. Unter seinem Fuß zerbarst ein trockener Ast, dessen Widerhall unnatürlich laut im Wald ertönte und mit einem dumpfen Schrei stürzte er zu Boden.

Regungslos verharrte der Südländer und lauschte angespannt.

Die Erstgeborenen durften ihn nicht finden, so nahe am Palast des Waldlandreiches. Heimlich hatte er die Dorfbewohner, die Handelsbeziehungen mit den Elben führten, ausgehorcht. Von ihnen, die an der Grenze zu den Braunen Landen lebten, hatte er den Weg tief in das Reich des Elbenfürsten erfahren. Dank ihnen wandelte er sicher auf den alten Elbenpfaden.

Nichts.

Er vernahm nichts.

Oder war da nicht ein leichtes Rascheln zu hören gewesen?

Zitternd stemmte er sich auf seine wackeligen Beine. Aufmerksam sah er sich um. Er befand sich beinahe am Nachtwaldfluss, der auf seinem langen Weg die Wasser des Verzauberten Flusses mit aufnahm und östlich bei Esgaroth in den Langen See mündete, wenn er den Worten der vertrauensseligen Evadrien Glauben schenken konnte.

Doch warum hätte sie ihn anlügen sollen?

Sie war scharf auf ihn gewesen. Schon lange hatte sie bei keinem Mann mehr gelegen, seit ihr Gemahl in den Wäldern ein Opfer der Spinnen geworden war und so hatte er ein leichtes Spiel gehabt, ihr vom Überfall der Orks erzählt und dass er die Elben warnen wollte.

Diese dumme einfältige Frau!

Trocken lachte Huthayfah auf, als er an ihre gutgläubige Miene dachte, die sich kurze Zeit später in blankes Entzücken änderte, als er hart und heiß immer wieder tief in sie stieß. Zufrieden grunzte der Söldner. Zumindest hatte ihre Medizin den Schmerz der Wunde betäubt, sodass er ihr es richtig hart hatte besorgen können. Denn sein Schwanz war alles andere als schlapp. Sogar jetzt noch, bei den Gedanken an ihre strammen Schenkel, wurde er hart.

Er spürte eine weitere Schwindelattacke und musste sich erneut an einem Baum abstützen. Keuchend wischte er sich den fiebrigen Film ab. Seine Stirn glänzte von Schweiß und als er seine Hand darauf legte, spürte er, dass sie heiß war wie ein Kessel über dem Feuer.

Er war sich sicher, ein leises Rascheln gehört zu haben, den kaum wahrnehmbaren Tritt eines Elben. Andererseits war er momentan in keiner guten Verfassung und konnte nicht mal abschätzen, wie weit er heute noch kommen würde. Doch bei Morgoth, er würde diesen Elben einen tödlichen Stoß versetzen, und zwar mitten in ihrem Reich, von dem sie sich lange nicht erholen würden.

Nahe eines Haselgesträuchs ließ sich der Haradan-Krieger auf den weichen Waldboden sinken. In der Wunde an seiner Seite musste irgendetwas bei dem Sturz aufgerissen sein, weil der Schmerz erneut loderte und außerdem spürte er Blut warm und nass über seine Haut laufen, bis es im Bund seiner speckigen Hose versickerte.

Er packte die gestohlene Wegzehrung aus und trank hastige Schlucke des warm gewordenen Wassers aus dem robusten Beutel aus Hirschmagen. Das Wasser lief ihm rechts und links aus dem Mund, doch kümmerte es ihn nicht.

SeelenbindungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt