♦ 3. Kapitel

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Verwundert blinzelte ich und starrte auf die Türe, die soeben mit einem lauten Knall ins Schloss geflogen ist. River hatte meinen Kuchen genommen, obwohl er ihn angeblich nicht mochte. Und dann hatte er mich davon abhalten wollen, über eine unbefahrene Straße zu laufen. Allerdings verstand ich den Sinn im Zweitem nicht wirklich. Er muss doch gesehen haben, dass die Straße nicht befahren war. Wieso hat er mich also gegen seine Brust gezogen? Besonders, da er nur im Handtuch bekleidet gewesen war. Allein der Gedankte daran trieb die Schamesröte in meine Wangen. Schließlich entdeckte ich eine Silhouette im Fenster und wandte mich sofort um. Die Röte auf meinen Wangen verdunkelte sich in diesem Moment sicher ein Stück. Schnell machte ich mich daran, die Straße zu überqueren. Das einzig Gute war, dass River den Kuchen genommen hatte und ich mich somit nicht vor meinen Eltern blamieren konnte. Woher sollte ich auch wissen, dass er Umzugswagen nicht für den Einzug, sondern für den Auszug stand? Ich hatte einfach erwartet, dass sie gerade eingezogen waren.

Aber die Tatsache, dass ich mich irgendwie sicher gefühlt hatte, als River seinen Arme um mich geschlungen hatte, beängstigte mich. War er mir wichtig gewesen, schoss es mir sofort durch den Kopf. Doch das konnte ja nicht sein, sonst wäre er doch im Krankenhaus gewesen. Wenn wir uns etwas bedeuten würden, wäre er doch einer der ersten gewesen, die mich sehen wollte. Aber da war nur Mace gewesen. Und meine Eltern. Gedankenverloren öffnete ich die Türe und ignorierte, dass sein Blick noch immer auf mir brannte. Ich fragte mich, was so toll daran war, mich zu beachten, aber vermutlich wollte er nur sicher gehen, dass ich ihn auch nicht weiter stalkte oder auf sein Haus sah. Oder er dachte wirklich, dass ich jeden Moment überfahren werden. So oder so. Ich wollte, dass es aufhörte. Das war wirklich mehr als unangenehm. Erleichtert seufzte ich auf, als ich die Tür hinter mir schloss und den Schlüsse auf die Kommode legte. Sofort ertönten Schritte und meine Mutter stand im Flur. Überrascht sah sie auf meine leeren Hände. »Er hat den Kuchen genommen?«

»Mehr oder weniger«, antwortete ich ihr, während ich meine Schuhe abstreifte. Nun schien sie noch verwirrter zu sein. Ihre Stirn legte sich in Falten und sie musterte mich mit schiefgelegten Kopf. »Was meinst du denn damit?«

»Egal. Ist das Essen fertig?«, wechselte ich schnell das Thema, da ich ihr nun wirklich nicht erzählen wollte, was vorgefallen war. Für einen Moment sah sie mich noch unschlüssig an, dann entschied sie sich endlich dazu, das Thema fallen zu lassen. »Jede Minute.« Damit verschwand sie wieder in der Küche und ich machte mich daran, ihr zu folgen. Kurz darauf deckte ich den Tisch und musste immer wieder an River denken. An seine stechend grünen Augen, die sich in meine bohrten. An seine Arme, die sich vor ein paar Minuten noch um meinen Körper geschlungen hatten. Seine nackte Brust, die sich gegen meinen Rücken gedrückt hatte. Die Sorge in seinem Blick. Aber gleichzeitig auch diese Kälte, die es mir noch kälter den Rücken hinunterlaufen ließ. Und doch hatte seine Art etwas an sich, was mich irgendwie anzog. Gleichzeitig aber auch verjagte.

»Prinzessin? Willst du den ganzen Tag auf den Teller starren?«, riss mich die Stimme meines Vaters aus meinen wirren Gedankengängen. Ich blinzelte und richtete dann meinen Blick auf ihn. Röte schoss in meine Wangen. »Äh nein.« Mein Vater legte seinen Kopf schief und musterte mich. Wie ein Scanner. Ich schluckte. »River schafft es also doch immer wieder, dir den Kopf zu verdrehen.«

Meine Augen wurden groß. »Huh? Was meinst du damit?« Ein leises Lächeln huschte über seine Lippen. »Einmal hast du von diesem Jungen erzählt. Aber kaum hast du mit River Kuchen gebacken, hast du nur über River gesprochen. Und da wusstest du nicht mehr, wen du mehr magst. Das hat sich zwar wieder gelegt, aber er hat es auf jeden Fall geschafft, deinen Entschluss ins Wanken zu bringen.« Mehr sagte er dazu nicht und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Zeitung in seinen Händen. Lange blinzelte ich. River und ich waren also so etwas wie Freunde gewesen, schoss es mir durch den Kopf.

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