21. Kapitel

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Verlegen drehte ich mich zu River und wurde rot. Ich hatte das Klicken der Kamera genau gehört. Und das obwohl ich nicht wollte, dass er Fotos von mir schoss. Doch das schien ihn nicht wirklich zu interessieren. Egal, wie oft ich es ihm auch sagte. Es hinderte ihn nicht daran. Aber wütend konnte ich auch nicht auf ihn sein, da ich wusste, dass er das nur für seinen Eigengebrauch nutzte und niemals an jemanden senden würde, ohne mich nicht vorher zu fragen. Die Bewunderung in seinen Augen entging mir nicht, als er mich betrachtete. Sie sorgte dafür, dass mir ganz warm wurde und mein Herz schneller schlug.
»Wirst du eines Tages aufhören Bilder von mir zu schießen?«, fragte ich und richtete meinen Blick dann wieder aufs Meer, dass mittlerweile eher rot wirkte, da die Sonne unterging. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie er zu mir trat und neben mir stehen blieb. So dicht neben mir, dass ich seine Körperwärme spüren konnte. »Vermutlich niemals, Rainbow.« Ich rollte mit den Augen, konnte aber ein Lächeln nicht unterdrücken. »Und warum?«, fragte ich leise und richtete meinen Blick auf ihn. Auch er sah mich an. »Weil ich inspirierende und wunderschöne Dinge fotografiere.« Die Aufrichtigkeit in seinem Blick sorgte dafür, dass mir schwindlig wurde und meine Knie ganz weich.
Doch dann erinnerte ich mich daran, dass er noch immer angetrunken war. Klar, er hatte nicht soo verdammt getrunken, doch er war noch immer angetrunken.

»Du bist angetrunken, River«, murmelte ich und wandte den Blick ab. Auch, wenn ich mir noch so sehr wünschte, dass diese Worte wahr waren. Ich wusste auch, dass sie das nicht waren und vermutlich auch nie sein würden. Leider. Egal, wie sehr ich mir das wünschte. River würde das nie ernst meinen. Bevor ich allerdings weiter darüber nachdenken konnte, sprach River auf einmal: »Betrunkene lügen nicht, Mallory. Und ich würde dich nie anlügen.« Damit ließ er mich stehen und ließ mich mit meinen Gedanken alleine zurück.

Dann wurde alles auf einmal schwarz und das Bild verschwand, nur um von einem anderen Bild ersetzt zu werden.

Gelangweilt saß ich an dem Tisch, an dem ich sonst immer mit River saß. Doch heute ließ er sich nicht blicken. Genauso wenig wie Mace. Seufzend spießte ich meine Nudel auf und schob sie mir in den Mund. Lustlos kaute ich darauf herum. Die Sache war sehr kompliziert. Ich mochte beide. Jeder von ihnen hatte etwas, was ich mochte. Das machte es um so schwerer, eine Entscheidung zu treffen. Doch bei River wusste ich nicht wirklich, was er für mich empfand. Auch, wenn er dieses Wochenende versucht hatte, mich zu küssen. Klar, hatte ich eine schöne Zeit mit ihm im Strandhaus seiner Eltern. Doch er hatte getrunken. Seine ältere Schwester wurde von ihrem Freund betrogen und bevor sie sich aussprechen konnten, war er überfahren worden. Das hatte sie mitgenommen. So sehr, dass sie es hier nicht mehr aushielt. Und das machte River fertig. Und ich war mir sicher, dass er mich nicht wirklich hatte küssen wollen. River und ich waren Freunde. Sehr gute Freunde. Niemand hatte je was von Liebe gesagt, auch, wenn ich ihn mochte. Doch Mace mochte ich auch. Bei ihm war ich wenigstens sicher, dass er mich auch mochte.
Seufzend aß ich auf und wollte gerade aufstehen, als jemand auf mich zu kam. Es war ein Typ aus dem Footballteam. Verwirrt betrachtete ich ihn. Niemand kam freiwillig zu mir. Außer River und Mace.

»Hey, Mallory. Wie geht's?«, fragte er und setzte sich zu mir. Ich runzelte die Stirn und sah ihn an. »Äh gut und dir?«, erkundigte ich, wenn auch nur aus Höflichkeit. Er nickte und lächelte mich an. »Auch gut.« Dann fügte er hinzu: »Du sag mal, ich habe gehört, du magst River und Mace. Also beide. Doch wenn du dich entscheiden müsstest, wen würdest du nehmen?« Neugierig sah er mich an. Verwirrt runzelte ich die Stirn. Das wusste fast niemand. Ich sah mich um. Alle waren beschäftigt und niemand schien uns zuzuhören. Also was hatte ich zu verlieren? »Ich denke, ich würde mich für Mace entscheiden«, murmelte ich und spürte sogleich einen Stich in meinem Herzen. Doch River hatte mich noch nie küssen wollen. Und als wir im Strandhaus waren, war er nur verzweifelt und hatte mich nicht wirklich küssen wollen.
Mace hingegen hatte mir schon oft Komplimente gemacht und hatte auch gesagt, dass er mich mochte und eines Tages gerne mit mir ausgehen würde. Doch hätte ich gewusst, was ich mit dieser Entscheidung auslöse, hätte ich mich anders entschieden.

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