♦ 20. Kapitel

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Siedende Hitze weckte mich. Murrend öffnete ich die Augen und blickte mich verschlafen um. Mein Blick fiel sofort auf den Fernseher, der aus war und mir wurde bewusst, dass ich es nicht bis ins Bett geschafft hatte. Ganz toll, dachte ich mir und wollte von der Couch aufstehen, doch zwei Arme hinderten mich daran. Erschrocken hielt ich inne und senkte meinen Blick zu meinem Bauch, wo die beiden Arme lagen. Rivers Arme. Mir wurde noch heißer und mein Herz begann wild in meiner Brust zu pochen. Auf einmal nahm ich auch seinen Atem war, der sanft gegen meinen Nacken stieß. Eine Gänsehaut machte sich auf meinen Armen breit. Vorsichtig wollte ich seine Arme von mir lösen, doch River grummelte und zog mich näher an sich, als hätte er Angst, dass ich verschwinden würde. Also versuchte ich mich zu entspannen. Doch das war gar nicht so einfach, wenn die Blase drückte.
»River. Ich muss mal«, flüsterte ich leise und wollte seine Arme wieder lösen, doch diesmal presste er mich noch mehr an sich und sein Griff um mich wurde fester. Leise keuchte ich, als mir bewusst wurde, wie nah wir uns doch waren. Anscheinend hatten wir uns gestern Nacht irgendwie auf das kleine Sofa gelegt. Auch, wenn mir nicht mehr bewusst war, wie. River lag hinter mir und ich lag vor ihm. In Löffelchenstellung. Nicht so toll.

Röte schoss mir in die Wangen und ich drehte meinen Kopf zu ihm. Er schlief tief und fest und schien doch irgendwie hier zu sein, da er mich einfach nicht loslassen wollte. »River, wenn du nicht vollgepinkelt werden willst, musst du mich jetzt loslassen«, sagte ich, diesmal etwas lauter. Wieder nur ein Grummeln. Innerlich seufzte ich. »River Raymond, hör auf, mich an dich zu pressen, wie ein Kissen und lass mich aufs Klo!«, schrie ich jetzt schon fast in sein Ohr. Erschrocken riss er die Augen auf und lies mich sofort los. Seine Wangen färbten sich rot. »Tut mir leid, Rainbow«, murmelte er. Verlegen kratzte er sich am Nacken. Ihm schien das wirklich mehr als peinlich zu sein. »Schon okay«, sagte ich und stand auf. Er wich meinem Blick aus und sah lieber auf das Sofa, was mich schmunzeln ließ. Dann beeilte ich mich, aufs Klo zu kommen. Und doch konnte ich nicht leugnen, dass ich gerne noch etwas länger neben ihm liegengeblieben wäre. Etwas in mir hatte nicht aufstehen wollen. Und wenn ich nicht aufs Klo gehen hätte müssen, wäre ich auch noch länger bei ihm geblieben.
Diese Erkenntnis machte mir etwas Angst, aber stimmte mich auch fröhlich. Irgendwie. Innerlich seufzte ich. Jetzt wusste ich nicht einmal mehr, was ich fühlte. Das wurde immer besser, dachte ich mir und verschwand dann im Bad. Kurz darauf kam ich wieder heraus und lief zu River zurück. Dieser war mittlerweile aufgestanden und stand in der Küche. Noch bevor ich die Küche betreten konnte, bemerkte er mich und drehte mir den Kopf zu. Ein leises Lächeln legte sich auf seine Lippen, als er meinen Körper abscannte. Röte schoss mir in die Wangen und ich blickte an mir herab. Mein Oberteil war etwas nach oben gerutscht und ich hatte es noch nicht geschafft, es nach unten zu schieben. Das schlimme daran war, dass man jetzt das kleine Röllchen an meiner Hüfte sah.

Doch River betrachtete mich weiterhin mit diesem Funkeln in seinen Augen, was mich dazu brachte, ganz still zu stehen und für einen Moment zu akzeptieren, wie ich aussah. Wenn er mich so ansah, kam mich mir dumm vor, wenn ich mich mal wieder für meine Kleidergröße schämte. Ich kam mir wirklich dumm vor. Aber nur, wenn mich River so ansah. Mir wurde ganz heiß und schob schließlich mein Shirt nach unten. River räusperte sich und sah mir dann in die Augen. »Hast du Hunger?«, fragte er dann. Schnell nickte ich. Der Themawechsel tat ausgesprochen gut. River schmunzelte, dann sah er mich fragend an. »Was willst du denn essen?« Nun legte sich ein schiefes Grinsen auf meine Lippen. »Das, was du am besten kannst.« River sah mich einen Moment lang an, dann grinste er schief und seine Augen nahmen ein geheimnisvolles Funkeln an. »Das ist nicht das, was ich am besten kann, Rainbow«, flüsterte er, bevor er sich daran machte, eine Schüsselrauszuholen. Sprachlos sah ich ihm dabei zu, während sich seine Worte immer wieder in meinem Kopf wiederholten. Meine Wangen färbten sich rot. Das war garantiert nicht das, was ich als Antwort erwartet hatte.
Besonders, da ich nicht leugnen konnte, dass sie zweideutig klang und meine Gedanken eindeutig in die falsche Richtung brachten, weswegen meine Wangen noch mehr anfingen zu glühen. »Ich ähm... habt ihr hier auch Wechselklamotten oder so?«, fragte ich dann leise und rieb mir mit der rechten Hand über meinen linken Arm. River hob den Kopf und lächelte. »Ja, du hast Klamotten hier. In deinem Zimmer. Das dritte Zimmer von rechts.« Dann widmete er sich wieder dem Teig der Pancakes zu. Ich nickte, bedankte mich leise und lief nach oben. Noch immer fuhren meine Gedanken Achterbahn und mir war ganz heiß. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals.

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