Ein Kloß bildete sich in meinem Hals und ich wusste nicht so genau, wie ich reagieren sollte. Etwas in mir verstand nicht, wieso Mace so lange gewartet hatte, ein anderer Teil in mir freute sich tierisch darüber und ich spürte, wie mein Herz ein kleines Bisschen schneller schlug. Die Tür des Wagens ging auf und Mace stieg aus. Langsam bewegten sich meine Füße vorwärts. Er und ich mussten noch einiges klären und jetzt sah ich die Chance, wenigstens ein paar Antworten zu finden. Hoffte ich zumindest.
Natürlich konnte das auch ganz in die Hose gehen. Von hier war es schwer zu sagen, ob er wütend oder genervt oder sogar enttäuscht war. Nebenbei fragte ich mich, wieso er so lange gewartet hatte. Er hatte bestimmt vier bis fünf Stunden hier gewartet. Meine Füße bewegten sich immer langsamer, da ich die Situation nicht ganz einschätzen konnte. Doch schlussendlich stand ich doch vor ihm und begegnete seinen braunen Augen, die sich in meine bohrten. »Hast du wirklich so lange gewartet?«, fragte ich leise und rieb mir mit der rechten Hand über den linken Arm. Etwas an seinem intensiven Blick machte mich nervös. Mace nickte. »Ja, ich wollte mit dir über Trey reden.« Trey hieß also dieser Riese, der mich hasste...»Da gibt es nicht viel zu bereden. Er hat mich beleidigt und all das. Er scheint mich nicht sonderlich zu mögen. Und ich möchte nicht zu einer Party, auf der er auch erscheint. Sorry«, sagte ich und spannte mich an. Allein der Gedanke an die Dinge, die Trey zu mir gesagt hatte, setzten mir zu. In Maces Miene blitzte Sorge auf. »Trey ist mein bester Freund seit der Grundschule. Manchmal kann er so sein. Ich schwöre, dass er dich nicht hasst. Er ist nur... wie soll man sagen... Manchmal etwas... na ja... unmöglich. Er findet das ab und zu ganz lustig. Ich sage ihm oft, dass er das lassen soll. Ich hab ihm auch gesagt, dass er dich in Ruhe lassen soll.« Ich runzelte die Stirn. Wenn Mace und er doch so gut befreundet waren, wieso sollte Trey mich dann mobben, wenn er doch wissen müsste, dass Mace mich doch zu mögen schien? Oder war ihm das einfach egal? »Wenn ihr so gute Freunde seid, wieso redet er dann so über mich?« Mace seufzte und fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht. Er wirkte müde. »Er findet es lustig, mir auf die Nerven zu gehen. Nimm seine Worte nicht persönlich. Er wollte mich einfach nur aus der Reserve locken, um zu sehen, was ich machen werde. Er hat so seine komischen Wegen Gefühle aus Menschen zu entlocken. Trey wollte einfach, dass ich zugebe, dass ich dich mag«, erklärte er mir.
Verwirrt runzelte ich die Stirn. Das war ein ziemlich komischer Weg das aus Mace herauszubekommen und irgendetwas sagte mir, dass das nicht alles war. Da war noch viel mehr und irgendwie glaubte ich auch nicht alles. Wieso sollte Trey das machen und wieso sollte Mace so lange dulden, dass Trey Menschen fertig machte? Doch um mehr darüber zu erfahren, musste ich erstmal so tun, als wie wäre das schon okay. »Wieso hast du so lange auf mich gewartet?«, erkundigte ich mich dann, um vom Thema abzukommen, was Mace sehr gerne entgegennahm. Auf einmal wirkte er viel entspannter. »Weil es mir wichtig war, dass mit dir noch heute zu besprechen. Es war mir wichtig sicher zu stellen, dass du nicht mehr so darüber nachdenkst und dass es dir nicht wehtut. Ich will nicht, dass Leute dir wehtun. Nicht mehr«, flüsterte er leise und sah mir dabei in die Augen. Mein Herz setzte einen Schlag aus und ein leichtes Kribbeln stieg in mir auf. Seine Worte berührten mich und schoben die ganzen Zweifel für einen Moment beiseite. Doch dann filterte mein Gehirn zwei Worte. Nicht mehr. Was meinte er damit, schoss es mir sofort durch den Kopf. »Was meinst du mit „Nicht mehr"?« Alarmiert und neugierig sah ich ihn an. Versuchte seine Gesichtszüge zu deuten. Er schluckte und senkte für einen kurzen Moment den Blick. Es wirkte fast so, als schämte er sich für die Wahrheit, nur verstand ich nicht so ganz warum.
»Ich bin sicher, dass dir deine Eltern erzählt haben, dass du gemobbt worden bist. Das meinte ich damit«, erklärte er mir und sah wieder auf. Diesmal konnte ich nichts in seinem Gesicht lesen. Es war als hätte er alle seine Gefühle hinter einer undurchdringbaren Maske versteckt. Ein komisches Gefühl machte sich in mir breit und eine leise Stimme flüsterte mir zu, dass da etwas nicht ganz stimmen konnte. Doch ich redete mir zu diesem Zeitpunkt ein, dass ich das doch gar nicht wissen konnte. Schließlich hatte ich mein Gedächtnis verloren. »Oh okay«, antwortete ich leise und unterdrückte die Zweifel, die sich in mir breit machen wollten. Wieso sollte Mace auch so lange auf mich warten, um mich dann eh anzulügen? Und im Krankenhaus hatte er ziemlich ehrlich gewirkt. Meiner Meinung nach jedenfalls. Ein leichtes Lächeln zierte seine rosigen Lippen. »Wie wäre es, wenn wir noch wo hin fahren? Wenn du schon nicht auf die Party willst.« Etwas überrascht von seinem Angebot blinzelte ich. »Wohin denn?« Das Lächeln auf seinen Lippen wurde größer und seine Augen begannen zu funkeln. »Das verrate ich dir nicht, Mallory.« Ich legte den Kopf schief. »Und woher soll ich dann wissen, ob du mich nicht entführst oder so?« Ein Schmunzeln zuckte um seine Mundwinkel. »Ich schätzte einfach, dass musst du einfach herausfinden«, antwortete er mir.
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Lost souls ✔
Teen Fiction♦ Mallorys Leben ändert sich von heute auf morgen, als sie einen Unfall hat und dabei ihren Kopf schwer verletzt. Diese Verletzug führt dazu, dass sie einen Teil ihres Gedächtnisses verliert. Ihr "neues" Leben wird die reinste Achterbahnfahrt. Nich...