♦ 19. Kapitel

2.4K 156 15
                                    


Das Gefühl der Freiheit wurde immer größer, als mir langsam aber sicher die Meeresluft in die Nase stieg und mein Herz begann schneller zu schlagen. Es war krass, dass ich mich nicht an meinen ersten Tag am Strand erinnerte, aber mich genau an den Geruch erinnerte. Alle Muskeln in meinem Körper waren entspannt. Mir war klar, dass man von Bay View nur eine knappe halbe Stunde zum Strand brauchte. Vielleicht sogar weniger. Und doch fühlte es sich so an, als würde ich mich 1000 Kilometer entfernt befinden. Fernab meiner Probleme. Meiner Sorgen. Natürlich wusste ich, dass das nur ein Gefühl war. Doch trotzdem fühlte es sich so an. Und als ich schließlich das Meer erblickte, löste das ein Gefühl der Ruhe in mir aus. Als könnte nichts auf der Welt mich zu Fall bringen. Und das tat gut. Genüsslich sog ich den Anblick, der sich mir bot, in mich auf. Genoss jede Sekunde davon. Doch bevor wir ganz an den Strand konnten, bog River von der Straße auf eine Nebenstraße ab. Obwohl ich eigentlich alarmiert sein sollte, spürte ich nichts der Gleichen. Ich war entspannt. Ruhig. Mein Vertrauen zu River war groß, wie ich in diesem Moment feststellte. Man könnte sagen, dass das dumm war, aber es fühlte sich nicht so an.

Ein paar Minuten später hielt River vor einem Strandhaus an. Meine Augen wurden groß, als er die Maschine parkte und abstieg. Verblüfft sah ich ihn an, stieg aber ebenfalls ab. Ein sanftes Lächeln umspielte seine Lippen, als der den Helm von seinem Kopf zog. »Gehört das deiner Familie?«, fragte ich verblüfft. Er nickte. »Ja. Wenn wir mal genug von der Welt haben, kommen wir immer hier her.« Ein Lächeln umspielte meine Lippen. Mein Herz schlug schneller. Ich wusste, dass ein Strandhaus schon immer mein Traum gewesen war. Und dieses schien meinen Träumen zu entsprechen. Als hätte das Haus in meinem Traum endlich ein Gesicht bekommen. »Es ist wunderschön«, murmelte ich und trat darauf zu, gefolgt von River. Bevor ich es betreten konnte, trat River vor mich und sperrte die Türe auf. Dann traten wir nacheinander hinein. Meine Augen wurden groß. So hatte ich mir immer ein Strandhaus vorgestellt. Genauso. Die Wände waren in einem schlichten Weiß gehalten. Aber mit Bildern verziert und überall standen kleine Leuchttürme und zur Zierde lagen Muscheln auf den Schränken. Fasziniert blickte ich mich um. Die Küche war schön groß und das Wohnzimmer sah jetzt schon gemütlich aus.

Auf einer Art Tisch stand ein Fernseher und dazu ein DVD-Player. Mein Blick glitt weiter, zu der großen Treppe, die nach oben führte. Verträumt sah ich mich weiter um und sog jedes noch so kleine Detail in mich auf. »Es scheint dir ja zu gefallen«, bemerkte River. Ich nickte und drehte meinen Kopf zu ihm. Er lächelte sanft und warm. »Ja. Als kleines Kind habe ich immer von einem Strandhaus geträumt«, antwortete ich. Er grinste. »Ich weiß.« Röte schoss mir in die Wangen. Natürlich wusste er das. Wie sollte es auch anders sein? »Deswegen hast du hier sogar dein eigenes Zimmer«, fügte er hinzu. Ich riss die Augen auf und sah ihn an. »Was?«, stammelte ich überrascht. Er nickte lächelnd. »Ja. Gleich nachdem wir das erste Mal hier waren, haben wir ein Zimmer ausgeräumt, was wir gar nicht brauchen und dann wurde es dein Zimmer.« Meine Augen mussten den Durchmesser eines Tellers haben, so wie ich ihn mit großen Augen ansah.

»Aber River...«, murmelte ich, doch bevor ich weiterreden konnte, sprach er schon weiter. »Meine Eltern hatten nichts dagegen und Eva hat sich auch total gefreut, dass dein Zimmer neben ihrem ist. Also hör auf, jetzt durchzudrehen. Das bist du damals auch und es war umsonst.« Ich nickte und gab mich somit geschlagen, was ihn zum Lächeln brachte. »Wollen wir noch an den Strand? Ich kann eine Decke holen und ein paar Kissen«, sagte er und sah mich fragend an. Ich nickte und spürte, wie sich bei der Vorstellung ein Lächeln auf meine Lippen legte. Das hörte sich doch tatsächlich gut an. »Okay, warte kurz hier«, damit verschwand er nach oben, während ich mich weiter im Wohnzimmer umsah. Die Filmsammlung, die hier stand war wirklich groß, was in mir die Frage ausbrachte, ob sie alle Filme doppelt hatten oder ob sie einfach verschiedene in jedem Haus hatten. Dann wanderte mein Blick wieder zu den Bildern, die in den verschiedensten Bilderrahmen an den Wänden hingen oder auf den Regalen standen. Auf einem Bild waren River und ich. Ich erstarrte. Auf dem Bild lag in seinen Armen, während er durchs Wasser rannte. Bei genauerem Hinsehen bemerkte ich das Funkeln in meinen Augen. Ich sah glücklich aus.

Lost souls ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt