♦ 4. Kapitel

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Bibbernd saß ich auf einer Bank. Meine Kleidung war nass und unzählige Tränen liefen meine geröteten Wangen hinab. Fest umschlangen meine Arme meinen Körper, um mir ein kleines Bisschen Wärme zu geben. Jetzt wäre ein Werwolf nicht schlecht, dachte ich mir, verwarf diesen dummen Gedanken aber gleich wieder. Ich hatte andere Sorgen und musste einen Weg hier raus finden. Doch die Menge der Schüler, die mich in den kleinen Tümpel hier im Park geschubst hatten, standen noch immer bei der Lehrerin und diskutierten mit ihr. Eigentlich war das heute unser Ausflug gewesen. Und ich konnte nicht so einfach gehen. Doch gerade als ich aufstehen wollte, wurde um mich herum alles schwarz und ich blieb alleine in der Dunkelheit zurück. Auf der Bank. Ich hörte Schritte, doch ich konnte niemanden erkennen. Dann erklang wieder diese verzerrte Stimme. »Hier. Nimm die. Sie wird dich wärmen.« Und kurz darauf wurde meine alte Jacke von mir gezogen und danach eine andere um meine Schultern gelegt. Doch bevor ich antworten konnte, wurde alles schwarz.

Grummelnd wachte ich am nächsten Morgen zu dem Klang meines Weckers auf. Blind griff ich nach meinem Handy und stellte den Wecker aus, bevor ich meine Augen öffnete und gegen das Licht blinzelte, was durch die Vorhänge hindurch in mein Zimmer fiel. Erst langsam nahm ich den Regen war, der auf das Dach prasselte. Ganz toll. So liebte man es doch, geweckt zu werden. Ich erinnerte mich daran, dass ich es liebte, mit Regen einzuschlafen, aber mit ihm aufzuwachen, fand ich nicht so toll. Ganz und gar nicht toll.

Seufzend schwang ich die Bettdecke beiseite und schwang meine Beine über die Bettkannte. Lustlos erhob ich mich schließlich und streckte mich erst einmal ausgiebig. Meine Knochen knackten kurz, dann lief ich auf meinen Schrank zu und suchte eine schwarze Jeans, ein weißes Shirt heraus und suchte gerade eine Jacke, als mein Blick auf die Jeansjacke fiel. Etwas in mir wollte sie einfach da hängen lassen, doch dann fing meine Hand an, ein Eigenleben zu führen und kurz darauf befand auch sie sich bei den Kleidungsstücken, die ich heute tragen wollte. Und plötzlich erinnerte ich mich an meinen Traum. Konnte es sein, dass das gar kein Traum gewesen war? Sondern eine wage Erinnerung? Gut, ich hatte keine Gesichter erkannt, aber dennoch. Was, wenn derjenige mir diese Jacke gegeben hat? Dann ging ich damit ins Bad und wollte noch immer nicht ganz begreifen, wie um alles in der Welt diese Jacke so eine große Wirkung auf ich haben konnte. Da musste eindeutig etwas falsch gelaufen sein. Schließlich konnte sie nicht einmal mir gehören. Aber sie hatte etwas an sich. Etwas, was mir anscheinend irgendwie wichtig war. Außerdem war diese Jacke in meinem Schrank. Wieso sollte ich sie da also einfach hängen lassen? Und doch. Konnte es vielleicht die Jacke aus dem Traum sein? Sonst würde sie mir ja nicht so viel bedeuten...

Als ich das Bad betrat, schloss ich die Tür hinter mir und entledigte mich meiner Kleidung. Wie von selbst warf ich einen Blick in den Spiegel. Mein Arm zierte ein blauer Fleck, aber sonst war alles in Ordnung. Mein Blick blieb an meinen Oberschenkeln hängen. Mein Kiefer spannte sich an und ich wandte den Blick wieder ab. Bevor ich in die Dusche stieg, legte ich meine Kleidung auf das Waschbecken. Kurz darauf prasselte warmes Wasser auf mich herab und ich fing an mich zu waschen.

Nach guten zehn Minuten war ich damit fertig und stieg aus der Dusche. Kaum berührten meine Füße den Boden, schlang ich sogleich das Handtuch um meinen Körper und begann mich ab zu trocken. Nachdem das geschehen war, nahm ich meine Unterwäsche und zog sie mir über. Kurz darauf folgte die Hose und darauf folgte mein Oberteil und die Jacke. Erstaunlicherweise fühlte ich mich in der Jacke sehr wohl. Allerdings stieg mir ein herber, männlicher Duft in die Nase, der niemals von dem Waschmittel stammen konnte, nachdem meine anderen Sachen rochen. Ich erstarrte zu Stein. Konnte es wirklich sein, dass die Jacke einem Jungen gehörte? Dann lautete die andere Frage aber gleich auch, ob wie sie in meinen Schrank gekommen war. Mein Herzschlag setzte aus. Gehörte sie etwa Mace und ich hatte sie geklaut? Schließlich hatte ich auch heimliche Bilder gemacht...

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