Kapitel 32

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Ich liege in meinem Bett und starre an die Decke. Wieso immer ich? Mom, Jays Mom, Dad, Grams und Graps. Alle verschwinden aus meinem Leben. Ich habe mich ihm geöffnet. Ich habe mich ihm hinter den Mauern gezeigt. Und jetzt will er gehen. Es sind nur noch neun Tage, dann ist der Monat zu Ende. Er wird einfach gehen. Und was ist wenn er nicht mehr zurück kommt? Wenn ich einen Anruf erhalte, wo mir gesagt wird, wann die Beerdigung ist? Das würde ich nicht aushalten. Morgen ist Weihnachten. In den letzten Wochen habe ich ein paar Geschenke besorgt. Ein Einhornkuscheltier für Layla, was sie so toll fand, eine Werkzeugkiste für Ben, für Zac habe ich einen Gutschein für ein halbes Jahr Gitarrenunterricht, er möchte Gitarre lernen, weil Jay es so toll findet, für Jay habe ich konzertkarten für so eine Band die kein Schwein kennt und für Brayen tja. Mir ist nichts eingefallen. Da habe ich ihn angerufen gehabt und wir haben abgemacht uns nichts zu schenken. Ich hasse diese Jahreszeit aber liebe sie auch gleichzeitig. 
Okay ich habe einen Entschluss gefasst. Ich gehe Brayen aus dem Weg, verdränge meine Gefühle und irgendwann sind sie weg. Nicht der beste Plan aber was anderes kann ich nicht machen, damit es nicht so sehr weh tut. Egoistisch? Ja. Aber ich kann nicht mehr viel ertragen, bis alles was ich in mich hineingefressen hatte platzt und ich nur noch ein Haufen elend bin und in die Klapse muss. Morgen ist wieder Schule. Und dann auch noch zwei Stunden mit ihm. Allein wenn ich nur daran denke, was alles passieren kann wenn er weg ist, kommen mir die Tränen und ich muss mich stark zurückhalten nicht zu heulen. Ich habe so angst um ihn... Langsam lege ich mich auf die Seite. Augen zu und durch. Anders geht es nicht.
,,Luc komm jetzt. Wir müssen jetzt echt los." schreit mein Bruder von draußen. Mein dad ist wieder da, und deshalb müssen wir aus dem Fenster. Im Auto schaue ich auf mein Handy, was erneut klingelt. Brayen. Ich drücke ihn weg, und lege mein Handy mit dem Bildschirm nach unten hin. Jetzt habe ich Sicht auf ein Foto von Brayen und mir, was ich mir vor ein paar Tagen in meine Hülle gelegt hatte. Das sollte ich lieber raus nehmen, bevor man noch fragen stellt. Ich ziehe es raus und lege es in meine Tasche. ,,Rede doch mit ihm." ich weiß, Jay will nur helfen aber reden ist das letzte was ich möchte. Er geht, und ich muss versuchen meine Gefühle für ihn verschwinden zu lassen. Falls er es nicht schaffen würde, tut es vielleicht nicht so weh.
Ich gehe durch den Flur, mit einem Haufen an Büchern und Zetteln in der Hand. Selber schuld, wenn man sich freiwillig dazu meldet, das Archiv aufzuräumen! Plötzlich werde ich in einen Raum gezogen. Es ist die besenkammer? Dann wird das Licht angeschaltet und ich sehe in Brayens augen. ,,Bitte schieb mich nicht ab. Rede mit mir." ,,Nein. Ich will mich einfach von dir gern halten. Du weißt genau wie es bei mir war und ist. Jetzt gehst du. Was ist, wenn du nicht mehr wieder kommst?" Verzweifelt geht er sich durch die Haare. Doch er kann nichts dazu sagen. ,,Ich sollte gehen."
Weihnachtsabend. Wir sind alle bei Layla zu Hause im Gasthaus und sitzen um den Tannenbaum herum. Alle verteilen ihre Geschenke und es wird viel gelacht. Egal wie traurig ich jetzt bin, Ich muss den Schein bewahren und glücklich wirken. Nur so geht es. Sobald die Bescherung zu Ende war, haben wir uns an den Esstisch gesetzt und Ben hat den Truthahn aufgeschnitten.
Es ist schon halb drei Uhr morgens und meine Freunde haben alle zu tief in den Punsch geschaut. Ich sitze auf dem Sofa und gucke mir alles an. Layla und Ben am Tanzen, Jey und Zac unter dem Mistelzweig und küssen sich. Ich bin froh so tolle Freunde zu haben. Egal was ist, sie sind für mich da. Dafür bin ich sehr dankbar. Vielleicht bekomme ich meinen dad ja auch noch wieder auf die richtige Bahn.

„Na los Jay! Ich kann dich nicht tragen du musst mir schon helfen!" Jay hängt über meine Schulter und wiegt so viel wie ein nasser Sandsack. Drinnen schmeißt er sich auf die Couch und ich pflanze mich erschöpft daneben. ,,Hey Luc?" langsam richtet er mich auf und setzt sich neben mich. ,,Ja?" ,,Es tut mir leid wegen Brayen. Du sollst wissen, dass es okay ist wenn du weinst. Immer alles in dich hinein fressen bringt doch nichts. Ich bin für dich da. Und da ich dein Bruder bin, wenn auch nicht leiblich, bleibe ich für immer bei dir. Familie hält zusammen." dankend umarme ich ihn. Tja aber so bin ich nicht. Weinen ist nicht so mein Ding. Wenn man weint, sind andere beunruhigt und das will ich auch nicht. ,,Danke. Na los jetzt. Ab ins Bett."

✓Fucking hot teacher...✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt