Sowohl Ohnezahn, als auch die anderen Drachen sahen erschrocken in die Mitte des Kreises. Schattenklaues Blick landete auf Ohnezahn. Sie legte den Kopf schief und sah etwas traurig drein. Es sah aus wie eine Entschuldigung und nach wenigen Sekunden, die sich anfühlten wie Stunden, führte Ohnezahn sich endlich. Auch er knickte eine Pranke ein und verbeugte sich vor seiner Schwester. Tinder, Windfang, Fleischklops und Sturmpfeil taten es ihm gleich. Ryo sah was die Drachen taten, zuckte mit den Schultern und stützte sich auf ein Knie ab. Auch sie senkte ihren Kopf. Astrid folgte ihrem Beispiel, genauso wie die anderen Reiter. Die Zeit verging und sie verhielten sich stumm. Nach und nach begannen die Drachen ihre Köpfe wieder zu heben. Schattenklaue ging zu Ohnezahn und sie umarmten sich. Taffnuss hatte die Art, wie sie es taten, mal als "Drachenumarmung" bezeichnet. Dabei legten sie eigentlich nur den Kopf auf die Schulter des jeweils Anderen.
"Wisst ihr was das bedeutet?"
"Schattenklaue bleibt hier."
"Und Ohnezahn wird sie entweder auf unbestimmte Zeit verlieren oder ebenfalls bleiben."
Stumm teilten die Reiter beunruhigte Blicke untereinander.Eine Art Feier fand statt. Zahlreiche Nachtschatten ließen ihre neue Anführerin einfach nicht mehr in Ruhe, jeder wollte mit ihr reden. Es war eine spontane und wirklich schnelle Entscheidung, einige Nachtschatten schienen noch immer die Sache voller Skepsis zu betrachten. Niemand kannte die Nachtschattin, aber sie war die Nachfolgern und darin bestand kein Zweifel. Die Nachtschatten schienen loyale Wesen zu sein, denn wenn auch einige mit der Entscheidung unzufrieden zu sein schienen, sie alle befolgten Schattenklaues Anweisungen und widersprachen nicht. Sie erweisen ihr all den Respekt und die Achtung, welche auch ihr Vater genossen hatte. Heidrun hatte ihn letzendlich Feuermond genannt. Feuermond sah stolz zu seiner Tochter, aber auch seinen Sohn behielt er immer in der Nähe. Während Ohnezahn und Feuermond sich miteinander unterhielten, schlossen auch die anderen Drachen Bekanntschaften. Tinder und Windfang standen bei einigen jungen Nachtschatten und spielten mit ihnen. Sturmpfeil schien sich mit den anderen Weibchen ziemlich gut zu verstehen. Fleischklops leistete Schattenklaue und ihren Anhängern Gesellschaft. In der kurzen Zeit ihrer "Regentschaft" hatte sich eine Gruppe entwickelt, die ständig um sie herum war und ihr keine Minute Ruhe gestattete.
Etwas abseits sitzend beobachtete Hicks das Geschehen. Ryo entdeckte ihren Vater und setzte sich neben ihn.
"Warum guckst du so traurig?"
"Ich mache mir Sorgen. Schattenklaue wird nicht mit nach Berk kommen. Auch Ohnezahn hat hier seine ganze Familie und alle anderen Nachtschatten. Er hätte allen Grund hier zu leben."
"Aber er hat sich doch an Berk gewöhnt."
"Manchmal, da musst du von dem Gewohnten abweichen. Es kann das Schlimmste sein, was wir tun, aber meistens ist es das Beste, was wir tun können."
"Verstehe ich nicht."
Hicks lächelte sie leicht an.
"Ich habe es auch lange Zeit nicht verstanden. Hör zu, Ryo. Es gibt Situationen, da musst du auf dein Bauchgefühl hören. Es kann jeglicher Vernunft widersprechen, doch manchmal ist es das Richtige. Was nicht heißt, dass du aufhören solltest, deinen Verstand zu nutzen."
Er tippte dem Mädchen gegen die Stirn.
"Okey. Mein Bauchgefühl sagt...hm..., dass ich Hunger habe!"
"Richtig. Genau das soll es dir sagen", lachte Hicks.
"Komm, wir besorgen uns Essen. Dein Bauchgefühl soll doch beruhigt werden."Der Tag verging schleichend, hier komnte man sowieso nicht zwischen Tag und Nacht unterscheiden. Anscheinend würde es daran gemessen, wann die Nachtschatten wieder Schlaf benötigten. Sie schienen eine längere Ausdauer zu haben als Menschen, denn Heidrun hielt ihre Augen gerade so noch offen, als die kleinen Nachtschatten erst schlafen gingen. Sie hatte sich auf der Insel umgesehen. Windfang hatte sie begleitet und Licht gespendet. Die gesamte Insel war einfach nur schwarz und warm. Sie war nicht sehr groß und es gab nur wenige Stellen, an denen es kälter war. Überraschenderweise wuchs am anderen Ende der Insel jede Menge Grünzeug. Davon ging Heideun zumindest aus. Doch es war so kurz, dass man es nicht leicht aus der Luft erkannte und auf dem Boden sah es auch noch immer etwas armselig aus. Die Nachtschatten schienen damit etwas zu machen. Alles in allem schien die Insel der perfekte Lebensraum für die Sprösslinge von Donner und Tod zu sein. Am Ufer hatte Windfang reiche Beute machen können, die Heidrun und sie nun verspeisten. Das Leben hier schien recht ordentlich zu sein.
Hicks bekam nach langer Zeit endlich wieder die Möglichkeit, sich mit seinem Drachenfreund zu unterhalten.
"Ohnezahn! Freust du dich für Schattenklaue?"
Seine anfängliche Unsicherheit war wie weggeblasen, denn der Nachtschatten nickte enthusiastisch.
"Das ist super! Du wusstest auch nichts von der ganzen Sache, richtig?" Ohnezahn schüttelte den Kopf. Er legte sich neben Hicks hin und ließ sich von ihm den Nacken kraulen.
"Ja, sie wird hier mit Sicherheit nicht mehr weggehen. Wer hätte gedacht, dass sie die nächste Anführerin eines Nachtschattenstammes wird? Ich weiß noch, wie wir sie vor einigen Jahren gefunden haben."
Hicks hatte ein kurzes Flashback.Vor ihnen stand ein Nachtschatten mit schwarzen Schuppen, die allerdings etwas silbern aussahen. Die geradezu goldenen Augen sahen feindselig in Hicks und Ohnezahns Richtung. Ohnezahn gab keinen Ton von sich und auch Hicks war wie vom Donner gerührt. War das möglich? Hatten die beiden Freunde gerade einen weiteren Nachtschatten gefunden und allem Anschein nach auch noch ein Weibchen?
Hicks schüttelte seinen Kopf und wandte sich wieder Ohnezahn zu.
"Hast du dich schon entschieden, ob du bleibst oder mitkommst?"
Ohnezahn wiegte vage seinen Kopf.
"Ah, dann machen wir das anders" Hicks stand auf und sein Freund tat es ihm verwundert nach.
"Wenn du mitkommen willst, hebst du diese Pfote" Hicks deutete auf Ohnezahns linke Pfote. Das Licht ließ ihn noch etwas sehen.
"Willst du hierbleiben, hebst du die andere Pfote. Falls du dich noch nicht entschieden haben solltest, lässt du einfach beide unten, einverstanden?" Ohnezahn nickte. Das Licht flackerte und der Nachtschatten schien nachzudenken. In dem schwachen Flimmerlicht betrachtete Hicks mit aller Konzentration, die er noch aufbringen konnte, die Pfoten des Drachens.
Seine rechte Pfote zuckte.
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Dragons- Neue Welten [Ferien auf fernen Inseln 3]
FanfictionDie Südländer bleiben für einen längeren Zeitraum auf Berk und schließen somit neue Bekanntschaften, wie auch tiefere Freundschaften und mehr als das. Die Drachenreiter kehren bestmöglich zu ihren alten Aufgaben zurück, doch auch auf sie warten noch...