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Am nächsten Tag erreichten die Reisenden kurz nach Mittagszeit Andenverg. Die Stadt war wärmer als Berk, aber dennoch kälter als es auf Korika ist. Die Kleidung der Berkianer wurde langsam zu warm. Andenverg war größer als Fjördaci, so auch der Markt. Zwar hatten die Berkianer ihre Kleider eingepackt, die sie damals auf Korika trugen, doch die waren zu luftig. Also blieb ihnen nichts anderes übrig als auf den Markt zu gehen. Die Drachen ließ man im angrenzenden Wald. Heidrun konnte erfolgreich zwei Kämme gegen genügend Kleidung für sich wechseln. Taffnuss hatte sich von Rotzbacke das Rezept für Popcorn geholt und tauschte einen Beutel für Kleidung. Hicks blieb bei seiner Kleidung und erstand stattdessen Lebensmittel. Astrid und Ryo entdeckten einen Stand, an dem sie ihr Zahlungsmittel wechseln konnten. Fischbein unterhielt sich so gut er konnte mit Einheimischen um Informationen über deren Traditionen und Ähnliches zu sammeln.

"Wir sollten weiterreisen", meinte Taffnuss, wieder zurück bei den Drachen, "Hier gibt es nichts Interessantes."
"Mhm. Gut, lasst uns Essen und dann weiter."
Drachen und Reiter plünderten die Nahrungsmittel und tankten Energie. Ryo war schon bald satt und rannte um die Drachen herum, welche bald schon mit ihr spielten. Der Klang von Schritten weckte die Aufmerksamkeit der Drachen. Gerade als Tinder sich wieder abwendete schoss ein Netz aus dem Dickicht hervor und fing Tinder gemeinsam mit Fleischklops ein. Ehe die anderen Drachen reagieren konnten, waren auch sie in Netzen oder in Ketten mit Steinkugeln gefangen.
"Was ist hier los!?"
Männer und Frauen traten auf die Lichtung und hielten alle in Schach. Ryo klammerte sich fest an ihre Mutter und fing an zu schluchzen.
"Wir wollen nichts tun! Was wollt ihr von uns?" Die Fremden aber schienen Heidrun nicht zu verstehen und kreisten die Freunde nur weiter ein.
"Schon gut! Wir ergeben uns!"
Fischbein hob seine Hände und alle taten es ihm nach. Der Anführer der Truppe bedeutete ihnen mit dem Kopf den Leuten zu folgen. Sie taten es auch. Ryo fest in den Armen ging Astrid neben Hicks und Heidrun.
"Was könnten die von uns wollen?"
"Ich denke sie fühlen sich bedroht von uns. Wir sind mysteriöse Reisende, die auf Drachen reiten. Soweit ich weiß haben sich die Drachen aber hier nicht angesiedelt. Demzufolge könnten auch die Drachen für sie Neuerscheinungen sein."
Heidrun auf der anderen Seite nickte. "Wir müssen aufpassen. Ich bin noch lange nicht bereit diese Reise, geschweige denn mein Leben, enden zu lassen."
Ein stämmiger Mann mit dunkelblonden Haaren drehte sich zu ihnen um und hielt ihnen ein Speer entgegen. Ryo gab einen erstickten Schrei von sich. "Psht!" Er wandte ihnen den Rücken zu und setzte seinen Weg fort.

Der Trip dauerte ungefähr eine halbe Stunde. Sie kamen in ein Lager, welches aus Zelten bestand. Die Zelte waren dreieckig gebaut und mit Stoff überzogen. "Trocken ist es hier bestimmt nicht immer.", meinte Fischbein murmelnd. Er hatte Recht. Sobald es Regen gab, würde der Stoff nicht für Trockenheit sorgen. Ein Zelt war anders als die Restlichen. Es war größer und ründer. Dort wurden sie auch hineingeführt. Ein ebenfalls stämmiger dunkelblonder Mann empfing sie, wenn auch nicht sehr freundlich. Der Mann von vorhin stellte sich neben ihn und teilte etwas flüsternd mit. Kurz darauf rannte er raus und kam mit einer blonden Frau wieder. Schnell wurden Worte gewechselt. Die Frau wandte sich an die Berkianer.

"Mein Name ist Enya. Das ist unser Stammesführer Keto und sein Sohn Frejo. Wer seid ihr und was wollt ihr hier?"
Hicks meldete sich zu Wort.
"Ich heiße Hicks Haddock III. und bin das Oberhaupt von Berk. Das sind meine Freunde Taffnuss, Heidrun und Fischbein, sowie meine Frau Astrid mit unserer Tochter Ryo. Wir sind hier nur auf Durchreise und wollen niemandem etwas Böses."
Enya übersetzte schnell. Keto nickte und flüsterte ihr etwas zu.
"Wohin führt eure Reise?"
"Weit in den Süden. Wir waren dort bisher nicht."
"Was sind das für Geschöpfe die mit euch gewesen sein sollen?"
"Das sind Drachen."
Enya zuckte zusammen und flüsterte etwas zu laut. Auch die restlichen Anwesenden zuckten zusammen.
"Es ist also wahr. Es gibt sie noch und es gibt tatsächlich Menschen, die mit ihnen Frieden geschlossen haben."
"Das ist richtig, ja."
Enya gab etwas von sich, dass wie ein Fluch klang. Sie berichtete Keto schnell alles.
"Was wollt ihr im Süden?"
"Wir wollen andere Drachen finden. Solche, wie es sie im Norden nur zweimal gibt."
"Was habt ihr mit denen vor? Stellt ihr eine Gefahr für uns da?"
"Aber nein. Wir haben nichts Böses im Sinn."
"Das sagt ihr so, aber woher sollen wir das bitte wissen? Ihr könnt es uns nicht beweisen, richtig?"
Hicks öffnete den Mund und klappte wieder zu. Anschließend schüttelte er den Kopf. Das konnten sie tatsächlich nicht.

Enya erstattete derweil Bericht. Frejo betrachtete die Gruppe nachdenklich. Es sah aus als würde er etwas in seinen Gedanken abwägen. Frejo wartete bis Enya fertig war und sprach seinen Vater an, dessen Miene von nachdenklich zu fröhlich wechselte. Er klopfte seinem Sohn auf den Rücken. Enya wurde eingeweiht.
"Also gut. Wie ihr gesehen habt, ist unser Lager nicht unbedingt gesichert oder wie ihr das nennt. Wir werden nass bei Regen und die Stoffzelte sind keine Hilfe. Unsere Lebensgrundlage ist das Jagen von Tieren, dessen Felle, Fleisch und so weiter wir verlauken. Zudem erstellen wir Kleidung. Doch all das reicht noch lange nicht und deswegen haben wir noch eine Einnahmequelle. Arbeiterhandel. Unser bester Kunde sucht schon lange nach geeigneten Arbeitern und Frejo ist der Meinung, dass ihr dafür die richtigen sein könntet. Das kleine Mädchen wird genauso wie ihr von den Leuten dort unterrichtet. Es ist nicht weit von hier. Eure Drachen sind geradezu ein Wunder, eine unglaublich kostbare Rarität. Wir können sie gegen Gebühr zur Schau stellen oder sie uns anderweitig zu Nutzen machen. Wir hätten euch gerne ziehen lassen, aber das Risiko ist zu groß und unsere Einnahmen sehr gering. Die Entscheidung des Stammesführers ist gefallen. Ihr werdet über Nacht unter Bewachung gelangen und dann werden wir uns am Morgen um euer Schicksal kümmern."

Dragons- Neue Welten [Ferien auf fernen Inseln 3]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt