Kapitel 8

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Bin wieder da. Willst du dir deinen Apfelmus selbst abholen kommen oder soll ich ihn dir vorbei bringen?

Ich war gerade damit beschäftigt gewesen mein Bücherregal zu entstauben, als mein Handy eine eingegangene Nachricht meldete. Das Staubtuch legte ich auf den Boden, neben die Schüssel mit dem Wasser, ehe ich hinüber zum Couchtisch ging. Als ich sah, dass es eine Nachricht von Riker war, begann mein Herz sofort schneller zu schlagen. Die wenigen Worten zauberten ein Lächeln auf meine Lippen.

Minutenlang starrte ich auf mein Telefon und las die Nachricht immer und immer wieder. War das seine Art mich zu sich nach Hause einzuladen oder auf eine Einladung zu mir zu spekulieren? Wenn ja, dann machte er das ganz geschickt, denn mein Körper vibrierte förmlich vor Aufregung. Egal für welche Variante ich mich entschied, es war absolutes Neuland für mich. Ich war noch nie bei einem Mann zu Hause gewesen –jedenfalls nicht allein.

Ich komme vorbei. Gib mir deine Adresse.

Es dauerte nur etwa dreißig Sekunden dann kam seine Antwort. Ein Blick zur Uhr zeigte mir, dass es kurz nach zehn Uhr war. Hatte er schon gefrühstückt? Vielleicht im Flugzeug?

Hast du schon was gegessen? Wenn nicht besorge ich etwas unterwegs.

Nein. Das wäre echt super. Magst du Chinesisch?

Ja. Was willst du?

Ich nehme das gleiche wie du.

Ich holte meine burgunderfarbene Strickjacke aus dem Schrank, schlüpft ein ein Paar schwarze Ballerinas, schnappte mir meine Handtasche und verließ die Wohnung. Kaum trat ich vor das Haus, da bog meine Vermieterin Miss Weatherly, die gerade von ihrer vormittäglichen Gassi-Runde mit ihrem Dackel Bruno zurück kam, in die Einfahrt ein.

„Ah, Beatrix. Guten Morgen."

„Guten Morgen, Miss Weatherly. Wie geht es Ihnen", fragte ich und ging in die Hocke. „Hey, Bruno, mein Süßer." Der Hund stellte seine Vorderbeine auf meinen Knien ab und versuchte mir das Gesicht zur Begrüßung abzulecken, aber ich wandte mich von seiner Zunge ab und kraulte ihn stattdessen hinter den Ohren.

„Danke, mir geht es gut. Und Bruno auch, wie du ja selbst siehst. Was hast du an diesem schönen Samstagvormittag vor?" Eigentlich eine harmlose Frage, gleichzeitig tropfte sie aber auch geradezu vor Neugier. Miss Weatherly war eine freundliche alte Dame, aber sie interessierte sich auch sehr für das Leben anderer Leute. Obwohl ich bereits seit zwei Jahren in dieser Straße lebte, kannte ich kaum jemanden aus der Nachbarschaft. Ganz anders als meine Vermieterin, die über jeden bestens bescheid zu wissen schien.

„Ich bin auf dem Weg zu einem alten Freund. Wir waren seit unserer Geburt Nachbarn und jetzt wohnt er auch in London." Ich hatte ihr erzählt, weswegen ich nach Hause geflogen war, aber sie musste ja nicht wissen, dass Riker schon seit drei Jahren in der Stadt lebte, denn dann hätte sie sich nur gewundert, weswegen wir uns vorher noch nicht getroffen hatten.

„Das ist ja toll. Dann kannst du ihm ja die Stadt zeigen." Unausgesprochen ließ sie die Bitte, ihn doch mal zu mir einzuladen, damit sie ihn kennenlernen konnte.

„Vielleicht", murmelte ich und erhob mich wieder. „Ich muss jetzt leider los, aber ich wünsche Ihnen noch einen schönen Samstag."

„Dir und deinem Freund auch", rief sie mir hinterher und ich hob die Hand, um ihr zu winken.

Zuerst besorgte ich das Essen und dann machte ich mich auf den Weg zur U-Bahn, wo ich zuerst mal nachschauen musste, mit welcher Bahn ich nach Richmond kam. Wenn man denkt, dass die Bahnen nur morgens uns am späten Nachmittag so richtig voll waren, der war noch nie an einem Samstag unterwegs gewesen. An jeder Haltestelle traf man Leute mit vollbepackten Plastiktüten oder Bastkörben an, die ihre Einkäufe erledigt hatten. Unnötig zu erwähnen, dass all das Gepäck zusätzlich platz wegnahm und ich mich mit meiner Tüte in die hinterste Ecke quetschen musste.

Peinlich BerührtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt