Kapitel 13

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Am nächsten Tag herrschte typisch englisches Wetter: es nieselte. Ich hatte eine Ewigkeit vor meinem Kleiderschrank gestanden und überlegt, was ich anziehen sollte, denn ich wollte Riker gefallen. Eigentlich ein blöder Gedanke, denn wir waren ja nur Freunde, aber sein Geständnis vom Vortag war mir die ganze Nacht im Kopf herumgeschwirrt, sodass ich fast kein Auge zugetan hatte. War es möglich, dass da vielleicht noch ein paar Gefühle von früher übrig waren? Und ich meinte nicht die, die man gegenüber einer guten Freundin hegte. Oder könnte er jetzt neue Gefühle für die Beatrix entwickeln, zu der ich in all den Jahren geworden war? Ach, was machte ich mir darüber eigentlich Gedanken, immerhin ließ ich ja sowieso keinen Mann an mich heran.

Letzendlich hatte ich mich für ein paar hellblaue Jeans entschieden und ein weißes Langarmshirt, dass einen sehr großzügigen V-Ausschnitt hatte. Meine Füße steckten in schwarzen kniehohen Stiefeln, die einen fünf Zentimeter hohen Absatz hatten. Das Outfit wurde mit der schwarzen Lederjacke abgerundet, die Riker bei unserer Shoppingtour für mich ausgesucht hatte.

Gerade noch pünktlich kam ich bei dem Restaurant an, wo Riker bereits an einem Tisch im hinteren Teil saß und wartete. Super, er hatte uns ein ruhiges Plätzchen gesucht. Dieser Mann dachte wirklich an alles. Er fummelte an einer Serviette herum. War er etwa nervös oder einfach nur gelangweilt? Mit einem schüchternen Lächeln ging ich auf ihn zu und nahm dabei seinen Anblick in mich auf. Seine schwarze, leicht abgewetzte Lederjacke hatte er über die Stuhllehne gehangen. Ein paar schwarze Jeans mit Rissen an den Knien betonten seine langen Beine, während ein weißer dünner Pulli seinen Oberkörper verhüllte, der eng anlag und durch den man seine ausgeprägten Brustmuskeln wunderbar erkennen konnte. Die Füße steckten in schwarzen schweren Boots. Riker war eine Augenweide und ich war nicht die einzige Frau, der das bewusst war. Es gab noch weitere Frauen im Restaurant, die ganz ungeniert einen Blick auf ihn warfen. Er schien davon nichts zu bemerken und falls doch, dann ignorierte er es einfach. Ich biss mir auf die Zunge und unterdrückte ein verträumtes Seufzen. Wie sollte ich bloß das Essen überstehen, wenn mir so ein verdammt heißer Typ die ganze Zeit gegenüber saß?

Mir wurde bewusst, wie das gleich auf die anderen Frauen wirken musste. Wie ein junges Paar, dass sich ein Mittagessen auswärts gönnte. Himmel! Wenn die wüssten. Beatrix Grant war für keine Frau eine Bedrohung, denn sie hielt sich so gut es ging fern von Männern. Einem klitzekleinen Teil von mir gefiel allerdings der Gedanke, dass man mich für Rikers Freundin halten würde. Also seine feste Freundin, nicht nur einegute Freundin. Wie es wohl wäre, händchenhaltend mit ihm durch die Straßen zu schlendern? Oder wenn er den Arm um meine Schultern legte, während wir uns ein Gemälde in einem Museum ansahen? All diese kleinen vertraulichen Gesten zwischen einem Pärchen kannte ich nur aus Büchern, Filmen, vom Sehen und natürlich aus meiner Fantasie. Erlebt hatte ich noch nichts davon, aber wie auch, wenn mir vom einen Tag auf den anderen meine Jugend genommen worden war? Während all meine Freunde die Erfahrung der ersten zarten Liebe gemacht hatten, hatte ich mich in meinem Zimmer verschanzt, mich in unförmige Klamotten gehüllt und wie verrückt gelernt. Lernen bedeutete Ablenkung. Genauso wie das Führen eines Tagebuchs.

„Hi", sagte ich, als ich am Tisch ankam.

Riker hob seinen Kopf und schob sofort seinen Stuhl zurück, sobald er mich sah. „Hi." Er stand auf und half mir aus der Jacke heraus. „Ich wollte schon Getränke bestellen, wusste aber nicht genau, worauf du Lust hast."

„Ein Wasser wäre okay gewesen." Es war schön zu hören, dass er auf meinen Wunsch einging und nicht einfach etwas bestellte.

„Okay. Ist vermerkt für das nächste Mal." Das breite Lächeln, dass er mir schenkte, erwärmte sogleich mein Herz.

Kaum hatte ich Platz genommen, kam auch schon die Bedienung. Eine kleine Frau mit pechschwarzen schulterlangen Locken, dunkelbraunen Augen, vollen roten Lippen und Haut in der Farbe von Milchschokolade. Sie war wirklich hübsch und sie musterte meinen Begleiter mit unverhohlenem Interesse. Riker hingegen sah weiterhin mich an.

Peinlich BerührtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt