Kapitel 25

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...zwei Wochen später...

Riker verstaute meine Tasche im Kofferraum während ich mich auf dem Beifahrersitz niederließ. Anfang der Woche hatte er mich darum gebeten mir nichts für das Wochenende vorzunehmen, da er eine Überraschung für mich hätte. Egal wie oft ich ihn fragte, was er geplant hatte, nie bekam ich eine Antwort. Wenn ich es dir sage, ist es ja keine Überraschung mehr, war alles was er erwiderte und mich zum schmunzeln brachte. Bisher war ich noch nie wirklich überrascht worden, daher fragte ich mich unentwegt, was ich erwarten sollte.

Als ich mich angeschnalt hatte, öffnete Riker die Fahrertür und nahm dann auf dem Sitz neben mir platz. „Hast du deinen Ausweis dabei?"

„Ja, du hast mich ja beinahe täglich daran erinnert", antwortete ich und rollte gespielt genervt mit den Augen.

Wirklich jeden Tag hatte er wie nebenbei erwähnt, dass es wichtig sei, meinen Ausweis nicht zu vergessen. Egal wo er mit mir hinwollte, so lange wir das Land nicht verließen, brauchte ich keinen Ausweiß. Es sei denn... Er würde doch nicht... Wieso auch? Was hätte es denn für einen Sinn das Land für ein Wochenende zu verlassen?

Riker schnallte sich ebenfalls an, startete den Motor und lenkte das Auto zurück auf die Straße.

„Sagst du mir jetzt endlich wohin du mich entführen willst?" Ich wandte mich ihm zu und studierte sein Profil. Da war keinerlei Regung in seinem Gesicht. Der Blick starr auf die Straße gerichtet, voller Konzentration.

„Noch nicht!"

Ich kniff die Augen ein wenig zusammen und nagte auf meiner Unterlippe. „Hast du Angst ich könnte sonst noch während der Fahrt das Auto verlassen?"

Seine Lippen verzogen sich zu einem kleinen Lächeln. „Vielleicht."

„Hmm..." Schnaubend setzte ich mich wieder gerade hin, verschränkte die Arme vor der Brust und starrrte ebenfalls geradeaus. Dann eben nicht! Wenn er mir nicht sagte, wohin wir fuhren, dann konnte er auch alleine Konversation betreiben. Da war ich eisern.

„Schmoll' nicht, Baby", sagte Riker beruhigend und tätschelte mir kurz das rechte Knie, „es wird dir gefallen, du wirst sehen."

Wie optimistisch er war. Ich hatte da so meine Zweifel. Überraschung hin oder her.

Unbeirrt fuhr er uns weiter durch den dichten Verkehr Londons und schließlich aus der Stadt heraus. Ein Blick auf die Uhr zeigte mir, dass es erst halb drei war. Gut das ich Freitags schon immer Mittags Schluss hatte. Wie ich wusste, bummelte Riker einige seiner Überstunden ab.

Wiesen und Felder ließen wir hinter uns. Die kleine Stimme in meinem Kopf sagte mir, dass er mich ans Meer entführen würde. Wirklich? Ich liebte das Meer. Natürlich wusste er das, immerhin waren wir zusammen aufgewachsen. Natürlich hatten wir als Kinder viel Zeit am Strand verbracht. Aber warum machte er darum so ein Geheimnis? Ich würde ihm keineswegs den Kopf abreißen, wenn wir das Wochenende an der Küste verbrachten. Dafür brauchten wir allerdings keinen Pass.

Erstaunt sah ich Riker von der Seite an, als wir uns dem Ärmelkanal näherten. Wollte er etwa mit mir nach Frankreich? Nicht das ich etwas dagegen gehabt hätte, denn ich liebte Frankreich. Bisher war ich nur in Calais gewesen, aber ich hatte mir schon überlegt meinen nächsten Geburtstag in Paris zu verbringen.

Er würde doch nicht... Oh mein Gott! Mein Herzschlag beschleunigte sich sofort. Konnte das wahr sein? Wollte Riker mit mir ein romantisches Wochenende in Paris verbringen? Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber es kam kein Wort heraus, also schloss ich ihn wieder. Ein Klos bildete sich ganz hinten in meiner Kehle und ich spürte, wie ganz langsam die Tränen aufstiegen. Bloß nicht weinen,ermahnte ich mich, denn du weißt ja noch gar nicht, ob er wirklich mit dir in die Stadt der Liebe wollte.

Peinlich BerührtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt