Kapitel 12

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Adams Sicht

Vorhin war eines dieser Monster in den kleinen Verschlag gekommen, in dem sie mich festhielten und hatte mich heraus gezerrt. Ich wurde wie die letzten Tage auch verhört, sie wollten Informationen über den Stützpunkt und die geplanten Missionen aber ich sagte nicht einen Ton. Sie waren irgendwann so verärgert über mein Schweigen, dass sie mich folterten. < Ich schütze mein Land, meine Freunde und die wichtigste Person in meinem Leben. > waren meine Gedanken als die Peitsche immer wieder auf meinen nackten Rücken krachte. Fast schlimmer als der Schmerz, ist die Demütigung. Über einen Stuhl gebeugt gefesselt zu sein und einfach nichts tun zu können, bricht völlig meinen Stolz.

Ich schrie vor Schmerzen, aber keine einzige Information drang über meine Lippen. Ich werde niemals, meine Freunde in Gefahr bringen und mein Land verraten. Die Ehre eines Soldaten gab mir die Kraft zum Schweigen.

Einer von ihnen schien mit Brandon zu telefonieren, denn immer wenn derjenige auf der anderen Seite des Telefons, was sagte das ihnen nicht passte, bekam ich wieder einen Peitschenhieb ab. Ich musste mich zusammen reißen, um nicht weiter zu schreien. Ich wollte nicht, dass Brandon hört wie ich leide, also bis ich mir auf die Zunge und dachte an Marys schönes Antlitz um mich abzulenken.

Es funktionierte einige Hiebe lang, aber als dann immer mehr von meinem warmen Blut meinen Rücken herunter floss konnte ich nicht mehr. Meiner Kehle entfuhr ein Schrei, der mich selbst beängstigte. < Wie muss das dann für Brandon sein? > Der das mit anhören muss. Aber die Antwort bekam ich sofort, er brüllte irgendetwas in den Hörer, sodass sogar ich die Wut in seiner Stimme mehr als deutlich hören konnte, aber ich verstand nicht was er sagte.

Das Telefonat wurde beendet und ich wieder zu dem Arzt gebracht der schon auf dem Laster meine Schusswunde verarztet hatte. Es war wirklich widerlich wie sie mich zurichteten, aber dann wieder von ihrem Quacksalber verarzten ließen. Nur notdürftig natürlich, sodass ich nicht an den Verletzungen sterben würde.

So leicht kriegen die mich nicht klein. Oh, sie werden sich an mir noch die Zähne ausbeißen.

< Wenn ich hier raus bin sehe ich Mary wieder und dann werde ich sie nie wieder loslassen. >

Marys Sicht

Ich war an dem Abend, an dem wir beim Jet waren heulend ins Bett gefallen. Überwältigt von Gefühlen der vergangenen fünf Jahre. Alles verdrängte, war plötzlich wieder da. Das Gefühl von Verlust und Schmerz war wieder all gegenwärtig. Doch nach einiger Zeit hatte ich keine Tränen mehr übrig. Ich lag nur noch im Bett und zog mir die Decke über die Nase.

Der Schmerz der in mein Herz nicht mehr rein passte, wurde auf meinen Körper übertragen. Ich habe seit dem Abend, Fieberschübe, Erbrechen und dieses beschissene Stechen im Herzen, das mir zeigt wie stark Adam sich darin verpflanzt hat. Nur Adam würde diesen Schmerz stillen können.

Ich wurde jetzt seit drei Tagen von Malaika im Bett gepflegt und Rafiki hatte die komplette Führung der Farm übernommen. Ich lag einfach wie ein nutzloses Häufchen Elend im Bett. Der Verlust vor fünf Jahren zog immer wieder an mir vorbei und direkt im Anschluss wiederholte sich der Tag des Kampfes vor meinem geistigen Auge. Ich musste immer an der gleichen Stelle weinen. Ich lag die meiste Zeit emotionslos und leergefegt im Bett, denn der Schmerz hatte mich fast vernichtet. Aber in dem Moment, wenn in meiner Erinnerung wieder nur fünf Jets am Himmel erschienen weinte ich immer wieder. Es waren krampfende Anfälle und laute Schluchzer die meinem Körper entfuhren. Ich weinte und schrie vor Schmerz.

Malaika sorgte sich so sehr um mich, dass sogar sie weinte. Ich hatte sie gestern auf der Treppe mit Rafiki reden hören. Sie sagte so etwas wie << Mein armes kleines Mädchen. Ich kann ihr einfach nicht helfen. Rafiki, nimm diese Hilflosigkeit von mir. Ich würde ihr ihren Schmerz am liebsten abnehmen, auch wenn ich ihn selbst erleiden müsste. >> << Hey, mein Schatz. Alles wird gut. Brandon wird ihn zurückholen und dann wird er ihren Schmerz schon allein mit seiner Rückkehr heilen. Wir können nur für sie da sein, wie wir es immer tun. Heilen kann sie nur Adam. >>

Es regt mich so dermaßen auf. Ich bereite den liebsten Menschen in meinem Leben solchen Kummer und solche Sorgen und kann es nicht ändern. Aber zu gleich weckten diese Worte auch meinen Kampfgeist. Der war zwar in irgendeiner Ecke so klein wie noch nie geschrumpft und vergraben worden, doch hat er Rafiki ganz genau zugehört. Ich wollte nicht mehr schwach und verletzlich im Bett liegen.

< Reiß dich jetzt am Riemen und kratz deine Würde und Stärke wieder zusammen! Mary, du bist immer noch stark genug um dem Leben zu trotzen. Du darfst die Menschen um dich nicht traurig machen. > Sprach ich im Kopf zu mir selbst.

Ich schwang die Beine aus dem Bett und sprang in Hotpants, Bluse und Stiefel. Wie ich dieses Outfit doch liebe. Allein wegen der Bewegungsfreiheit und den bequemen Stiefeln.

Ich fühlte mich gleich besser, als im Kuschelanzug im Bett aber mir wurde schon wieder schwindelig.

< Wenn ich doch wenigstens wüsste wie es Adam geht. >

Bei dem Gedanken fasste ich den Entschluss Brandon auszuhorchen. Ich sprintete fast nach draußen um ihn zu suchen, so groß war meine Sehnsucht nach einem Lebenszeichen von Adam.

In seinem Büro war Brandon schon mal nicht, ich lief also weiter zu den Hubschraubern, denn dort vermutete ich ihn und James. Tatsächlich, James kniete neben einem Hubschrauber während um ihn herum ein riesiger Haufen Werkzeug verstreut war und Brandon lief telefonierend auf und ab. Er atmete tief ein und presste dann die Luft zwischen den Zähnen wieder raus.

<< Was, verdammt nochmal, wollt ihr? >>

...

<< Nein, ich werde euch sicher keine Waffen und Fahrzeuge liefern. Also ich muss schon sagen, Material vom Feind erpressen ist echt ausgeklügelt. >>

...

<< Verdammt jetzt hört auf mit der Scheiße. Wenn ich ihn noch einmal schreien höre, dann werde ich an jedem einzelnen von euch Rache nehmen, sobald ihr auch nur einen Fehler macht. >>

Er legte auf und wandte sich zu James. << Ich weiß nicht wie lange er das aushält. >> James stand darauf hin auf und klopfte Brandon auf die Schulter. << Du weißt, dass er wahrscheinlich von uns allen der härteste ist. Körperlich mach ich mir jedenfalls keine Sorgen um ihn. >>

Erst jetzt entdeckten sie mich und sahen mich überrascht an. Ich nutzte ihren Schockmoment und ging auf Brandon zu. << Du sagst mir jetzt sofort wo er ist, wie es ihm geht und was sie mit ihm gemacht haben! >> << Man Mary, wenn ich wüsste wo sie ihn verstecken dann wäre ich schon längst dort und wie wird es ihm in Kriegsgefangenschaft in den Händen seiner Feinde wohl gehen? >> Ich erschrak über seinen Ton und wich einen Schritt zurück. Mir liefen schon Tränen in die Augen wegen seiner harten Worte, als ich von ihm in eine Umarmung gezogen wurde. Er drückte mich einfach an sich und flüsterte an meinem Ohr. << Sorry, ich wollte dich eben nicht so anfahren. Ich vermisse ihn doch auch. Ich verspreche dir, dass ich alles tue um ihn daraus zu holen. >>

Brandons Umarmung tat so gut, dass ich hemmungslos in sein Uniformhemd weinte. Ich spürte wieder die tiefe Sehnsucht und Sorge um Adam.

< Adam, wo bist du nur? Wie geht es dir? >

War and Harmony so close togetherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt