Kapitel 19

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Marys Sicht

Mit einem tiefen Seufzen ließ ich mich in meinen Sessel auf der Terrasse fallen und lehnte den Kopf dagegen.

< Warum ist er jetzt bloß so verschlossen und zurückweisend zu mir? Klar, die letzten Monate haben ihre Spuren hinterlassen, aber so? Wo ist der Adam hin, der dumme Sprüche reist und die Ruhe und Selbstsicherheit in Person ist. >

Brandon trat nach draußen und musterte mich. Meine nachdenkliche Miene hatte ihn anscheinend nicht verscheucht, denn er setzte sich mir gegenüber auf die kleine Couch.

<< Worüber zerbrichst du dir den Kopf? Ich kann es doch schon fast rattern hören, so nachdenklich und betrübt schaust du drein. >>

<< Ach, über Adam. >>

<< Hätte ich mir denken können. Gib ihm Zeit, er muss sich erst selber wiederfinden und alles verarbeiten. >>

<< Ja, ich weiß. Aber trotzdem versteh ich nicht warum er fast versucht mich zu ignorieren und jeden meiner Blicke meidet. >>

<< Das hast du jetzt nicht von mir, eigentlich sollte ich das als Adams bester Freund auch gar nicht ausplaudern aber irgendeiner muss euch ja mal in den Hintern treten. Ich finde einfach ihr würdet zueinander passen. >>

<< Hmm, kann sein. Leicht werden wir es aber nicht haben. Aber nun sag schon, was du ausplaudern willst. >>

<< Also gut, Adam schämt sich sehr für seinen Zustand. Er fühlt sich einfach gerade nicht als Mann, er ist in seinem Stolz gekränkt. >>

<< Was? Deswegen ist er so abweisend? >>

<< Du musst verstehen, dass Männern und vor allem uns Soldaten unsere Ehre und unser Stolz das heiligste überhaupt ist. Ich meine sowohl die Ehre als Mann einer Frau gegenüber als auch die eines Soldaten gegenüber seinem Land. >>

<< Ich hab mich eben an Momente erinnert vor seiner Gefangenschaft, in denen er noch frech mit mir geflirtet hat. Damals habe ich aus Angst alles abgeblockt aber als er weg geflogen ist in den Einsatz hab ich begriffen wie wichtig er mir geworden ist. Allein seine Blicke machen mich verrückt.>>

<< Es braucht Zeit, Mary. >>

<< Ich weiß, aber es tut weh. Erst die schmerzhafte Erkenntnis, dass er mir wichtig ist, der anschließende Verlustschmerz durch die Gefangenschaft und jetzt diese Zurückweisung. Immer wenn er meinen Blicken ausweicht, schnürt sich mir der Atem ab. Ihn so zusehen ist auch nicht gerade prickelnd. Ich möchte ihm helfen und bei ihm sein. >>

<< Ja, das kann ich verstehen. Aber er ist noch nicht lange wieder hier und erst seit ein paar Tagen wach, also hab ein bisschen Geduld. >>

<< Okay, ich versuche es. >>

<< So und jetzt sitz hier nicht länger rum und blas Trübsal, sondern bring deine Cowboys in Schwung und mach dich an die Arbeit wie immer. >> Sagt Brandon lachend und verschwindet dann selbst an die Arbeit.

Ich höre sogar auf ihn und gehe rüber zu den kleinen Häusern der Cowboys, welche nach links und etwas hinter meinem Haus liegen. Rafiki und Malaika kommen mir entgegen und auch Bijan tritt gerade vor die Tür, sie lächeln mich alle drei an und wir beginnen gemeinsam unseren Arbeitstag. Der aber heute relativ entspannt ist, nur kontrollieren ob es allen Tieren gut geht, hier und da mal eins behandeln und das wars.

Am Abend brauche ich dringend einen Mädels Abend mit Malaika. Wir sitzen in der Küche und haben das bodentiefe Fenster auf, sodass der Abendwind der Wüste herein kann.

<< Also, heute reicht aber kein Tee für meine aufgewühlten Gedanken, ich brauch Schnaps. >> sagte ich und knallte die Flasche auf den Küchentisch.

Wir beide haben eine Vorliebe für diesen Schnaps, denn Malaika macht ihn selber. Es ist mehr ein Likör mit afrikanischen Kräutern, schön bitter und brennend, also genau richtig wenn man den Alkohol spüren will. Wir saßen einfach lachend in der Küche und erzählten uns Anekdoten. Ich berichtete ihr mal wieder von einer sehr lustigen Geschichte von der Arbeit.

Rafiki war einmal von seinem Pferd abgeworfen worden, nur war das leider genau neben einem Wasserloch.

Sie hielt sich den Bauch vor Lachen, während ich ihr beschrieb wie das Pferd auf das Wasserloch zu galoppierte, kurz davor stoppte und Rafiki über den Kopf des Pferdes mit einem mehr oder weniger eleganten Köpper ins Wasser flog. Sie erzählte mir dafür von dem neusten Scherz ihres kleinen Sohnes. Er hatte die Lakritz – Bonbons seines Opa gegen Ziegenkacke ausgetauscht und da sich eben dies zum verwechseln ähnlich sieht hat sein Opa es erst gemerkt als es schon zu spät war.

Wir lachten und tranken bis spät in die Nacht. Bevor sie rüber ging in ihr Haus und ich die Treppe rauf, nahm sie mich in den Arm und drückte mich liebevoll. Ich hüpfte beschwingt und glücklich über den schönen Abend die Treppe hoch und stolperte ins mein Zimmer. Ich riss mir sofort die Klamotten vom Leib und zog mir mein Nachtkleid über, um dann beschwipst und geschafft ins Bett zufallen.

Adams Sicht

Mein Atem war völlig außer Kontrolle und mein Körper verschwitzt, als ich wieder aus einem Traum erwachte. Ich hatte den Nachmittag über geschlafen und es wurde gerade dunkel als ich senkrecht im Bett saß und mir versuchte klar zu machen, wo ich bin und das ich in Sicherheit bin.

Hier würde mir niemand eine schusssichere Weste überstreifen und Schießübungen mit mir machen. Das hatten sie nämlich im Lager der Rebellen auf offener Straße mit mir gemacht. Sie wollten mich ja nicht wirklich umbringen sondern mir nur klar machen, dass sie es jeder Zeit könnten, und so musste ich als Zielscheibe herhalten. Die Weste hielt zwar das schlimmste ab aber eine Kugel kam doch durch und blieb oberflächlich in meiner Brustmuskulatur stecken.

Ebenwährend des Traumes war es als würde ich den brennenden Schmerz wieder spüren, als würde sich die Kugel nochmal durch meine Haut bohren. In dem Moment bin ich dann aufgewacht und höre nun Mary zu, wie sie unten in der Küche aus voller Seele lacht. Ich bin völlig verzaubert von dem Klang ihres Lachens.

Langsam beruhige ich mich wieder und sinke zurück auf die Matratze.

< Oh Gott, mein Rücken reist gleich durch vor Schmerz. Dieser verdammte Nerv. >

Dachte ich mir und kniff die Augen zusammen wegen dem stechend ziehenden Schmerz neben meiner Wirbelsäule. Ich muss irgendwie an die Ruftaste für den Arzt kommen, doch plötzlich schien sie immer weiter weg zurücken auf dem Nachtschrank. Jeder Zentimeter den ich mich dorthin streckte brauchte Kraft und reizte den Nerv anscheinend weiter.

Ich brauchte eine Ewigkeit um nach einer dämlichen Taste zu greifen, als der Arzt dann da war entzog mir der Schmerz sogar die Luft und Kraft zum sprechen. Ich deutete ihm nur irgendwie auf meinen Rücken und er verstand anscheinend sofort. Eine Sanitäterin trat noch ins Zimmer und sie drehten mich auf den Bauch, dann legte der Arzt zwei Finger neben meine Wirbelsäule tastete kurz und dann durchzog mich ein noch stärkerer Schmerz.

< Oh, verdammt. >

Doch wenig später war der Schmerz gelindert und mein Rücken fühlte sich an wie neu. Ich konnte mich wieder frei bewegen. Alles war einfach komplett locker und fühlte sich super an. Der Nerv hatte komplett Ruhe gegeben.

<< Doctor Miller, wie haben sie das gemacht? >>

<< Ich habe ihren Nerv aus der Verklemmung befreit, in die er immer wieder rutscht. Den Handgriff müsste am besten auch eine Person aus ihrem Umfeld lernen. Sie haben mich ja nicht immer in der Nähe und ich kann ihnen nicht sagen ob und wann sich der Nerv erholt. Durch den Handgriff sind sie dann immer wieder schmerzfrei, aber sie brauchen eben eine andere Person, da sie selbst ja schlecht an ihren Rücken kommen. >>

<< Dann bringen sie bitte meinem Freund Brandon den Handgriff bei. Vielen Dank, mein Rücken ist jetzt fast wie neu. >>

< Verdammt, auf unbestimmte Zeit auf Hilfe angewiesen. Wie soll ich denn so wieder zu nem anständigen Soldaten werden? >

War and Harmony so close togetherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt