4.Kapitel

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„Schau mal, hier ist ein Parkplatz", sagt Louis und deutet auf eine freie Lücke auf der linken Seite. „Vergiss es, das ist noch viel zu nah an meiner Wohnung", sage ich und fahre daran vorbei. „Willst du einmal quer durch die Stadt fahren, oder was?"

„Wenn es nötig ist, ja", gebe ich zurück und bleibe an einer Kreuzung stehen. „Ach komm, das ist doch Blödsinnig. Wenn du die Karre hier aus der Gegend geklaut hast, dann sollte sie auch wieder hier abgestellt werden. Wenn du sie jetzt ans andere Ende der Stadt fährst, dann könnte das darauf schließen lassen, dass du wirklich von deinem Standort ablenken wolltest. Vielleicht stellst du sie wieder genau da ab, wo du sie herhattest, dann bemerkt es vielleicht nicht mal der Besitzer."

Gut, damit könnte er Recht haben. Immerhin bin ich gut genug im Autos knacken, dass der Besitzer das sicherlich nicht bemerkt. Er müsste dann schon auf den Kilometerstand gucken und ganz ehrlich, wer merkt sich den schon? Zähneknirschend fahre ich also in die Straße, aus der ich das Auto habe und wir finden tatsächlich den Parkplatz wieder, in der das Auto heute stand. Mit einem Zug bin ich in der Parklücke und wir steigen aus. „Wehe, du knallst die Tür jetzt wieder", ermahne ich Louis, der übertrieben vorsichtig die Tür schließt. Tatsächlich verursachen wir kein einziges Geräusch und huschen schnell auf dem Bürgersteig davon.

Ich bin froh, wenn ich gleich in meinem Bett liege und morgen diese blöden Bilder abgeben kann. Ständig muss ich an Mr Forster denken und daran, was mir wohl blühen könnte, wenn ich seine Forderungen nicht erfülle. Automatisch wandert meine Hand zu der Beule am Kopf. Zu der würde dann sicherlich noch eine dazu kommen – wenn nicht sogar schlimmeres.

„Ziemlich kalt", stellt Louis fest und zieht fröstelnd die Schultern hoch. Ich sehe ihn von der Seite her an und muss lachen: „Es ist mitten in der Nacht, was glaubst du denn? Natürlich ist es kalt."

„Ich war schon lange nicht mehr draußen, wenn es dunkel war. Mein Onkel hat mich nie gelassen", sagt Louis und seufzt bedauernd: „Dabei ist es eigentlich ganz schön draußen."

Das ist Ansichtssache, denke ich und sehe mich um. Die Straße ist schäbig, es liegt Müll herum und wir müssen aufpassen, nicht in die Hinterlassenschaften einiger Hunde zu treten. Louis scheint es jedoch zu gefallen und er sieht sich um, als wären wir im Paradies. Naja, wenn er von seinem Onkel wirklich nie rausgelassen wurde, dann verstehe ich natürlich, dass er alles interessant findet, was er sieht. Der Weg zu meiner Wohnung ist lang und Louis ist die ganze Zeit ziemlich still. Ich sehe, dass sein Blick über die schäbigen Hausfassaden gleitet und frage mich, ob er darüber nachdenkt, wieder zurück nach Hause zu gehen. Natürlich ist er eine schickere Umgebung gewohnt. Doch viel Zeit, mir Gedanken darüber zu machen, was Louis denken könnte, habe ich nicht. In meinem Kopf kreisen die Bilder herum, die ich morgen an Mr Forster abgeben muss. Wenn das erledigt ist, dann kann ich mich anderen Dingen zuwenden.

„Ich habe Hunger", sagt Louis und reißt mich aus meinen Gedanken. „Ich habe Nudeln zuhause", gebe ich abwesend zurück und sehe Louis an, der das Gesicht verzieht: „Darauf habe ich keine Lust. Ich hole mir unterwegs etwas. Hier gibt es doch sicherlich einen Imbiss, oder? Mein Onkel meinte, sowas gibt's an jeder Ecke."

„Da vorne ist was, da kannst du ja mal schauen." Ich deute mit dem Finger auf das Schild, das in der Scheibe eines schmuddeligen Imbisses hängt und in der Dunkelheit blinkt. Louis nickt und geht mir voran auf das Schild zu.

Obwohl sich Louis in seiner bequemen Hose und dem Hoodie eigentlich nicht von den anderen Gestalten unterscheidet, die sich um diese Uhrzeit noch hier herumtreiben, wird er beäugt. Natürlich: er braucht ewig, um sich für ein Gericht zu entscheiden. Mit genervtem Blick stehe ich neben ihm und versuche zu überhören, dass er fragt, wo der Unterschied zwischen einem Lahmacun und einer türkischen Pizza liegt.

9-2-9 • Buch I (Two Hearts Reihe)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt