7.Kapitel

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Als hätte mir das Fenster einen elektrischen Schlag verpasst, stoße ich mich davon ab, stürzte auf Louis zu: „Wir müssen weg!", sage ich panisch, renne zu einer Kiste und krame meinen Reisepass, sowie einige Geldscheine heraus, die ich für Notfälle dort gelagert habe. Louis steht da und lässt sich von meiner Panik sofort anstecken, weiß jedoch nicht, was er tun soll, weshalb er sich einmal um sich selbst dreht.

„Wer sind diese Leute?", fragt er und sieht mir nach, wie ich durch die Wohnung hetze und alles in einen Rucksack packe. Zum Glück habe ich meine Schuhe noch an. „Die gehören zu meinem Ex-Chef. Irgendwas ist mit den Bildern nicht okay", keuche ich und schließe die Schnallen. „Und was machen wir jetzt?", fragt Louis und sieht zur Tür. Schwere Schritte sind auf der Treppe zu hören, dann rummst es heftig gegen die Tür. „Styles! Wir wissen, dass du da bist. Komm raus! Du glaubst wohl, du kannst Forster übers Ohr hauen!" Schwere Stiefel treten gegen die Tür.

Verflixt, ich bin im Arsch.

„Ich habe ihn nicht übers Ohr gehauen!", rufe ich in Richtung Tür, in der Hoffnung, die Wogen zu glätten, das funktioniert allerdings nicht, wenn ich mich hier verbarrikadiere und die Kerle nicht reinlasse.

Aber ich will nicht nochmal verprügelt werden. „Das glauben wir nicht. Komm raus, du Feigling!", brüllt jemand draußen und wieder wird gegen die Tür getreten. „Wir müssen hier weg, wenn die mich in die Finger kriegen, bin ich tot", sage ich eilig und drehe mich um. Der einzige Weg nach draußen führt durch die Tür vor der die Kerle stehen...oder durchs Fenster. „Los komm", sage ich eilig und gehe ins Schlafzimmer, wo ich das Fenster aufstemme und nach unten blicke. „Harry, ich glaube, es dauert nicht mehr lange und die haben die Tür auf..." piepst Louis.

Da hat er recht, der Kühlschrank wackelt schon gefährlich und sicherlich dauert es nicht mehr lange, bis der umfällt und sie die Tür eintreten können. „Wir müssen hier raus", keuche ich, werfe mir den Rucksack über die Schulter und schwinge die Beine über die Fensterbank. „Du willst aus dem Fenster springen?", fragt Louis ungläubig über das laute Rufen der Männer hinweg. „Natürlich, einen anderen Weg gibt es nicht, jetzt komm schon, oder ich springe alleine, dann kannst du dich mit den Typen rumschlagen. Die würden sich freuen, wenn sie erfahren, wer du bist. Sicher springt ein gutes Lösegeld für dich raus."

Ich weiß, dass es gemein ist, Louis Angst zu machen, da er ja sowieso mit dem Leben hier „draußen" ein wenig überfordert ist, aber ich habe keine Zeit um ewig auf ihn einzuquatschen. Wir müssen zusehen, dass wir wegkommen, solange die Kerle noch denken, sie hätten mich in die Enge getrieben.

Direkt unter dem Fenster ist ein Garagendach, das uns aushalten müsste, wenn wir darauf landen und dann können wir über die Hinterhöfe flüchten.

Hinter uns kracht es. Der Kühlschrank ist umgefallen. Lange kann es nicht mehr dauern. „Ich strecke die Hand aus. „Los, komm schon", zische ich und packe Louis Finger, um ihn zum Fenster zu ziehen. „Zusammen, ja? Alleine traue ich mich nicht", bittet Louis. Ich verdrehe die Augen: „Meinetwegen, jetzt komm aber endlich."

Wir springen.

Das Garagendach ist weiter unten, als ich von oben eingeschätzt habe und wir landen ziemlich unsanft auf dem Wellblech, das langsam einknickt und dann nachgibt. Krachend bricht es ein und noch während ich falle und schmerzhaft zwischen Fahrrädern, einer Matratze, Pappkisten und Krempel lande, kann ich nur hoffen, dass Forsters Leute in meiner Wohnung noch immer genug Lärm veranstalten, um uns nicht zu hören. Louis landet halb auf mir und wir rappeln uns schnell wieder auf. „Los, weg hier." Polternd kämpfen wir uns frei, bleiben an allerlei Sachen hängen, doch irgendwann sind wir draußen. „Was, wenn die uns kriegen?", fragt Louis und sieht außer Atem zum Schlafzimmerfenster hoch: „Wow, sind wir da gerade echt rausgesprungen? Oh man, wie krass."

9-2-9 • Buch I (Two Hearts Reihe)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt