14.Kapitel

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Es ist ein sehr amüsanter Abend für mich.

Ich stehe an einer Säule, trinke einen Cocktail und beobachte Louis, der von dem Mann in Beschlag genommen wird und ständig hin und hergerissen scheint, wie er das nun finden soll. Mal lacht er und scheint seinen Spaß zu haben, mal sieht er hilfesuchend in meine Richtung. Mich amüsiert es.

Allerdings nur so lange, bis der Typ ein wenig zu aufdringlich wird und sich das lockere Tanzen in ein Bedrängen verwandelt. Erst denke ich, es ist nur eine spaßige Sache, aber als Louis immer öfters in meine Richtung sieht, fühle ich mich dann doch in der Verantwortung, einzuschreiten. Ich blase mich ein wenig auf, recke das Kinn und bahne mir einen Weg durch die Tanzenden. „Hey, würdest du bitte aufhören, ihn so zu bedrängen? Das sieht doch ein Blinder, dass er nicht will!", sage ich laut und deutlich zu dem Kerl und ziehe ihn von Louis weg. „Was mischst du dich denn da ein?" Der Typ sieht mich an und mir wird bewusst, dass er mich wohl die ganze Zeit nicht wirklich registriert zu haben scheint. „Ich mische mich ein, wo ich will und ich sehe, dass er keine Lust mehr hat, mit dir zu tanzen. Oder?", fragend sehe ich Louis an, der zaghaft nickt. Sofort fühlt sich der Kerl auf den Schlips getreten: „Und wieso hast du dann mein Getränk angenommen?"

„Ich wollte doch nur nett sein..."

„Weißt du etwa nicht, dass es eine Einwilligung für mehr ist, wenn man ein Getränk annimmt?", motzt der Typ und sein Blick wird richtig sauer. Das wird nicht gut enden. Ich bin sicher, dass er sich deutlich mehr für heute Nacht erhofft hat und bei dem Gedanken daran, möchte ich ihm am Liebsten eine reinhauen. Ich schätze ihn auf mindestens Dreißig und finde es unmöglich, dass er sich an Louis heranmacht, der noch so jung ist. Das geht einfach gar nicht.

„Und was jetzt? Soll ich einfach abhauen und alles war umsonst?"

„Ja, das wäre wohl das Beste", sage ich grimmig und stelle mich dicht neben Louis, der einen Schritt zurück macht und hinter mir Schutz sucht. Schnaubend murmelt der Typ etwas auf Deutsch, was wir natürlich nicht verstehen können, doch es klingt nicht sonderlich freundlich, dann macht er sich aus dem Staub.

Louis wirkt erleichtert, als er weg ist und geht rasch neben mir her zurück an die Säule, an der ich eben noch gestanden habe. „Oh man, der ging ja gar nicht. Was hat er denn gedacht, was wir heute Nacht tun?"

„Der wollte dich rumkriegen", antworte ich, doch Louis scheint nicht zu verstehen und ich werde deutlicher: „Er wollte vermutlich mit dir schlafen." Sofort reißt Louis die Augen auf und starrt mich ungläubig an. Sicher denkt er, ich verarsche ihn. „Aber...aber das....uh ighitt...ne ich dachte, der ist einfach nur nett." Oh man, der Junge hat wirklich keine Ahnung von anderen Menschen beziehungsweise vom normalen Leben, sonst wäre er nicht so leichtgläubig und naiv. „Louis, sieh dich hier doch mal um", sage ich ruhig und deute auf die Gestalten um uns her. Viele sind schon ordentlich betrunken, einige knutschen bereits so hemmungslos, dass ich befürchte, sie könnten gleich vollständig übereinander herfallen. Louis folgt meiner Handbewegung mit den Augen und langsam scheint es ihm zu dämmern. „Ich glaube, ich will zurück ins Hotel Harry."

„Auf keinen Fall. Wir haben hier Eintritt bezahlt und ich habe meinen Drink noch nicht ausgetrunken." Zum Beweis hebe ich mein noch fast volles Glas und proste Louis zu.

Ich weiß, ich sollte nicht so fies sein, aber ich trinke langsam. Louis fühlt sich jetzt deutlich unwohler in dem Club und wird hibbelig, doch ich koste es noch ein wenig aus. Er wollte feiern gehen, er wollte etwas erleben: da hat er sein Erlebnis. Natürlich habe ich ein Augen auf die Kerle in unserer Nähe und der Typ, dem Louis beziehungsweise ich, eine Abfuhr erteilt haben, taucht auch nicht mehr auf. Das beruhigt mich ein wenig. Womöglich wäre er noch mit einer ganzen Bagage an Kumpels zurückgekommen und hätte sich bei mir revanchiert.

9-2-9 • Buch I (Two Hearts Reihe)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt