„Die Dusche ist das ekelhafteste, was ich in meinem Leben bisher gesehen habe", sagt Louis, kaum hat er das Zimmer wieder betreten. Seine Haare sind nass, der hat sich das Handtuch um die Hüfte gewickelt und trägt seine Klamotten als zusammengeballtes Knäuel auf dem Arm.
„Die Fliesen waren total alt und an einer kleinen Ecke war sogar Schimmel", erzählt er mir. „Ach komm, so schlimm wird es schon nicht gewesen sein", versuche ich ihn zu beruhigen und reiche ihm das zweite Handtuch, damit er seine Haare etwas trocknen kann. „Willst du nicht auch duschen gehen? Dann wirst du das Handtuch noch brauchen." Er zögert, es anzunehmen, doch ich werfe es ihm über den Kopf. „Dann gehe ich eben erst duschen, wenn sie wieder trocken sind, aber du solltest hier nicht mit nassen Haaren rumsitzen, sonst erkältest du dich noch", sage ich mild und ernte dafür einen verwirrten Blick: „Wir haben Mai, wieso sollte ich mich denn erkälten?"
„Weiß ich nicht, aber wenn du die ganze Zeit Zuhause in Isolationshaft gehalten wurdest, dann kann es doch sein, dass du kein sonderlich gutes Immunsystem hast. „Achso, hm das hab ich noch gar nicht so bedacht. Da könntest du recht haben." Nachdenklich rubbelt sich Louis die Haare trocken und kämmt sie mit den Fingern grob durch, dann fällt er neben mir aufs Bett, sein Handtuch löst sich und rasch hält er es fest: „Ohje, jetzt hätte ich hier fast blank gezogen", murmelt er und wird knallrot.
„Wieso ist dir das peinlich? Das musst du mir jetzt genauer erklären", sage ich gespielt interessiert, stütze den Unterarm auf der Matratze auf und sehe ihn an. „Naja ich hatte nicht vor, dir hier alles zu präsentieren, nachdem du mich vorhin so angesprochen hast."
„Wie habe ich dich denn angesprochen? Fandest du es schön?" Louis schluckt und sein Blick wird unsicher. „Es hat mich ziemlich überrascht, wenn du es genau wissen willst und ich hab mich ein wenig...unwohl gefühlt...weil ich damit nicht gerechnet hatte. Stehst du auf mich?"
Jetzt hat er mich mit der Frage mindestens genauso kalt erwischt, wie ich ihn vorhin und es ist an mir, mit offenem Mund dazusitzen und ihn anzustarren. Um keine ehrliche Antwort geben zu müssen, gebe ich eine Gegenfrage zurück, obwohl das fies ist und Louis gegenüber nicht wirklich fair. Aber ich kann es nicht ehrlich beantworten. „Wäre das denn so schlimm?"
Wir sehen uns an und keiner sagt ein Wort. Louis malt Kreise auf die Bettdecke und immer wieder zuckt sein Mundwinkel. Wie gerne würde ich wissen, was er gerade denkt, doch wie es aussieht, weiß er es selber gerade nicht. Mich bringt diese Aktion von vorhin auch durcheinander. Natürlich weiß, ich dass ich Louis ganz attraktiv finde, was an sich ja nichts zu bedeuten hat. Und ich weiß auch, dass es seinen Reiz hat, ihm näher zu kommen. Unsere Reise hat etwas ungewisses an sich und da ist es natürlich schön, wenn man sich ausmalt, dass es jeden Tag vorbei sein könnte und man will alles mitnehmen, was geht.
Das klingt jetzt sicherlich total rücksichtslos, doch so ist es gar nicht gemeint. Dieses Gefühl, dass man uns bald wieder einfangen könnte, gibt unserer Reise etwas Bedrohliches und das macht jede Kleinigkeit, die wir erleben noch intensiver.
Dieses Zimmer beispielsweise: es ist karg und unter anderen Umständen fände ich es ganz furchtbar, doch jetzt, mit Interpol und Forster im Nacken, verwandelt es sich in eine Höhle er Sicherheit, einen Zufluchtsort und es ist gemütlich hier, obwohl der Regen draußen recht laut gegen eine Regenrinne platscht und die kleine Lampe im Zimmer flackert.
„Also was ist nun? Wäre es so schlimm?"
Mit aufgeblasenen Backen lässt sich Louis auf die Matratze fallen, legt sich den Arm übers Gesicht und sagt: „Ich hab keine Ahnung...woher soll ich das wissen. Ich kann aus keiner Erfahrung schöpfen, wie soll ich das also beurteilen können?"
DU LIEST GERADE
9-2-9 • Buch I (Two Hearts Reihe)
FanficWenn man kleinkriminell ist und dann auch noch die falsche Ware abliefert, dann steckt man in der Klemme. Harry ist in dieser Situation und versucht, seine Schulden durch einen Einbruch loszuwerden. Er nimmt einiges an Beute mit, aber auch etwas, d...