Das Thema Sex ist für diesen Nachmittag erledigt und wir machen uns einen schönen Tag im Park, schlendern zwischen Biergärten und einem kleinen See herum und am frühen Nachmittag gehen wir endlich ins Kaufhaus des Westens.
Louis ist nervös und hibbelig, als wir uns dem mächtigen Gebäude nähern, doch als die Eingangstüren aufschwingen und wir in die Haupthalle treten, wird er langsamer und unsicher. Wie bereits in London, scheint ihn die Masse an Menschen einzuschüchtern und vollkommen zu überfordern. Ich spüre, dass er angespannt ist und versucht, sich nichts anmerken zu lassen, doch das gelingt ihm nicht. „Wenn du magst, dann können wir auch wieder gehen. Im Grunde ist das hier einfach ein Einkaufszentrum, wie jedes andere auch. Wir müssen hier nicht sein", sage ich langsam und Louis nickt schnell, sagt jedoch: „Nein, ich will das alles sehen. Vielleicht ist es ja nicht überall so voll wie hier."
Also steuern wir direkt die Rolltreppe an und fahren in die erste Etage, doch auch dort ist das Gewusel noch sehr hektisch und wir fahren noch weiter nach oben.
Dort passieren wir luxuriöse Kleidungsmarken, die ihre Bereiche in schicken Farben gestaltet haben und tatsächlich ist es hier deutlich ruhiger. Je höher man kommt, desto teurer werden die Klamotten und dementsprechend wenige Touristen kommen hier herauf. „So einen Anzug habe ich auch", sagt Louis und deutet auf einen schmalen, dunkelblauen Anzug, der ausgestellt ist. Ich luge schnell auf das Preisschild und kann nur die Augenbrauen hochziehen.
Der Junge ist wirklich Luxus gewohnt, allein einen solchen Anzug zu besitzen, wenn man noch nicht ausgewachsen ist, grenzt in meinen Augen an Geldverschwendung. Aber Louis' Onkel hat's ja.
Und trotzdem habe ich Drucke bei ihm mitgenommen.
Das wurmt mich immer noch, wenn ich ehrlich sein soll. „Wofür hast du einen solchen Anzug?", frage ich nach, um meine Gedanken nicht weiter um die Drucke kreisen zu lassen. Louis sieht mich an, als sei die Frage vollkommen bescheuert und sagt: „Naja für Geschäftsessen. Ich soll ja mal die ganze Firma übernehmen und daher hat mich mein Onkel oft zu solchen Treffen mit Kunden mitgenommen. Schrecklich langweilige Abendessen waren das und ich musste die ganze Zeit brav am Tisch sitzen, freundlich sein und artig aussehen." Louis rümpft die Nase und er muss nicht mehr dazu sagen. Mir ist klar, dass er das nicht gerne gemacht hat. „Sag mal, was wird dein Onkel machen, wenn er merkt, dass du weg bist?", erkundige ich mich. Obwohl ich den Mann nicht kenne, traue ich ihm zu, dass er alle Hebel in Bewegung setzt, um Louis zu finden. Der Junge ist für ihn wertvoll und er wird es nicht akzeptieren, dass er geflüchtet ist.
„Der wird sicherlich das ganze MI6 mobilisieren oder so", lacht Louis und zuckt mit den Schultern. „Mir ist es ehrlich gesagt egal was er macht. Wenn ich wieder nach Hause kommen will, dann werde ich das selbst entscheiden." Das klingt recht selbstbewusst, allerdings glaube ich nicht, dass Louis' Onkel wirklich darauf wartet, dass sein Neffe von selbst zurückkommt. Ich schätze den Mann so ein, dass er alles tun wird, um ihn wieder zu finden.
Vielleicht war es keine so gute Idee, ihm mitzunehmen, womöglich hängt man mir noch eine Entführung an und darauf bin ich nicht sonderlich scharf.
Wir schlendern durch die Herrenabteilung und Louis deutet auf eine Jacke: „Schau mal, die würde dir sicherlich gut stehen. Probier sie doch mal an." Die Jacke ist aus weichem Leder, in dunklem Braun, hat schöne Ziernähte an den Ärmeln und am Rücken und wie ich vermute, ist sie schweineteuer. „Auf keinen Fall. Ich kann mein Geld für andere Sachen sinnvoller ausgeben", sage ich und schüttele den Kopf. Louis will gerade den Mund aufmachen, vermutlich um mir zu sagen, dass er sie mir bezahlt, doch das werde ich sicherlich nicht zulassen und gehe einfach an der Jacke vorbei. „Aber ich denke, wir wollten noch shoppen gehen", meint er bedauernd und beeilt sich mir hinterher zu kommen. Bestimmt hat er Angst, mich im Getümmel des Kaufhauses zu verlieren. Ich sehe mich schon dabei, ihn an der Kasse abholen zu müssen, wie ein Vater, der sein Kind im Spieleparadies vergessen hat. „Ja, das wollten wir, aber notwendige Sachen und der Laden hier sprengt definitiv unseren finanziellen Rahmen." Ich sehe Louis streng an, der eine Schnute zieht. Ihm ist nicht bewusst, dass wir nur das Geld zur Verfügung haben, das wir abgehoben haben, oder er will es einfach nicht einsehen, aber daran wird er sich gewöhnen müssen, zumindest so lange, bis er wieder Zuhause ist. „Aber...", setzt Louis an, doch ich schüttele den Kopf. Keine Widerrede. „Nein, nichts aber. Wir gehen jetzt in einen günstigen Laden und besorgen das Nötigste. Komm mit."
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9-2-9 • Buch I (Two Hearts Reihe)
FanfictionWenn man kleinkriminell ist und dann auch noch die falsche Ware abliefert, dann steckt man in der Klemme. Harry ist in dieser Situation und versucht, seine Schulden durch einen Einbruch loszuwerden. Er nimmt einiges an Beute mit, aber auch etwas, d...