13.Kapitel

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„Louis, das ist ein Gay Club."

„Quatsch, nur weil er einen Regenbogen im Logo hat, muss das noch lange nicht sein."

„Jetzt stell dich nicht so doof an, wir sind in Berlin, was denkst du denn? Du musst dir nur die Typen auf dem Flyer ansehen, dann weißt du Bescheid."

„Na und? Ist doch egal, ich will einfach einmal in einen Club gehen. Außerdem bist du doch schwul und vielleicht triffst du dort ja die Liebe deines Lebens." Daraufhin kann ich nicht anders, als die Augen zu verdrehen. „Louis, ich bin hierher gekommen, weil ich einen Schlägertrupp in England habe, der mich zu Hackfleisch verarbeiten will und ich meinen Arsch retten muss und nicht, um hier die große Liebe zu finden." Trotzig verschränkt Louis die Arme vor der Brust: „Na meinetwegen, dann gehe ich eben allein und du bleibst hier im Hotelzimmer." Na das soll er erst mal versuchen. Vermutlich würde Louis nicht mal den Weg zur nächsten Bushaltestelle alleine finden. „Ja, mach das doch, ich hab damit kein Problem, du bist volljährig und kannst machen, was du willst. Du bist doch volljährig oder?" Mir fällt auf, dass ich ihn gar nicht nach seinem Alter gefragt habe. Hoffentlich ist er schon 18 sonst sitze ich tiefer in der Scheiße, als ich gedacht hätte. „Natürlich bin ich das. Ich bin im Dezember 18 geworden", antwortet Louis leicht überheblich und ich seufze. Na Gott sei Dank.

„Gut, dann kannst du ja heute Abend Party machen gehen und ich sorge dafür, dass wir unsere neuen Pässe bekommen", sage ich gelassen und mache Anstalten, Louis Zimmer zu verlassen. Damit hat er wohl nicht gerechnet, denn er wird plötzlich kleinlaut: „Meinst du das jetzt im Ernst, Harry? Ich dachte das sei ein Scherz...ich...ich will nicht alleine dorthin gehen, da gehe ich sicherlich verloren."

„Ja, das glaube ich allerdings auch." Die Hand auf der Klinke sehe ich ihn an und warte darauf, dass er von seinem Plan abweicht. Doch er ist ein Dickkopf,wie ich bereits in den letzten Tagen gelernt haben sollte und so stehen wir da und starren uns an. Es ist wie bei wilden Tieren, die nur darauf warten, dass der Gegner den Blickkontakt abbricht, weil er es nicht mehr aushält.

Louis Augen sind groß und bittend und als er die Unterlippe vorschiebt, nicht viel, aber weit genug, dass es ausreicht, um mein Herz butterweich werden zu lassen, knicke ich ein. „Naa gut, wir gehen hin, aber nicht lange. Vielleicht müssen wir die Pässe heute noch abholen. Ich frage mal bei der Rezeption nach, ob der Typ sich schon gemeldet hat", seufze ich und Louis strahlt: „Prima, du bist echt cool, Harry."

„Jaja", sage ich wegwerfend und verlasse das Zimmer, um hinunter an die Rezeption zu gehen.

Dort steht eine hübsche junge Frau hinter dem Tresen und legt gerade das Telefon beiseite, als ich herantrete. „Guten Abend Mr Styles, was kann ich für Sie tun?", fragt sie mich freundlich und ich bin überrascht, dass sie sich meinen Namen gemerkt hat. Das ist mir bisher noch nie in einem Hotel passiert, allerdings ist das hier auch so nobel, dass es vermutlich zum Service gehört, dass man mit Namen angesprochen wird. Man fühlt sich gleich viel wohler. „Ich wollte mich erkundigen, ob vielleicht eine Nachricht für mich angekommen ist", sage ich ebenso freundlich, wie sie und sie sieht in ihrem PC nach. „Ja, ich glaube, da kam etwas für Sie an, einen Augenblick." Zwei Klicks später weiß sie Bescheid, dreht sich um und nimmt einen Briefumschlag aus einem Fach hinter der Rezeption. „Bitteschön." Sie reicht ihn mir und ich bedanke mich. Ein wenig nervös bin ich, als ich in den Aufzug trete und ihn öffne. Hoffentlich ist er wirklich von dem Fälscher und nicht von Forster, der mich irgendwie hier hat aufspüren lassen. Darauf wäre ich jetzt so gar nicht scharf. Die Lifttüren schließen sich und ich nehme eine schlichte Karte aus dem Umschlag.

„Ready to be picked up", steht darauf und ich weiß, dass wir die Reisepässe abholen können.

Louis ist nicht begeistert davon, dass wir erst die Pässe holen müssen, bevor es zur Party geht, aber ich lasse nicht mit mir reden. Die Reisepässe sind weitaus wichtiger und wenn der Typ sie schon so schnell fertiggestellt hat, dann sollten wir auch den Anstand haben und sie sofort abholen. Also trottet Louis ziemlich lustlos neben mir her, bis wir wieder in der trostlosen Straße von der Graffiti Tür stehen. Wir zahlen pro Pass 2400€ - eine enorme Summe, aber der Typ garantiert uns, dass diese Pässe am Flughafen auf jeden Fall durchkommen und das hat nunmal seinen Preis.

9-2-9 • Buch I (Two Hearts Reihe)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt