In Berlin ist es ein lauer Abend, als wir aus der U-Bahn steigen, die uns ins Zentrum der Stadt gebracht hat. Hier ist es so ganz anders als in London, stelle ich fest und mein Blick wandert von einer mit Graffiti besprühten Litfaßsäule zu einer schmalen Glasfassade, die hoch in den Abendhimmel ragt. Es riecht nach Abgasen, warmer Sommerluft und gebratenem Fleisch. Überall liegt Müll herum, den die Kunden der Mc Donalds Filiale auf den Bürgersteig geschmissen haben. Kopfschüttelnd sehe ich den Müll an und bleibe an der Ecke vor dem Glasgebäude stehen. „Sollen wir erst mal nach einer Unterkunft suchen?", fragt Louis und sieht unsicher zu einer Gruppe junger Männer hin, die einige Bier geleert hat und laut einige Passanten anpöbelt.
„Hast du das Geld noch?" Louis nickt und fasst sich an die Brusttasche. Noch am Flughafen haben wir noch 2000€ abgehoben und die Kreditkarte zerschnitten. Die Leute haben ein bisschen irritiert geschaut, aber nichts gesagt. Ich weiß, dass man anhand der Abrechnung zwar herausfinden kann, dass wir in Berlin am Flughafen angekommen sind, doch im Grunde ist das auch keine Überraschung, da wir einen Flug in diese Stadt gebucht haben. Aber so verliert sich unsere Spur wenigstens am Bankautomaten.
Wir gehen zu Fuß und weil wir uns nicht auskennen, schlendern wir einfach über eine Brücke auf die andere Seite der Spree und gehen eine breite Straße entlang, die mit sehr schönen Altbauten gesäumt ist. „Hier gibt es sicherlich gute Hotels, in denen wir absteigen können, was meinst du?", frage ich und lasse den Blick schweifen. Überall hängen Plakate und Schilder, die auf freie Zimmer hinweisen und ich würde sehr gerne einfach das erstbeste Hotel nehmen, doch Louis hat da andere Pläne. „Also ich war vor Jahren mal mit meinem Onkel hier auf einer Messe und wir waren in einem sehr schönen Hotel am Brandenburger Tor. Ich glaube, es war das Adlon."
„Vergiss es, ich steige nicht mit dir im Adlon ab." Das kommt gar nicht in Frage. Ich will mir diesen Luxus nicht leisten – auch wenn es eigentlich Louis Geld ist, mit dem wir reisen. Der Gedanke scheint ihm auch zu kommen und er sagt: „So, meinst du? Also wenn du mich fragst, dann ist das mein Geld und wenn ich meine, wir sollten im Adlon absteigen, dann werden wir das tun."
Louis ist ein ziemlicher Dickkopf, aber das hätte mir eigentlich schon denken können, immerhin hat er sich an mich drangehängt, wie eine Klette. Natürlich könnte ich jetzt eine Diskussion anfangen, Louis erklären, dass es einen ziemlich komischen Eindruck macht, wenn wir beide da alleine auftauchen und Zimmer buchen, aber ich ahne, dass Louis nicht mit sich reden lässt.
Und nun stehe ich da.
An der Rezeption des Adlon Hotels und Louis grinst über beide Ohren, weil er sich durchgesetzt hat.Kleiner Dickschädel.
Die Rezeptionistin sieht uns freundlich an, aber in ihrem Blick liegt die Frage, was um alles in der Welt wir hier wollen. Wir sehen nicht so aus, als könnten wir uns auch nur eine Nacht hier leisten. Vielleicht denkt sie, wir wollten sie auf den Arm nehmen und ihre wertvolle Zeit stehlen. „Was kosten zwei Zimmer pro Nacht?", fragt Louis und sie antwortet ohne zu Zögern: „Jeweils 340€. Soll ich Ihnen die Zimmer buchen?" Sie erwartet, dass Louis einen Rückzieher macht. Vermutlich kennt sie es nur allzu gut, dass sich junge Menschen in ihrem Budget überschätzen und wieder gehen, nachdem ein derart hoher Preis genannt wurde. Louis legt jedoch den Kopf schief, als müsste er das Angebot durchrechnen und sagt dann: „Ja gerne. Wir würden erst mal für drei Nächte bleiben."
„Drei Nächte? Das sind über 2000€." Mit schnellen Schritten gehe ich neben Louis den langen Flur entlang zu unseren Zimmern. „Man entspann dich, sei doch froh, dass ich dich einlade." Louis ist in diesem Luxus Zuhause, das sieht man allein daran, wie geübt er das Zimmer mit der Karte aufschließt. Er stößt die Tür auf und seufzt: „Wow, das ist schön. Schau mal."
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9-2-9 • Buch I (Two Hearts Reihe)
FanfictionWenn man kleinkriminell ist und dann auch noch die falsche Ware abliefert, dann steckt man in der Klemme. Harry ist in dieser Situation und versucht, seine Schulden durch einen Einbruch loszuwerden. Er nimmt einiges an Beute mit, aber auch etwas, d...