„Du hast noch nie geraucht?", fragt Zayn und leckt das Papier ab, bevor er den Joint zusammenrollt. „Nein, mein Onkel..."
„...hat dich nicht gelassen. Schon klar. Oh man, du arme Sau." Zayn schüttelt den Kopf, als könne er nicht glauben, dass Louis einfach gar nichts durfte. Louis sieht Zayn an, dann den Joint und beißt sich auf die Backe. Vermutlich denkt er darüber nach, was er jetzt sagen soll.
Mein Freund wirkt manchmal auf Leute, die ihn zum ersten Mal treffen, sehr einnehmend und selbstbewusst. Natürlich ist er das auch, aber im Grunde ist er wirklich ein guter Mensch. „Wenn du magst, kannst du gerne mal ziehen. Hier ist niemand, der dir heute Vorschriften machen kann." Zayn zwinkert ihm zu, entzündet den Joint und zieht einmal daran.
Dann reicht er ihn an mich weiter.
Früher habe ich häufig gekifft, weil ich es cool fand und es mochte. Heute dröhne ich mich nur selten damit zu, weil man davon so ruhig und langsam wird. Aus diesem Grund nehme ich nur einen Zug und der ist auch nicht allzu tief. Das Zeug kratzt im Hals und ich atme schnell wieder aus. „Hier, probier mal, aber du musst es länger in der Lunge halten, als Harry der Loser", neckt mich Zayn und sieht Louis ziemlich herausfordernd an.
Vorsichtig nimmt er den Joint in die Finger und führt ihn an seine Lippen. Zayn und ich sehen ihm dabei zu und ich frage mich, wie er es wohl hinbekommen wird.
Die Antwort ist: gar nicht.
Er zieht einmal daran, muss husten und gibt den Joint schnell zurück an Zayn, der grinst. „Vielleicht hat dein Onkel ja doch ganz gut damit getan, dir das zu verbieten." Louis verdreht die Augen, hustet aber weiter, sodass er nichts sagen kann, was Zayns Satz irgendwie widerlegen könnte. Das ist vermutlich auch besser so, denn ich glaube nicht, dass er Zayn etwas entgegenzusetzen hätte.
Wir sitzen in einem Stadtpark auf einer Bank in der Sonne und genießen den Tag. Ich bin erleichtert, dass ich meine Bilder losgeworden bin und jetzt erstmal keine Sorgen mehr habe.
Nur Zayn muss ich noch auf seine Flucht ansprechen. Nachdem mein Kumpel nochmal am Joint gezogen hat, wage ich es: „Sag mal, wieso hast du mich eigentlich im Haus allein gelassen?", frage ich und kriege den leisen Vorwurf nicht ganz aus meiner Stimme verbannt. Das ist allerdings auch nicht nötig, schließlich muss Zayn auch wissen, dass das absolut nicht okay war. Mein Kumpel sieht mich kurz an und sagt dann: „Naja, ich war in einem Schlafzimmer und habe irgendwann einen Schlag und ein Rumpeln gehört, da war ich sicher, dass man dich erwischt hat und hab lieber die Biege gemacht." Zayn Stimme klingt lässig und ich weiß, dass es ihm überhaupt nicht leid tut, dass er mich hängen gelassen hat, weshalb ich die Augenbrauen hebe. „Das war wirklich kollegial von dir."
„Och mensch, jetzt hab dich nicht so. Du tust ja gerade so, als würden wir füreinander die Hand ins Feuer legen, dabei solltest du doch wissen, dass sich bei Einbrüchen jeder selbst der Nächste ist, also sei nicht so ne Pussy. An meiner Stelle hättest du auch deine eigene Haut gerettet."
Tja, leider muss ich zugeben, dass er recht hat. Aus diesem Grund sage ich nichts, sondern sehe einem Eichhörnchen nach, das über den Weg flitzt und einen Baum hinaufklettert, als wäre es nichts. In unserer Branche ist es zwar wichtig, dass man sich halbwegs aufeinander verlassen kann, doch im Grunde wollen alle nur sicher und heil wieder aus der Sache rauskommen und wenn das bedeutet, dass man Opfer bringen muss, dann tut man das. Auch wenn das bedeutet, Freunde hängen zu lassen.
„Wieso macht ihr eigentlich Einbrüche?", will Louis wenig später wissen, als wir zu Fuß zurück zum Bus gehen, um wieder in die Wohnung zu fahren. Louis ist noch nie Bus gefahren und will es unbedingt einmal ausprobiere, ansonsten hätte ich die Bahn genommen, das ist einfacher und entspannter. „Keine Ahnung, ich bin da irgendwie reingerutscht. Am Anfang waren es nur kleine Sachen, wie Handtaschenraub, Ladendiebstähle, oder mal in einen Kiosk einbrechen, aber nach und nach wurden die Häuser größer, je mehr Erfahrung ich hatte."
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9-2-9 • Buch I (Two Hearts Reihe)
FanfictionWenn man kleinkriminell ist und dann auch noch die falsche Ware abliefert, dann steckt man in der Klemme. Harry ist in dieser Situation und versucht, seine Schulden durch einen Einbruch loszuwerden. Er nimmt einiges an Beute mit, aber auch etwas, d...