❄️9. Kapitel❄️

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P.o.V.: Elisa

Linus fuhr sich einmal durch seine blonden, leicht zerzausten Haare und antworte dann auf meine Frage: „Wir erkunden das Gebäude und lernen uns dabei näher kennen, oder hat jemand eine bessere Idee?" Alle außer Emilia, die sich immer noch an Alexander geschmiegt hatte, schüttelten den Kopf. Also standen wir auf und verließen gemeinsam die Kantine. „Ich denke, wir alle waren zuvor im Waisenhaus, oder?," nach dem alle genickt hatten, erhob Tina wieder ihre Stimme und fragte: „Kann sich irgendjemand noch an seine richtige Familie erinnern?" „Nein, ich nicht," gab ich von mir und die anderen schlossen sich mir kurz überlegend an. „Leute? I-ich habe Angst und fühle mich hier unwohl," murmelte Emilia und Alexander nahm sie tröstend in den Arm. „Wir doch auch," sagte Liam und ich streichelte ihr mitfühlend über ihren Rücken. „Also, wo wollen wir zuerst hin?," versuchte Linus Emilia abzulenken, was ihm auch etwas gelang. Sie blickte hoch, schien kurz zu überlegen und deutete dann Schulter zuckend in eine x-beliebige Richtung. Alexander ging ohne ein weiters Wort voraus. Ich verdrehte die Augen. Wollte er jetzt wirklich den starken, beschützenden Anführer spielen? Ich blickte zu Mason, der sich seit dem Essen gar nicht mehr zu Wort gemeldet hatte. „Folgen wir ihm," sagte er, als er meinen fragenden Blick sah und ging mit Liam und Tina Alexander nach. Nur Emilia stand noch am selben Fleck und starrte Löcher in den grauen leblosen Betonboden unter ihr. Ich berührte sie leicht an der Schulter. Sie zuckte zusammen und hob fragend den Kopf. „Komm, die anderen sind schon vor gegangen," flüsterte ich ihr lächelnd zu. Ihre schwarzen Haare, hingen ihr schnurgerade über die Schultern und ihre eben so dunklen Augen, unter denen sich tiefe Augenringe abzeichneten, starrten mich angsterfüllt an. Eine einsame Träne bahnte sich einen Weg über ihre linke Wange. Sie sah in dem Moment so verletzlich und schutzlos aus, dass ich nicht anders konnte, als sie in den Arm zu nehmen und in ihr rechtes Ohr: „Alles wird gut," zu flüstern. Sie nickte und ich ließ sie wieder los. Gemeinsam folgten wir unsere Gruppe, die weiter vorne stehen geblieben war, um auf uns zu warten.

Nach vier Stunden in denen wir immer mehr Gänge und Räume erkundet und kennengelernt hatten, befanden wir uns wieder vor der Kantine. In der Zeit, hatte ich viele neue Dinge über meine Teammitglieder erfahren. Zum Beispiel, dass Emilia 10 Jahre alt war und die kleine Schwester von Alexander ist, der 16 Jahre alt war. Linus und Mason waren 15 Jahre alt und Liam und Tina 14 Jahre alt, also genau so alt wie ich. Keiner von uns konnte sich an seine Eltern erinnern und keiner wusste, was sie vor dem Aufenthalt im Waisenhaus gemacht hatten. Jetzt standen wir ahnungslos vor der Kantine. „Kommt, lasst uns hinein gehen," bestimmte Alexander und ging in den Essensraum und schon wieder blieb uns nichts anderes über, als ihm bis zu unserem Tisch zu folgen. Nach ein paar Minuten kamen auch die anderen Gruppen in die Mensa und unser Gruppenleiter kam zu uns und sagte: „Ich hoffe, ihr habt meinen Rat befolgt. Beim Frühstück hatte ich vergessen, euch mitzuteilen, wie ihr mich nennen sollt, also werde ich dies jetzt nachholen. Ich verlange von euch, dass ihr mich nicht duzt und mit Meister ansprecht." Zufrieden nickte er und blickte jeden einzelnen von uns vielsagend an. „Wir werden Sie sicher nicht 'Meister' nennen," schoss es aus Alexander wütend heraus. Seine dunklen Augen leuchteten bedrohlich. „Doch, dass werdet ihr, oder ihr werdet schwer bestraft und jetzt entschuldigt mich, ich muss gehen. Wir sehen uns morgen beim Frühstück wieder," verkündete er und stapfte davon. „Das lassen wir doch nicht durchgehen! Ich werde niemanden Meister nennen," beschwerte sich Alexander weiter und stand auf. Er packte Emilia am Arm und zog sie hinter sich aus der Kantine. Ich schaute verwundert die anderen an. Sie waren wohl genau so verblüfft wie ich, denn alle starrten Alexander und Emilia hinterher. „Komm, wir gehen auch auf unser Zimmer," sagte Mason und stupste mich dabei leicht bei der rechten Schulter an. Ich nickte und auch wir verließen den großen, immer leerer werdenden Raum.

❄️The Icy Shadow❄️ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt