Kapitel 22

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PoV Amy

Ich wache durch den Geruch von Rauch auf und setze mich aufrecht hin, dabei merke ich, dass ich bei Jake geschlafen habe, der allerdings nicht hier ist. Ich stehe ruckartig auf, schwanke dabei kurz, fange mich aber wieder und laufe nach unten, wo der Rauch herkommt.

Unten sehe ich eine rauchende Pfanne und einen eingeschlafenen Jake, direkt neben einem eingeschlafenen Jakob. Belustigt schüttle ich den Kopf. Sie sind einfach mit dem Kopf auf dem Küchentisch eingeschlafen... Schnell nehme ich die Pfanne vom Herd und ehrlich gesagt ist nicht mehr wirklich zu sehen, was das werden sollte.

Ich schmeiße den Inhalt der Pfanne in den Müll und mache die Küche wieder sauber, denn nicht nur die Pfanne ist schmutzig. Ich glaube, ich bleibe lieber diejenige, die kocht... Meine Jungs kriegen es ja anscheinend nicht hin.

Irgendwie habe ich extrem Lust auf Waffeln, ich glaube, die mache ich jetzt einfach. Ein Blick auf die Uhr lässt mich sehen, dass wir noch um die 40 Minuten haben, bis wir losmüssen, also alles perfekt. Ich rühre schnell einen Teig an und hole dann das Waffeleisen raus.

***

Die ganze Küche duftet herrlich nach Waffeln und wer hätte es gedacht, davon werden auch Jake und Jakob am Küchentisch wach. Erst schauen sie sich verwirrt um, doch ihre Blicke bleiben ziemlich schnell an den Waffeln auf dem Tisch hängen. Man kann schon förmlich sehen, wie ihnen das Wasser im Mund zusammenläuft. Wie hungrige Tiere wollen sie sich schon darauf stürzen, als ich die Waffeln schnell vom Tisch nehme und laut rufe: "Moment mal, erstens ihr seid nicht die einzigen Hungrigen hier, also holt mal eure Brüder und zweitens, was habt ihr mit der Küche gemacht, bevor ihr eingeschlafen seid?!".

Ein kurzes scheinheiliges Grinsen von beiden und schon sind sie verschwunden, um, nach dem Getrampel da oben zu vermuten, die anderen Jungs ziemlich unsanft zu wecken. Wie ich meine Familie kenne, wird gleich eine ganze Elefantenherde die Treppe runter trampeln. Kaum habe ich diesen Gedanken zu Ende gedacht, passiert genau das, was ich vermutet habe, war ja klar...

***

Die Waffeln waren so schnell leer, so schnell konnte man gar nicht gucken, aber eigentlich ist das ja ein Lob für meine Kochkünste. Okay, es war nur ein Teig-anrühren, aber egal, das lassen wir einfach mal unter den Tisch fallen und lassen alle denken, dass ich mega gut und aufwendig kochen und backen kann...

Naja, danach habe ich mich noch fertig gemacht, schließlich muss ich auch mal irgendwann in die Schule und jetzt gerade suche ich vergeblich nach meinem mega guten Abdeckstift, aber der ist einfach vom Erdboden verschluckt. Scheiße, die Tattoos muss ich echt abdecken, sonst kriege ich ein Problem. Das Tattoo am Rücken geht ja, wenn ich nichts Rückenfreies anziehe, aber das am Handgelenk?! Das ist echt auffällig, sollte es ja eigentlich auch, schließlich erinnert mich das immer an meinen Zwillingsbruder, aber ein Vorzeigeschüler mit Tattoo?! Ja, ich bin noch ein Vorzeigeschüler, trotz vielen Fehltagen. Ich bin eigentlich wirklich gut in der Schule.

"Prinzessin, alles okay? Wir müssen langsam wirklich los" -Taylor

"Jap, bin gleich da!" -Amy

Da der Abdeckstift anscheinend nicht vorhat, so einfach wieder aufzutauchen, nehme ich einen anderen Abdeckstift, der allerdings weder lange hält, noch wirklich deckend wirkt. Tja, kann ich jetzt auch nichts machen, schnell noch ein bisschen Puder zur Befestigung des Make-ups drauf und fertig. Besser als nichts.

***

Langweilige zwei Stunden später und ich bin so unmotiviert noch länger hier in der Schule zu bleiben... Da fällt mir ein, Emma meinte Sonntag, sie will mir was wichtiges sagen und dann war ich ja gestern nicht in der Schule. Mist. Ich sollte sie vielleicht mal suchen, wir hatten heute noch nicht zusammen Unterricht, denn während ich mich mit Biologie rumgequält habe, hatte sie Freistunden. So eine Gemeinheit!

OMG, ich bin so dumm, denn während ich auf dem Pausenhof nach ihr gesucht habe, bin ich nicht auf die Idee gekommen, in der Cafeteria nach ihr zu gucken... Dabei sind wir uns so ähnlich, ich bin auch immer als erstes mir was zu essen holen. Jetzt lachen wir uns gerade mega schlapp, dabei gibt es noch nicht mal einen richtigen Grund. Immer wenn ich mich halbwegs beruhigt habe, gucke ich wieder zu ihr und pruste laut los und da es Emma genauso geht, kommt es, dass wir auch noch beim Läuten zum Ende der Pause hier sitzen.

Wir hätten jetzt zusammen Mathe und beschließen kurzer Hand zu schwänzen, wird schon niemand bemerken. Okay doch, aber scheiß drauf, wenn meine Brüder fragen, erzähle ich denen irgendeinen Scheiß von Mädchenprobleme...

Nach sagenhaften weiteren zehn Minuten haben wir es doch tatsächlich, wie auch immer geschafft, uns zu beruhigen und Emma setzt eine ernste Miene auf, die mich direkt zum Nachdenken bringt. Hoffentlich ist nichts Schlimmes passiert oder so. Während sie versucht, anzufangen zu sprechen, sammelt sich Wasser in ihren Augen und es tut weh, sie so zu sehen. Ich will sie umarmen, aber sie blockt ab und dreht sich zur Seite.

"Emma Süße, was ist denn los? Hab ich was falsch gemacht oder muss ich jemanden zusammenschlagen?!" -Amy

Sie bringt ein kleines Lächeln zu Stande, aber im nächsten Moment fließen ihr schon vereinzelt Tränen über die Wangen. "Es tut mir so, so, sooo leid, aber...", den Rest verstehe ich nicht, denn es geht in ihrem Schluchzen unter. Ich lege ihr meine Hand auf den Rücken und streiche ihr zur Beruhigung darüber.

"MeineElternwollenwiederzurücknachDeutschland,obwohlsieniedasindundjetztkommensiewiederunderwartenvonuns,alleszurückzulassen.AnscheinendhabensiedorteinenbesserenJobgefundenundwirwürdenwiederinmeinenGeburtsortziehen,aber Amy- ich-ich will da nicht hin!!!"

Den ersten Teil rattert sie so schnell runter, dass ich kaum was verstehe und erstmal überlegen muss, bis ich richtig realisiere, was sie mir sagen möchte. Sie zieht zurück nach Deutschland. Scheiße. Ich umarme Emma ganz fest und mir fließen die Tränen übers Gesicht, die ich eigentlich versucht habe, zurück zu halten, aber ich kann nicht anders, schließlich geht es hier um meine allerbeste Freundin. Meine unbiologische Schwester!

Wir wissen beide, dass man an der Entscheidung ihrer Eltern nichts mehr machen kann, denn obwohl ich sie nicht oft gesehen habe, weiß ich mindestens aus den Erzählungen von Emma, wie streng sie doch sind und dass sie immer ihren Willen durchsetzen.

***

Den restlichen Schultag schwänzen wir ganz und da Emma nicht nach Hause möchte, wo ihre Eltern schon Sachen packen, da sie schnellstmöglich umziehen wollen, gehen wir zu mir. Bedrückt, verheult und alle wunderschönen Momente, die wir geteilt haben, durchgehend, liegen wir auf meinem Bett. Ich kann es einfach nicht glauben, wir haben höchstens noch einen Monat, bis sie nach Deutschland zieht und das ist ja echt weit weg, nicht mal so eine Autofahrt hin...

Außerdem, mit wem überlebe ich dann die Schule, mit wem lache ich so viel bis wir umfallen und mit wem teile ich meine größten Geheimnisse? Das Leben kann echt unfair sein und ich bemerke das gerade ganz besonders. Erst Rider, mein bester Freund, jetzt Emma, meine beste Freundin. Klar, Emma ist nicht tot und auch nicht aus der Welt, außerdem werden wir sicher ganz viel telefonieren und so, aber sie ist nicht mehr nur 10 Minuten entfernt, nicht mehr neben mir sitzend im Unterricht und auch nicht mehr in der Gang, hier in San Francisco.




Absatz:

I'm back! Hahaha, ja, ich melde mich auch mal wieder... Eigentlich müsste ich für Geografie lernen, aber alles ist besser als Lernen und da kam mir das Buch hier ganz gelegen.

DANKE, DANKE, für 4,5K Reeds, das ist für mich echt unglaublich. Ich liebe euch so doll dafür und hoffe natürlich, dass euch das Buch gefällt

Fühlt euch alle ganz doll geknuddelt, Lisa ♡♡




My second identityWo Geschichten leben. Entdecke jetzt