Kapitel 37

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Ich werde an der Schulter gepackt und unsanft herum gerissen. In Sekundenschnelle und während ich mich noch drehe, ziehe ich mein eines Messer, stärke meinen Griff darum und meine Augen fangen an, angriffslustig und eiskalt zu funkeln.

PoV Black Angel

Mein Messer liegt prompt an seiner Kehle, die Überraschung ist in den Augen des Mannes deutlich zu erkennen. Mit einer Hand halte ich den Mann am Kragen fest, mit der anderen das Messer, welches seinen Hals fast berührt. Um uns herum haben sich ein paar Menschen gesammelt, alles samt sind es Jungen und Männer, bisher nicht eine einzige Frau.

"Warum hast du mich angegriffen?" Meine Stimme schallt kalt in dem totenstillen, vor Erwartung fast knisterndem Raum umher. Die Aufmerksamkeit aller liegt auf mir.

Ich lasse den Mann los und stecke mein Messer wieder ein. "Ich bin nicht hier um zu töten. Erkennt ihr mich nicht?" Meine Stimme wird am Ende des Satzes um wenige Oktaven höher, so dass die Frage deutlich erscheint. Immer noch ist es still im Raum, nur das Atmen einiger Anwesender ist zu hören.

"Ich gehöre zu euch!" Ich bin wieder die Einzige, die die Stille durchbricht, es ist fast so, als würde sich niemand anders, trauen zu sprechen.

Dann drängt sich ein Junge, nur ein oder zwei Jahre älter als ich, durch die Menge an Black Shadows, die sich hier versammelt haben. "Das solltest du uns lieber mal beweisen..."

Ich nehme sowohl die Cap, als auch das Bandana ab und grinse ihn provozierend an "Aber sicher doch!"

Ein weiteres Mal an diesem Abend ziehe ich meine Jacke runter und offenbare mein Tattoo am Rücken. Die schwarzen Flügel zeigen den Anführerstatus.

Einen Raunen geht durch die Reihe und sofort tritt die Menge einen Schritt zurück. "Black Angel" Der Junge ist der Einzige, der keine Furcht vor mir zu empfinden scheint. Anerkennend nickt er mir zu. "Du bist seit kurzem Boss San Franciscos, nicht?" Ein gefährlicher Blick legt sich auf mein Gesicht und meine Stimme ist machtvoll "Genau".

Auch er funkelt mich an, zwischen uns entsteht eine gefährliche Spannung und wir beide wollen unseren Blick nicht senken. Schlussendlich erhebt dann sein Wort: "Du konntest bei sowas noch nie verlieren Amy..."

Trotz dem Schock, dass er mich zu kennen scheint, wahre ich meine Contenance. "Du kennst mich also..." Mehr ist es eine Feststellung für mich selbst und ein weiteres Mal funkle ich ihn an. "...Woher?"

"Du erkennst mich nicht..." Beinahe bedrückt schlägt er seine Augen nieder. Ein freudloser Ausdruck übernimmt sein Gesicht und auch seine Sprache. Bitter spricht er weiter: "So lange scheint es doch gar nicht her zu sein und trotzdem kann Zeit verändern und vergessen lassen."

Die Menge löst sich langsam wieder auf, hier scheint genug gesehen worden zu sein. Der Junge kramt in seiner hinteren Hosentasche. Er scheint etwas zu suchen und wird wohl findig. Ein zerknittertes Papier hält er fest in den Händen und er versucht, es wieder zu glätten, indem mit der Hand herüber fährt. Da er gegenüber von mir steht und ein bisschen größer als ich ist, kann ich nicht auf das Papier schauen, aber so wie sein Blick darüber schweift, scheint es ihm wichtig zu sein. Auf einmal sieht er verletzbar aus.

Dann schaut er mir wieder in die Augen und hält mir das zerknitterte Stück hin. Es ist ein Foto... "Kannst du dich nicht dann erinnern?" Ich betrachte das Bild genauer, auf ihm sind ein Junge -anscheinend er in früheren Jahren- und ein Mädchen, welches mir erstaunlich ähnlich sieht, beide lächeln sie in die Kamera, der Hintergrund ist ein trister Raum.

Auf einmal erkenne ich. Das auf dem Foto bin ich...

Ich hebe meinen Blick um ihn anzuschauen, er hat ebenfalls seine Augen auf die Momentaufnahme gerichtet. Seine Augen weisen einen glänzenden Schein auf und ich erkenne ihn und die Zeiten damals.

Langsam schließe ich die Lücke zwischen uns und er wagt den nächsten Schritt und zieht mich in eine feste Umarmung. "Mason..." flüstere ich. "Wo warst du? Wir waren so gute Freunde... Immer wenn Rider wieder mal wieder weg war, war ich bei dir und ganz plötzlich wusste niemand mehr wo du warst..."

Sein Blick verhärtet sich und seine Stimme klingt nicht mehr so einfühlsam "Ich brauchte einen Tapetenwechsel". Ich bemerke, ich bin auf das falsche Thema gestoßen und obwohl es mich so sehr interessiert, lasse ich es. Er lebte in der Gang in San Francisco, die Gang war seine einzige Familie und als ich in die Gang kam, war er mit seinen nur zwei Jahren Altersunterschied der nächste Ansprechpartner, wenn Rider nicht konnte, da er etwas mit den Black Shadows klären musste. Von Tag auf Nacht war er weg und bis zum heutigen Tage hatte ich nicht wieder von ihm gehört, dabei dachte ich, ich wäre einer seiner einzigen und besten Freunde...

Glücklich wenigstens einer der verschwundenen Personen aus meinem Leben wieder gefunden zu haben, lächle ich ihn zaghaft an. Er hatte sich verändert, sowohl äußerlich als auch innerlich. Er war nicht mehr der junge Teenager, der wegen Problemen zu Hause abgehauen war und nun in einer Gang mit Anderen, die gleiche Probleme hatten und bei den Black Shadows eine neue Familie fanden, lebte. Er war ein kaltes Gangmitglied, dessen Herz nur wenig erwärmt werden konnte und dessen Vergangenheit ihn schmerzte.

Ein kleiner Seufzer lässt mich zusammen zucken. "Warum bist du hier Amy?"

"Mein Name ist Angel, Black Angel! Ich konnte nicht mehr dort bleiben, Rider ist tot und meine Brüder... ach, die können sich alle mal am Arsch lecken!"

"Ich habe davon gehört, dass Rider starb, die ganze dunkle Szene weiß davon. Du hast seinen Platz übernommen?"

"Ja, ich bin nun Anführer der gesamten Black Shadows, hier, in San Francisco und überall wo wir noch so vertreten sind..."

"Du bist Oberboss geworden? Wow, hätte ich nicht gedacht..."

Argwöhnisch schaue ich ihn von der Seite an "Was soll das denn heißen?".

"Ich hatte einfach nicht von Rider erwartet, dass er dir sowas überträgt. Er hat mir oft erzählt, wie wichtig du ihm warst. Und so hat er dich ja in irgendeiner Weise noch viel mehr in Gefahr gebracht"

"Mason... Ich bin nicht mehr das kleine zwölfjährige Mädchen, was du kanntest, ich habe gelernt, wie ich mich verteidige"

"Du meinst, du hast gelernt zu töten?"

"Wenn du es so ausdrücken möchtest, Ja, das habe ich. Warum machst du so ein Drama daraus?"

"Das wirst du noch früh genug erfahren..."

Voller Bedenken und Misstrauen zerbreche ich mir den Kopf über Mason. Wie kann er sich so verändert haben? Er stellt Rider so schlecht dar, obwohl wir doch alle früher Freunde und Familie waren... Etwas muss zwischen den Beiden vorgefallen sein, etwas was Mason dazu gebracht haben könnte, gegangen zu sein.

"Wie auch immer, wo finde ich den Boss der Black Shadows in L.A.?" Ich betrachte das ausgeprägte Gesicht des jungen Mannes vor mir. Er hatte sich wirklich verändert, sein Gesichtszüge waren markanter geworden.

"Der ist nicht hier" Seine Augen huschen über einige Black Shadows, die an den Boxsäcken trainieren.

"Geht's ein bisschen ausführlicher? Wo ist er denn?" Ich suche wieder seinen Blick.

"Glaubst du, das weiß ich?" Mason sieht mich scharf an.

"Ja keine Ahnung, dein Boss, nicht mein Boss! Richte ihm aus, er soll morgen seinen Arsch hierher bewegen. Sein Boss will ihn sprechen!"

Ohne einen weiteren Satz lasse ich ihn stehen, drehe mich kein weiteres Mal mehr um und verlasse die Halle. Ich trete an die kühle Nachtluft, sehe den dunklen mit Wolken behangenen Himmel über mir, der Mond gibt einen kleinen Schein von sich und ich weiß, mein Leben verändert sich hier.











Absatz:

Noch ein Upload in kurzer Zeit, erst vor wenigen Stunden kam das Kapitel zuvor, dadurch ist das jetzt allerdings ein wenig kürzer.

Lisa

My second identityWo Geschichten leben. Entdecke jetzt