Das Ende einer Ehe

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Zwei Stunden später saß Marie mit Thomas im Büro des Scheidungsanwaltes. Sandra hatte sie abgeholt und dorthin begleitet. Sie hatte ihr noch einmal gut zugeredet und ihr Kraft gewünscht.
Den Rest musste sie alleine meistern.
Jetzt saß sie neben Thomas am Schreibtisch des Anwalts. Nervös knetete sie ihre feuchten Hände unter dem Tisch. Bisher war eigentlich alles ganz gut gelaufen. Thomas war sehr freundlich zu ihr. Er hatte noch kein böses Wort verloren, aber Marie traute der Ruhe nicht so ganz.
Der Anwalt atmete tief durch und fragte: „Wie stellen sie sich denn die Zukunft für ihre Tochter vor? Haben sie sich darüber schon Gedanken gemacht?"
Marie wurde noch nervöser. Unauffällig machte sie sich an der Tasche ihrer Jacke zu schaffen, die hinter ihr über der Stuhllehne hing. Ah, da war es ja. Ihr kleines Holzkreuz. Sie trug es immer noch täglich bei sich. Und jetzt hatte sie das Bedürfnis, es in der Hand zu halten. Es würde ihr zumindest etwas Kraft schenken und es erinnerte sie an Paddy. Schnell zog sie es heraus und verschloss es in ihren Händen unter dem Tisch.
„Also, ich möchte auf jeden Fall ein gemeinsames Sorgerecht, soviel ist klar", begann Thomas.
Puhh, Marie atmete auf.
„Ja, auf jeden Fall!" stimmte sie schnell zu. „Ich möchte, dass Yasmin so oft wie möglich ihren Vater sehen kann. Sie liebt ihn schließlich heiß und innig!" Marie beugte sich zu Thomas rüber und bestärkte ihre Aussage: „Das tut sie wirklich!" Thomas sah sie etwas verwirrt an. Damit hatte er wohl nicht gerechnet, dass Marie soviel Wert darauf legte, dass Yasmin Kontakt zu ihm hatte.
Dann lächelte er leicht. „Allerdings muss ich dazu noch etwas sagen", fuhr er fort.
Oh,oh, jetzt kommt's, dachte Marie.
„Ich habe vor einigen Wochen jemanden kennengelernt", er sah verlegen zu Boden.
„Sie ist jetzt häufiger bei mir und eventuell wollen wir zusammenziehen!"
Marie blieb der Mund offen stehen. Mit allem hatte sie gerechnet. Aber nicht damit. Sie spürte einen schmerzhaften Stich in ihrer Brust. Wow, warum traf sie das nur so? Es war ja klar, dass das auf Dauer passieren würde. Aber so schnell? Sie war selbst überrascht, was diese Aussage mit ihr anstellte. Niemals hätte sie gedacht, dass sie so getroffen sein würde. Reiß dich zusammen, ermahnte sie sich. Schließlich hatte sie auch jemand Neues an ihrer Seite, den sie aufrichtig liebte.
Thomas sah sie unsicher an. „meinst du, es ist ok für dich?"
Dass er sie das fragte, zeigte Marie, dass er doch Verantwortung zeigen konnte. Schließlich ging es um ihre gemeinsame Tochter. „Wenn ich sie dann auch einmal kennenlernen kann, damit ich weiß, mit wem Yasmin dann zusammenleben wird, ist es ok für mich."
„Gut", sagte Thomas zufrieden.
Der Anwalt nickte zustimmend. „Das hört sich nach einer guten Lösung an. Also hätten wir das auch geklärt. Brauchen sie Hilfe bei der Einteilung der Besuchstage?"
Thomas und Marie sahen sich an. „Ich denke, dass können wir unter uns besprechen", antwortete Marie und sah Thomas fragend an. Dieser nickte.                                                                           Der Anwalt sah noch einmal kurz in die Unterlagen. "Eine Namensänderung wird ja nicht nötig sein, da sie bei der Eheschließung beide ihre Namen behalten haben, richtig?"                                       Marie und Thomas nickten beide zustimmend.

„Wenn sie mir dann bitte noch eine Unterschrift geben würden, dass sie mit den Abmachungen einverstanden sind", sagte der Anwalt und legte ihnen das frisch ausgedruckte Protokoll auf den Tisch.
Nachdem sie unterschrieben hatten, drückte er noch jedem eine Kopie in die Hand und sagte zufrieden:
„Also, wenn sie dann keine Fragen mehr haben, hätten wir es für heute geschafft. Der Scheidungstermin findet dann, wie gewöhnlich, nach dem absolvierten Trennungsjahr statt. Bei ihnen wäre das dann....." er blätterte hektisch in seinen Unterlagen. „.....im September diesen Jahres!" Er sah die beiden fragend an und war zufrieden, als sie zustimmend nickten. „Da wird dann noch mal alles genau überprüft und sie geben ihre endgültige Unterschrift." Er lächelte süffisant. „Der genaue Termin wird ihnen einige Wochen vorher zugeschickt!"
Er streckte Marie seine Hand entgegen. „Auf Wiedersehen, Frau Schumann"
Dann streckte er Thomas die Hand entgegen: "Herr Maier, auf Wiedersehen!"

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