Wiedersehen mit Hindernissen

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Das Foyer hatte sich schon sehr geleert und Marie steuerte sofort Marvin an, der am Merchandising-Stand beschäftigt war.
"Hey", lächelte sie. "Hast du ihm schon gesagt was in der Pause los war?" Wollte sie wissen.
" Dafür war noch keine Zeit", erwiderte Marvin. Paddy war vorhin ziemlich komisch drauf und ist gleich in seiner Umkleide verschwunden.

„Kann ich nach hinten?" fragte sie nervös.
Marvin grinste. „Na komm, ich zeig dir, wo du hin musst!"
Marvin steuerte auf eine Türe zu und führte sie einen langen Gang entlang. Dann blieb er vor einer weiteren Türe stehen, wendete sich ihr zu, nahm sie bei den Schultern und sah sie intensiv an.
„Marie, ich sehe wie sehr du dich freust. Aber sei bitte nicht enttäuscht, wenn Paddy jetzt nicht so reagiert, wie du es erwartest. Er war echt erschrocken, als er dich entdeckt hat!"
Marvin zuckte entschuldigend mit den Schultern. "Ich weiß auch nicht was mit ihm los ist. Vor dem Konzert war er super drauf!"
Marie wusste nicht so Recht, was sie davon halten sollte. Wieso war er erschrocken? Freute er sich denn gar nicht? Sie würde sich total freuen, wenn er sie überraschen würde. Aber vielleicht übertrieb Marvin auch nur. Sie kannte Paddy inzwischen schon gut genug um zu wissen dass er sehr launisch sein konnte.
Sie freute sich jedenfalls wie ein kleines Kind an Weihnachten. Immerhin hatten sie sich bereits vier Wochen nicht gesehen und sie wollte Paddy jetzt endlich wieder in die Arme schließen.
„Also, ich geh dann wieder vor, die brauchen mich!" Mit diesen Worten holte Marvin sie aus ihrer Gedankenwelt zurück. Marie nickte. "Ja, ist gut", antwortete sie. Marvin sah sie noch einmal prüfend an. "Ist alles ok?" Wollte er wissen. Marie nickte ein weiteres mal. " Ja, alles gut", bekräftigte sie ihr Nicken.
Marvin lächelte ihr noch einmal aufmunternd zu, drehte sich um und ging zügig den langen Gang entlang.

Vorsichtig klopfte Marie an die Tür. Es kam keine Antwort. Sie klopfte erneut und hörte ein leises Brummen. Entschlossen drückte sie die Klinke hinunter und trat ein.
Paddy stand vor dem Spiegel. Er hatte sich ein Handtuch um die Hüften gebunden, sein Oberkörper war nackt. Marie wurde ganz warm bei diesem Anblick. Eine leise Sehnsucht befiehl sie als sie ihn so da stehen sah. Sie konnte bereits seine warme, weiche Haut unter ihren Fingerkuppen spüren und der Duft von frisch geduschter Männerhaut betörte die Luft.

„Hey!" sagte sie leise und ging auf ihn zu.
Er drehte sich um und starrte sie ungläubig an. „Was machst du hier? Warum bist du gekommen?" wollte er wissen. Sein Blick war leer, seine Stimme kalt.
Marie erstarrte. So hatte sie ihn noch nie erlebt. Jener wohlig warme Schauer, der sie gerade noch umhüllt hatte, wich einer Eiseskälte, die ihr eine Gänsehaut verlieh und sie erstarren ließ. Wieso war er nur so sauer? Was hatte sie denn getan?
„Ich wollte dich überraschen!" antwortete sie unsicher. Sie war enttäuscht und wütend zugleich.
„Ausserdem wollte ich dich noch einmal auf der Bühne erleben!" fügte sie hinzu und versuchte ihm ein Lächeln zu schenken. Aber er schien es gar nicht wahr zu nehmen.
„Du redest wie ein Fan!" erwiderte Paddy und wirkte dabei fast genervt.
„Aber das bin ich doch auch!" erklärte Marie ungehalten. So langsam brodelte die Wut in ihr hoch.
Wie gerne hätte sie ihn jetzt umarmt und geküsst. Aber diese Begrüßung von ihm hatte sie so aufgewühlt, dass ihr die Tränen in den Augen standen... Tränen der Wut.
„Ich fahre ewig weit, um dich zu sehen und du begrüßt mich so?" schnaubte sie.
"Seit Tagen freue ich mich auf diesen Abend,.....Aber wenn ich dir so auf die Nerven gehe, dann verschwinde ich eben wieder!" Wütend drehte sie sich auf dem Absatz um und stürmte zur Tür hinaus.

Sie stürmte an dem verdutzten Marvin und den wenigen Fans vorbei, die noch da waren, hinaus ins Freie. Dort atmete sie erst einmal tief durch. Sie war wütend, so richtig wütend. Dass er sie so behandeln könnte, hätte sie nicht für möglich gehalten. Tränen rannen ihr wie Sturzbäche die Wangen hinunter. Sie verstand ihn einfach nicht! Das Laufen an der frischen Luft tat gut und beruhigte sie ein wenig. Die Wut schlug langsam in Traurigkeit um. Sie dachte an ihre letzte Begegnung. Das war knappe 4 Wochen her. Er war so liebevoll und zärtlich gewesen und ihr gemeinsames erstes Mal so wunderschön! Hatte er das denn alles schon wieder vergessen? Ganz kurz schlich sich der Gedanke in ihren Kopf, dass sie nur ein Groupie für ihn gewesen war. Jetzt hatte er bekommen, was er wollte und schmiss sie weg, wie ein benutztes Taschentuch. So wie es viele Rockstars taten...

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