Malheur et Bonheur

302 13 2
                                    


Zwei Stunden später war Paddy gegangen und Marie saß etwas deprimiert auf dem Sofa und trank noch eine Tasse Tee. Der Platz neben ihr war leer. Nur der männliche Duft lag noch in der Luft, der sie an nichts Anderes denken ließ, als an seine lange Abwesenheit, die ihr bevor stand.
Eine Träne kullerte ihr über die Wange. Wie sollte sie das nur aushalten? Vier Wochen kamen ihr so unendlich lang vor. Dabei war er am Anfang ihrer Beziehung oft so lange weg gewesen. Aber in letzter Zeit hatte er wenigstens alle zwei Wochen bei ihr vorbei gesehen. Marie wischte sich die Träne energisch von der Wange. Durch ihre Heulerei würde es schließlich auch nicht besser werden. Ausserdem konnte sie sich doch auf den Urlaub freuen, in dem sie ganze drei Wochen mit Paddy zusammen sein durfte und dann auch noch in Irland, dem Land ihrer Träume. Wenn sie an diese wundervolle Landschaft dachte, huschte ihr ein Lächeln übers Gesicht. Ja, das würde sicher wunderschön werden....
Und bis dahin würde die Zeit sicher auch schnell vergehen. Schließlich gab es einiges zu tun in nächster Zeit. Ausserdem hatte sie sich ja vorgenommen, sich mal wieder öfter bei Jessie zu melden. Nein, nicht nur aus Pflichtbewusstsein, sondern weil sie ihn vermisste. Seine spritzige und freche Art, gemischt mit seiner Sensibilität und Spiritualität, fehlte ihr. Gedankenverloren nahm sie einen großen Schluck Tee.
Gleich morgen würde sie mit Yasmin bei ihm vorbeigehen. Wenn sie sich richtig erinnerte, hatte Jessie Montags meistens frei, oder zumindest weniger Termine. Entschlossen und irgendwie zufrieden mit sich, räumte sie die Tasse in die Spülmaschine, verschwand noch einmal kurz im Bad, schrieb Paddy noch, wie sehr sie ihn bereits jetzt vermisste und dass sie ihm süße Träume wünschte und legte sich dann schlafen.

Gleich am nächsten Nachmittag machte sie sich mit Yasmin auf den Weg zu Jessie.
Sie freute sich darauf, ihn wieder einmal zu sehen und mit ihm zu reden. Fast schon aufgeregt klingelte sie bei ihm. Der Türöffner surrte leise und Marie lehnte sich gegen die schwere Eingangstüre, um sie zu öffnen. „Na das ist ja mal eine Überraschung!" hallte Jessies Stimme durchs Treppenhaus, während Marie mit Yasmin die Stufen zu seiner Wohnung hinauf ging. „Komm her, lass dich drücken!" sagte Jessie, als sie oben angekommen waren und riss Marie in eine stürmische Umarmung. Dann schob er sie von sich und musterte sie von oben bis unten. „Gut siehst du aus!" Marie musste lachen. Er schien sich wirklich sehr zu freuen. Dann nahm er Yasmin hoch und begrüßte auch sie sehr liebevoll. „Mensch, bist du gewachsen, kleine Maus", sagte er und setzte sie wieder auf dem Boden ab. Yasmin hatte zu Hause noch ein Bild für Jessie gemalt, welches sie ihm jetzt hin hielt. „Hab ich für dich macht", sagte sie leise und strahlte ihn an. Total gerührt nahm Jessie das Bild entgegen und sah sich das bunte Gekritzel genau an. Dann ging er in die Hocke, drückte Yasmin und bedankte sich für dieses wundervolle Bild.

„So, und jetzt kommt doch erst einmal herein", sagte er und öffnete seine Wohnungstüre.         „Ihr müsst entschuldigen für die Unordnung. Aber Damenbesuch habe ich heute wirklich nicht erwartet," entschuldigte sich Jessie, während er hektisch einige Blätter, Bücher und seinen Laptop zur Seite räumte. „Mach dir wegen uns keine Umstände Jessie...", erwiderte Marie. „Wenn wir dich bei der Arbeit stören, kommen wir auch gerne ein anderes Mal wieder..."
„Nein, kommt gar nicht in Frage", widersprach Jessie energisch. „Ich freue mich doch, dass ich dich endlich mal wieder zu Gesicht bekomme. Und ein bisschen Abwechslung kann auch bei der Arbeit nicht schaden. Schon gar nicht von zwei so hübschen Damen." Mit einer Geste gab er Marie und Yasmin zu verstehen, dass sie sich setzen sollten. „Willst du einen Kaffee?" fragte Jessie und war schon auf dem Weg in die kleine Kochnische. „Ja gerne", antwortete Marie. Jessie schaltete die Kaffeemaschine ein. Dann stellte er Zucker und Milch auf den Tisch und widmete sich Yasmin. „Und was trinkt unsere kleine Prinzessin?" Yasmin sah ihn mit ihren großen Kulleraugen an und sagte:"Awelschole" Jessie grinste. „Das habe ich mir doch fast gedacht. Kommt sofort!" Jessie verschwand erneut in der Küche und kam mit einem Glas Apfelschorle und zwei Tassen Kaffee zurück, die er elegant in einer Hand jonglierte.
Er stellte die Getränke auf den Tisch und ließ sich neben Marie auf das kleine Sofa fallen.

Die Kraft der LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt