Decisions

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Keine halbe Stunde später parkte Marvin den Wagen gekonnt auf Joeys Anwesen.
Während der kurzen Fahrt hatten die Beiden Marie von der neu entdeckten Facebook Seite erzählt. Paddy wollte es ihr auf keinen Fall verheimlichen.
Auch Marie war im ersten Moment schockiert gewesen, aber sie hatte sich relativ schnell wieder gefasst. Schließlich hatte sie lange über all das nachgedacht in den letzten Tagen und vor allem am Abend zuvor.
Und sie hatte beschlossen, dass sie lernen wollte, damit umzugehen.
„Wir werden sicher einen Weg finden, diesen Gören Paroli zu bieten!" sagte sie gefasst.
Paddy sah sie erstaunt an und wollte gerade fragen, warum sie so gelassen reagierte, da zog etwas Anderes seine Aufmerksamkeit auf sich.
Im Innenhof von Joeys Anwesen hatte Paddy etwas entdeckt, womit er beim besten Willen nicht gerechnet hatte.
Seine Miene verfinsterte sich und Marvin atmete hörbar aus. Marie merkte, dass irgendetwas nicht stimmte. Sie sah durch die Lücke der vorderen Sitze nach vorne und konnte nun auch sehen, was Paddy so die Sprache verschlagen hatte.

„Ist das nicht Angelos Camper?" fragte sie überrascht. „Ja!" antwortete Marvin knapp.
Sie überlegte kurz, dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Ja klar, Marvin hatte einmal erzählt, dass sich die beiden nicht mehr so grün waren. Aber dass es so schlimm war, hatte Marie nicht geahnt.
Paddy sah richtig sauer aus. „Der kriegt was zu hören!" schnaubte er. „Das war doch volle Absicht!"
Marvin sah ihn beruhigend an und meinte: „Jetzt warte doch erst einmal ab!" Paddy stieg aus und schlug die Autotüre laut zu. Marie und Marvin stiegen ebenfalls aus dem Auto. Marie ging auf Paddy zu, legte ihre Hand auf seinen Arm und sagte leise: „Du hast mir was versprochen!" Paddy sah sie an und sein Gesichtsausdruck wurde schon ein wenig freundlicher. „Ich weiß Marie. Ich werde mich zusammenreißen. Aber ich muss ihm trotzdem sagen, dass ich das nicht in Ordnung finde!" Er nahm sie kurz in den Arm und fügte noch hinzu: „Das hat überhaupt nichts mit dir zu tun!"
Marie nickte leicht. Sie musste wohl zufrieden sein damit, dass er es versuchte. Ausserdem hatte er Recht. In die Sache zwischen ihm und Joey durfte sie sich wirklich nicht einmischen. Sie wusste ja nicht, was zwischen Angelo und Paddy vorgefallen war und aus welchem Grund sich Paddy jetzt so über Joey ärgerte. Sie hofft nur, dass es jetzt nicht noch mehr Probleme geben würde.

Joey kam ihnen schon entgegen, als sie den Innenhof betraten. Er grinste Paddy frech an. Paddy warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. „Was soll das, Joey?" fragte er und versuchte seine Stimme ruhig zu halten. Dieser grinste nur noch breiter und begrüßte Marvin und Marie mit einer kurzen Umarmung.
Als er Paddy begrüßen wollte, wandte sich dieser ab. „Ich finde das absolut nicht komisch!" fauchte Paddy und Marie merkte, dass es ihm schwer fiel, sich zusammen zu reißen. „keine Panik", antwortete Joey gelassen. „Angelo und Kira sind mit ihren und unseren Kids den ganzen Tag unterwegs. Sie kommen erst heute Abend zum Grillen zurück!" „Na super!" erwiderte Paddy genervt und folgte den anderen zum Wohnhaus. Als sie vor der Türe angekommen waren, meinte Joey: „Marie, Marvin geht doch schon einmal rein. Tanja hat Kaffee gekocht und Kathy ist auch schon drin. Ich muss mal noch ein Wörtchen mit Paddy reden!"

„Was gibt's da zu reden?" brummte Paddy, während er hin und her lief und dabei auf den Boden starrte.
„Du hast mich hintergangen!" Joey lachte leise. „Ich habe lediglich meinen Bruder bei mir aufgenommen, der gerade zufällig in der Gegend war", konterte er. „Und das hättest du nicht mit einem Wort erwähnen können, als du uns zu dir eingeladen hast?" Paddy kickte mit seinem Fuß nach einem Steinchen.
„Vielleicht geht es mir langsam einfach auf die Nerven, dass meine beiden kleinen Brüder sich nichts mehr zu sagen haben. Ihr wart einmal wie Pech und Schwefel, erinnerst du dich noch? Ihr habt uns manchmal zur Weißglut getrieben, vor allem Kathy. Und jetzt tut ihr gerade so, als würdet ihr euch nicht kennen! Das ist doch nicht euer Ernst!" Nun wurde auch Joeys Stimme ernster. „Keiner weiß, was zwischen euch war, es geht uns vielleicht auch nichts an. Aber nichts kann so schlimm sein, dass es stärker ist als unser Blut! Wir sind eine Familie! Seid doch bitte nicht so stur!"
Jetzt kam Paddy auf Joey zugelaufen und blieb direkt vor ihm stehen. „Das sagst gerade du? Ganze sechs Jahre hast du dich nicht bei mir blicken lassen. Nicht einmal einen Anruf am Geburtstag oder eine Karte habe ich von dir in dieser Zeit bekommen!" „Ja das stimmt. Aber ich war nicht stur, sondern lediglich konsequent!" entgegnete Joey. „Ausserdem verstehen wir uns doch jetzt wieder prächtig oder nicht?"
Paddy nickte achselzuckend. „Ich habe dich in den ganzen Jahren keineswegs vergessen. Jeden Tag habe ich an dich gedacht, Bruderherz!" Joey sah ihn nun lächelnd an.
„Und ich weiß, dass auch du Angelo nicht vergessen hast. Er bedeutet dir mehr, als du zugeben magst. Sonst würdest du jetzt hier nicht so einen Aufstand machen!"
Paddy lief wieder nachdenklich auf und ab. Dann blieb er stehen und sah Joey an. „Ok, vielleicht hast du Recht. Sicherlich liebe ich Angelo, er ist mein kleiner Bruder.....und ja, er bedeutet mir eine ganze Menge. Vielleicht mehr als jeder Andere von euch...."Paddy machte eine kleine Pause. „Aber genau deshalb trifft mich unser Streit ja auch so. Ich gebe ja zu, dass mich das mit Angelo echt belastet, schon seit einiger Zeit!" Joey grinste. Er hatte gewusst, dass er Paddy dazu bringen konnte, darüber nachzudenken. Paddy war eigentlich ein sehr friedfertiger Mensch...."Aber trotzdem", fuhr Paddy fort und sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich wieder ein Wenig. „Trotzdem war es absolut nicht in Ordnung von dir, uns zu dir einzuladen, obwohl du wusstest, dass wir uns begegnen würden. Du hast gewusst, dass es etwas Wichtiges zu besprechen gibt heute und dass ich mit Marie kommen würde. Vielleicht wäre es wirklich einmal an der Zeit, mich mit Angelo auszusprechen. Aber heute bin ich wegen Marie hier. Wir haben genug Schwierigkeiten im Moment. Da fehlt eine Auseinandersetzung mit Angelo gerade noch!"
Jetzt wurde Joey nachdenklich. Letztendlich musste er Paddy fast Recht geben. Andererseits, wann bot sich schon einmal solch eine Gelegenheit? Ausserdem hatte Joey im Hinterkopf noch einen ganz anderen Plan: Die Frauen! Kira und Marie würden sich sicherlich super verstehen. Sie waren sehr ähnlich in ihrer Art. Vielleicht könnten die Beiden ja dazu beitragen, dass sich seine beiden Brüder wieder miteinander vertrugen. „Ok Paddy. Vielleicht hast du Recht, dass der Zeitpunkt nicht der Beste ist. Deshalb schlage ich dir einen Deal vor: Wir gehen jetzt da rein und klären die Dinge, weswegen wir heute hier sind. Anschließend kannst du dir dann selbst überlegen, ob du ihm begegnen möchtest oder nicht. Wir haben ausgemacht, dass sie so gegen sechs Uhr zurückkommen. Du kannst vorher mit Marie verschwinden, oder hier bleiben und mit uns allen grillen. Du kannst dich auch mit Marie in die Scheune zurückziehen und bis morgen früh dort einschließen. Das ist mir völlig egal. Ich werde Angelo auch nicht sagen, dass du hier bist. Ab jetzt mische ich mich nicht mehr ein. Jetzt liegt die Entscheidung ganz bei dir!" Paddy sah ihn mit gerunzelter Stirn an. „Aber ich möchte noch einmal klar stellen, dass es nicht meine Absicht war, jemanden zu verärgern, sondern dass ich euch lediglich einen kleinen Schubs in die richtige Richtung geben wollte!" Joey sah Paddy an und hielt ihm die Hand entgegen. „Buddys?" fragte er lächelnd.
„Buddys!" erwiderte Paddy und schlug ebenfalls lächelnd in Joeys Hand ein.
„So, und jetzt lass uns mal reingehen und das Kind aus dem Brunnen ziehen!"sagte Joey, drehte sich um und öffnete die Tür.
Als die Beiden die gemütliche Wohnküche betraten, hatte Paddy immer noch ein Lächeln auf den Lippen.
So ein Spruch konnte wirklich nur von Joey kommen. Obwohl Paddy nicht wirklich verstanden hatte, was er damit meinte. Denn mit deutschen Redewendungen kannte er sich nicht wirklich gut aus.
Marie saß bereits mit den anderen Frauen und Marvin am Tisch. Tanja hatte sich mal wieder selbst übertroffen. Auf dem Tisch standen Kaffeetassen und Kuchenteller. Eine große Kanne Kaffee wurde gerade herumgereicht und zwei Teller mit selbstgemachtem Gebäck ließen Paddy das Wasser im Mund zusammenlaufen, da er wusste, wie gut Tanja backen konnte.
Blumen aus dem Garten und einige Teelichter gaben dem Ganzen eine gemütliche Atmosphäre.
„Paddy!" Kathy stand auf, um ihn zu begrüßen. Auch Paddy freute sich, seine große Schwester einmal wieder zu sehen. Seit der Stille Nacht Tour hatte es sich nicht mehr ergeben. „Hey, alles ok bei dir? Geht es dir gut?" Kathy nickte. „Ja, alles super. „Und Sean?" „Sehr gut!" strahlte Kathy.
„Marie hast du schon kennengelernt?" fragte Paddy lächelnd. „Ja, hab ich!" antwortete Kathy und flüsterte: „She is a very nice woman!" „I know!" erwiderte Paddy und grinste.
Dann setzte er sich neben Marie und strich mit seiner Hand liebevoll über ihren Oberschenkel. Sie unterhielt sich gerade angeregt mit Tanja. Als diese Paddy bemerkte, beendete sie das Gespräch und sah zu ihm rüber. „Hey Paddy! Schön, dass ihr da seit!" Paddy lächelte und antwortete: „Schön, dass ihr uns eingeladen habt. Du hast dir wieder so viel Mühe gegeben." „Für meinen Lieblingsschwager doch immer!" grinste Tanja und stand auf, um die Kaffeekanne noch einmal nachzufüllen.
„Ist alles in Ordnung?" fragte Marie skeptisch, die seiner guten Laune nicht ganz trauen wollte.
„Vorerst schon!" antwortete Paddy. „Lass uns später darüber reden!" Er wollte jetzt nicht über Angelo nachdenken. Marie war momentan wichtiger.
Paddy stand auf und rief in die murmelnde Runde: „Lasst uns anfangen Leute!" Das Gemurmel ließ langsam nach und alle Augen richteten sich auf Paddy. „Also, ihr wisst ja, warum wir heute hier sind. Bis auf Kathy, habt ihr Marie ja nun alle schon kennengelernt und wisst wie wundervoll sie ist. Maries Wangen liefen rot an. Wieso sagte er denn jetzt so etwas Peinliches? Marvin grinste sie breit an und nickte bestätigend. „Leider haben sich in letzter Zeit unerfreuliche Dinge ereignet, die Marvin mal kurz für euch zusammenfassen kann."
Marvin begann zu erzählen von dem Vorfall auf dem Konzert, von Svenjas weiteren Attacken und den Fotos im Internet und endete mit der neuesten Entdeckung auf Facebook.
Tanja schaute ganz erschrocken. „Sie hat dich echt mit dem Messer bedroht? So richtig ernst?" fragte sie ungläubig. Marie nickte. „Ja, das war ganz schön heftig!" antwortete Paddy für sie. „Sie hat Marie das Messer an die Kehle gehalten. Ich dachte echt, die Olle macht gleich ernst!" Liebevoll massierte Paddy Maries Finger unter dem Tisch. „Ihr dürft aber nicht vergessen, dass Svenja absolut kein normaler Fan ist", fügte er hinzu. "Sie ist psychisch krank. So etwas kann jedem anderen Menschen auch passieren. Ob er nun berühmt ist, oder nicht." Marie nickte. „Ja, das stimmt. Svenja ist ernsthaft krank. Ich glaube nicht, dass es noch mehr Fans gibt, die so extrem drauf sind."
„Trotzdem dürfen wir nicht vergessen, wie anhänglich, nervig und auch beleidigend manche Fans werden können. Auf Dauer ist auch so etwas kaum auszuhalten. Ihr wisst das am Besten!" erwiderte Marvin und sah Kathy, Joey und Paddy dabei an. „Ich denke aus der Zeit sind wir raus, oder?" meinte Joey.
Kathy sah ihn skeptisch an. „Ja, du schon. Aber Paddy nicht!"
„Ja,ja. Ich weiß: Joeyism!" erwiderte Joey gespielt beleidigt. „Weiß schon, dass mich keiner mag!"
Paddy grinste. Diese Späße mit Joey vermisste er schon hin und wieder. Joey war immer wieder erfrischend. Selbst, wenn es eigentlich nichts zu Lachen gab.
„Jetzt mal wieder ernst bitte!" ermahnte Marvin.
„Svenja sind wir ja nun erst einmal los. Sie ist in einer Klinik und hat, soweit ich informiert bin, auch momentan keinen Zugang zu Medien.
Die Fotos auf ihrer Facebook Seite wurden bereits gelöscht und um die andere Seite kümmere ich mich gleich morgen. Aber wir sollten uns einigen, wie wir in Zukunft mit dem Thema umgehen und was wir den Medien erzählen. Denn die ersten Fragen werden nicht lange auf sich warten lassen."
„Naja, wie immer eben!" erwiderte Joey. „Wir sagen, ihr kennt euch von früher und plant jetzt eventuell ein gemeinsames Event oder so." „Ja, das mit dem Event finde ich gut!" bestätigte Marvin.
„Aber wichtig ist, dass ihr vorsichtig seit!" fügte Kathy hinzu. „Ihr dürft euch nicht mehr zusammen sehen lassen. Das ist ganz wichtig. Wenn auch nur irgendjemand sieht, dass da mehr ist zwischen euch, dann..." „Stopp!" rief Paddy plötzlich und sprang auf.                                                Alle sahen ihn verwundert an. Auch Marie war irritiert. Was hatte er denn?                                                "Ich will das so nicht!" sagte er mit Nachdruck.                                                                                                        Joey sah ihn verwundert an. "Aber so haben wir es bei dir doch immer gemacht...du wolltest das doch immer so!" erwiderte er.                                                                                                                                        

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