Alltag ohne Paddy

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Am nächsten Morgen klingelte der Wecker um 6 Uhr. Marie brauchte einen Moment, um zu sich zu kommen und richtig wach zu werden. Automatisch drehte sie den Kopf und warf einen Blick neben sich. Das Bett war leer.
Paddy war weg. Kurz war ein Anflug von Wehmut spürbar. Dann gab sie sich einen Ruck und stand auf. Sie hatte gestern Abend genug geweint. Sie war eine erwachsene Frau und sollte sich etwas zusammenreißen. Heute war wieder arbeiten angesagt. Viel Lust hatte sie zwar nicht, aber es würde sie doch etwas ablenken.
Wenn man eine Woche lang nicht arbeiten war, gab es immer viel zu tun. Also, langweilig würde ihr sicher nicht werden. Sie warf einen kurzen Blick in den Spiegel und erschrak kurz beim Anblick ihres Spiegelbildes.
„Na dann mal los", sagte sie zu sich und schleppte sich müde die Treppen hinunter. Der erste Gang führte sie in die Küche, um die Kaffeemaschine anzuschalten. Dann sprang sie unter die Dusche und saß anschließend mit Handtuchturban am Tisch und genoss die erste Tasse Kaffee.
Zufrieden lehnte sie sich zurück. So liebte sie es. Morgens in aller Ruhe duschen und dann ganz gemütlich Kaffee trinken. Ohne Stress und Kindergeschrei. Nur einer fehlte ihr jetzt noch........
Da piepste ihr Handy. Marie stand auf und ging in die Küche, wo sie es hatte liegen lassen.
Sofort erhellte sich ihr Gesichtsausdruck, als sie sah, wer ihr geschrieben hatte.
Schnell öffnete sie die Nachricht und las:

Einen wunderschönen guten Morgen wünsche ich dir, Honey!
Ich hoffe du hast gut geschlafen und bist fit für die Arbeit!
Ich wünsche dir einen schönen Tag und nicht so viel Stress!
Gib Yasmin einen Kuss von mir!
Love you and kiss you!

Marie lächelte und schrieb zurück:

Guten Morgen!
Ja ich hab gut geschlafen. Nur das Bett war heute Morgen so leer!
Und der Frühstückstisch war nicht gedeckt
Ich glaube du hast mich zu sehr verwöhnt letzte Woche!
Ich vermisse deine Stimme und deine Umarmungen und ganz besonders deine Küsse!
Hab einen schönen Tag!
Love you too!

Dann legte sie das Handy auf den Tisch und schlenderte ins Bad, um sich die Haare zu föhnen.
Jetzt wurde ihr bewusst, was Paddy damit gemeint hatte, dass der Abschied nicht so schlimm sei, da sie ja zusammen wären und sich liebten. Auch wenn sie sich nicht jeden Tag sehen konnten, dachten sie aneinander und konnten sich mit kleinen Nachrichten und Telefonaten den Tag versüßen.
Der Gedanke daran, dass Paddy sie ehrlich liebte, war so berauschend und beflügelte sie so sehr, dass sie wenig später, laut pfeifend und gut gelaunt, das Haus verließ.

Lange hielt diese gute Laune allerdings nicht an. Marie musste 4 Mal im Büro der Chefin antanzen, um sich von ihr anzuhören, was sie noch alles zu tun habe und vor allem, was sie bisher versäumt hatte zu tun.
Als sie am Nachmittag endlich aus dem Geschäft kam, wartete die nächste Hürde auf sie. Sie musste Yasmin bei ihren Schwiegereltern abholen. Die waren leider überhaupt nicht mehr gut auf sie zu sprechen, seit die Trennung endgültig war und somit war alles sehr verkrampft. Zum Glück ließen sie es Yasmin nicht spüren. Dennoch war es für Marie eine Tortur.
Es folgte eine Runde spielen auf dem Spielplatz, was für Marie bedeutete, eine halbe Stunde die Schaukel an zu schubsen und eine halbe Stunde Schnee-matsch-sandkuchen zu backen, da Yasmin, trotz zentimeterhoher Schneeschicht im Sandkasten, unbedingt Sandkuchen backen wollte und Marie es nicht geschafft hatte ihr das auszureden.
Als sie Yasmin an diesem Abend, nach zweistündiger Lese- und Sing-Orgie, dann endlich im Bett hatte, kochte sie sich eine Tasse Tee und ließ sich auf ihr Sofa sinken.
Oh man, dachte sie. Noch so einen Tag überlebe ich nicht. Jetzt hätte ihr eine entspannende Massage gutgetan. Aber es war ja keiner da, der sie hätte massieren können. Also machte sie sich auf dem Sofa lang und begann ihr Buch weiter zu lesen, welches sie vor Wochen angefangen hatte. Gerade war sie wieder in die Handlung des Buches eingestiegen, da klingelte das Telefon.
Marie stöhnte laut. Ach nee, bitte nicht! dachte sie. Das konnte ja nur ihre Mutter sein. Denn niemand rief sie sonst so spät noch an. Marie hatte jetzt wirklich keine Nerven mit ihrer Mutter zu sprechen. Als das Telefon aber nicht aufhören wollte zu klingeln, richtete sie sich langsam auf und hob schnell ab, denn sie wollte auf gar keinen Fall, dass Yasmin wieder aufwachte.
Vor lauter Sorge um Yasmins Schlaf hatte sie ganz vergessen aufs Display zu sehen und war merklich überrascht, am anderen Ende der Leitung eine männliche Stimme zu hören.
Als sie dann realisiert hatte, dass es Paddy war, der sich zu so später Stunde noch meldete, atmete sie erleichtert auf. Dann ließ sie sich samt Telefon wieder aufs Sofa sinken und lauschte seiner wundervollen Stimme.

Die Kraft der LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt