Kapitel 18

116 7 2
                                    


Draco formens nunquam titillandus

Das hätte sie nicht tun dürfen. ‚Warum? Wem ist sie denn verpflichtet? Dir sicher nicht...', meldete sich wieder das blöde Gewissen. Dieser Kuss, dieses Lächeln war wie ein Eimer kaltes Wasser auf mein Haupt. Unerwartet hatte es mich getroffen. Und ich fror, es hatte jeden Nerv in meinem Körper erfasst.

Ich stand auf, es würde sowieso nicht aufhören wehzutun, das war mir schon klar. Deshalb würde ich nicht auf diesen Stufen versauern. Ich ging an den Beiden gelassen vorbei und bemerkte im Augenwinkel, wie Hermine große Augen machte. ‚Tja dein intimer Moment wurde gestört von mir, friss das Hermine'. Ich war sauer. Die Achterbahn der Gefühle habe ich genug gefahren. Ich hatte es gehörig satt! Jetzt ließ ich meine Gefühle spazieren gehen. Adieu scheiß Gefühle!

An der großen Halle entlang sah ich das Schulwappen auf dem unser Motto stand: „Draco formens nunquam titillandus". Ich grinste. Genau!! Kitzle nie einen schlafenden Draco! Ihr habt es nicht anders gewollt. So entschlossen hatte ich mich lange nicht gefühlt. Die Angst, dass mein Leben in einer Sackgasse enden könnte, hatte mich aufgeweckt. Ich wusste aber, in der hintersten Ecke meines Kopfes versteckt, dass Hermine mich wachgerüttelt hatte. Zugegeben sehr unschön, aber ich war wach. Doch das zuzugeben, dafür war ich einfach nicht erwachsen genug.

Nun sah ich alles klarer. Ich würde dieses Leben nicht mehr führen. Die letzten Fäden, die mich mit meinem alten Leben verbanden, mussten abgeschnitten werden. Mit zielsicheren Schritten ging ich zu Albus Dumbledores Büro. Ich war mir bewusst, was das alles auslösen würde. Doch das schreckte mich nicht ab. Schmerz spürte ich nicht mehr. Mein ganzer Körper war in einer Spannung, die ich zum ersten mal so intensiv spürte. Meine Wahrnehmung wurde so klar, wie seit langem nicht mehr. Vor dem Büroeingang blieb ich stehen. Ich würde warten bis Dumbledore kommen würde, bis dahin könnte ich meine Gedanken sortieren.

Ich wollte nicht mehr Teil von all dem sein, was einen Malfoy auszeichnete. Todesser, die Muggel folterten und umbrachten. Stolz, ohne einen stichhaltigen Grund, für etwas was angeboren war. Bösartig, weil es Spaß machte. Freunde, die bei einen nur wegen deinem Status und deiner Macht blieben. Ich wollte Ehrlichkeit und Loyalität, die über Status, Macht und bösen Überzeugungen hinausgingen. Ich wollte Gutes bewirken, ich wollte Gutes tun. Wenn ich ganz ehrlich zu mir war, wollte ich es wert sein ein Teil von Hermines Leben zu sein. Denn nun war ich es nicht. Ich hatte mich geändert, stimmt. Doch das war nicht genug, nicht für das, was ich für mich wollte.

Die Farbe der Klarheit, war Ehrlichkeit. Ich sah diese Farbe vor mir: Ich hasste es meine Gefühle zu ignorieren, ich hasste es immer daneben zu stehen. Daneben, wenn etwas passierte, was ich für mich wollte. Ich wollte nicht mehr unter dem Namen meines Vaters stehen. Ich hasste ihn abgrundtief. Die Farbe der Klarheit breitete sich vor meinen Augen aus und ich war geblendet davon.

Es war mir klar, dass der Spaziergang meiner Gefühle sehr kurz gedauert hatte. Nun der Weg bis zu Dumbledores Büro war kein Kurztrip durchs Schloss. Aber nüchtern betrachtet wusste ich, dass ich meinen Gefühlen nicht ‚Adieu' sagen konnte. Das war nicht meine Glanzleistung. ‚Deine Gefühle auf ein Spaziergang schicken, sehr schlau Draco, sehr kreativ', mein Sarkasmus hatte seine Stimme wiedergefunden. Lustig, genau dann wenn ich sie nicht wollte. Was bitte hätte ich mit meinen Gefühlen vor einer halben Stunde anstellen sollen, verdammt noch mal?

Ich hatte verdammt nochmal mitansehen müssen, wie Hermine von Krum geküsst wurde. Sie hatte es sogar gemocht. Das war der Punkt, der mich am meisten störte. Würde ich es schaffen, diese Gefühle, und nur diese Gefühle, die ich in dem Moment hatte, in den Wind zu schießen? Gefühle beeinflussen Gedanken, und wenn ich zuließ wie der Schmerz, den der Kuss in mir auslöste, mich übermannte, da kamen viele viele böse Gedanken hoch. Folter, Mord, versehentliche Verstümmelung, Kidnapping und weiteres Unaussprechliche. Es war alles gedacht, was es zu denken gibt. Jedenfalls sah ich das so.

Ich würde Krum nicht foltern, ich würde ihn einfach ignorieren. In dem Punkt könnte mir niemand vorwerfen, ich würde nicht erwachsen handeln. Warum sollte ich auch? Er hatte mir das Mädchen vor der Nase weggenommen. Sowas taten Ehrenmänner nicht. ‚Er wusste nicht, dass du auf sie stehst, man...' Schlechter Zeitpunkt scheiß Gewissen, du bewegst dich auf dünnem Eis!! Sehr dünn...

Nein, es war klar für mich, in dem Punkt, also wenn es um Hermine ging, da wars aus mit Erwachsenendenken. Ehrlich jetzt. Ich versuchte mich aufzuraffen und meine Gedanken nicht an den Vorfall von eben zu lenken. Das lenkte mich nur ab. Hier ging es um Mut, ich musste jedes Fünkchen was irgendwo in mir verborgen versteckt war, finden und es zusammenkratzen. Dieses Gespräch würde meine Zukunft verändern...

Denn mein Entschluss stand fest. Diesen Schmerz wollte ich nicht mehr spüren. Ich wollte nie wieder neben mir stehen, weil ich mit den Konsequenzen meiner falschen Handlungen leben musste. Ich wollte nicht mehr mit diesen Konsequenzen leben. Wenn dann würde ich die Konsequenzen meiner richtigen Handlung ertragen. Denn theoretisch, fand ich das erträglicher, als das was ich gerade durchlebte.

Ich habe all die Jahre geschlafen, all die Jahre mich in einem Tagtraum aufgehalten. In der ich dachte, dass das was man mir zum Denken, zum Sprechen und zum Handeln gab, das Richtige war. Doch Hermine's Wesen hatte mich wachgerüttelt. Nein, sie hatte mich wach gekitzelt. Was würde sie wohl denken, würde sie wissen, dass sie gegen den Rat des Schulmottos verstoßen hatte, Ms. Neunmal-Genau-mit-Regeln.

Es war an der Zeit das Richtige zu tun. Wie durch Gedankenanziehung, sah ich auch Prof. Dumbledore zu seinem Büro heran schreiten. „Mr. Malfoy, was suchen Sie noch so spät hier?", fragte er mich. Was meinte er mit so spät? Wie lange saß ich, denn schon auf dem Fußboden? „Es ist weit nach Mitternacht", beantwortete er meine ungestellte Frage.

„Ich muss mit ihnen sprechen, Sir", krächzte ich. Ich bemerkte, dass es mir schwer fiel fortzufahren, ich musste die Worte förmlich rauspressen. „Es ist dringend."

Er sah mich tiefgründig an und nickte mir zu. „Gehen wir in mein Büro, da ist es gemütlicher." Dann wendete er sich von mir ab, blickte den Wasserspeier an und sagte: „Zitronendrops." Es fühlte sich an, als ob bei jeder Drehung des Wasserspeiers, sich mein Magen umdrehte. Ich schritt die Treppen zu mein Verderbnis zu. Wie hatte ich meinen Mut finden können? Woher kam auf einmal dieser Löwenmut? Ich sollte meine eigene Haut retten wollen und weglaufen.

‚Du bist hier um deine Haut zu retten...', bemerkte mein Gewissen. Genau, das war die wirkliche Wahrheit. Ich konnte mich einfach nicht mehr mit dem identifizieren, was mein Vater von sich gab. Mit dieser Aktion hier, rettete ich mich, meine eigene Haut. So uneigennützig war das, dann wohl doch nicht. Wenn man die Sache ehrlich betrachten würde. Was ich nur im hintersten Winkel meines Gewissens tat, der Rest meines Gehirn war der völligen Überzeugung, dass ich eine Heldentat begann. Die Farbe der Klarheit verschwamm einfach vor meinen Augen und mischte sich mit den tödlichsten aller Farben, purpurrote Angst.

Das Damokles Schwert schwebte über mir, und ich machte keine Anstalten etwas dagegen zu tun. Eigentlich war ich nicht stolz auf meine Gedanken, auf meine Schwarzmalerei. Es war wie es ist. Ich hatte Angst, es wehrte sich so sehr gegen mein Vorhaben. Meine Angst etwas in Bewegung zu setzen, was größer war als ich. Das war viel mehr als man einem 15 Jährigem zutrauen sollte. Verdammt allein dafür sollte ich als Held gekürt werden.

Die Achterbahn der Gefühle, die ich in den letzten Wochen erlebt hatte, waren kein leichtes Stück für mich. Meine Entschlossenheit zweifelte ich immer noch an. Auch als ich in Dumbledores Büro mich hinsetzte. Das hatte etwas Endgültiges für mich. Als ob es keinen Ausweg nun aus der Situation geben würde. Es war lächerlich, denn der Stuhl fesselte mich nicht. Ich saß nur darauf und war bereit den nächsten Schritt zu tun. Der Drache war wachgekitzelt worden, nun gab es keinen Schritt zurück. Ich musste Feuer speien!


-----

Hey! Langsam wird es Ernst um Draco... Dieses Kapitel gefällt mir besonders, wie hat es euch gefallen?

Was denkt ihr was Draco mit Dumbledore besprechen wird?

Ich freue mich auf euer Feedback und eure Ideen :)

xoxo

Do you mind if I Slytherin?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt