Kapitel 19

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Von der Asche neu geboren

Ein wunderschöner Phönix sah mich tiefgründig an. Das war wohl der berühmte Fawkes, Dumbledores Phönix. Er hatte etwas beruhigendes an sich. Mich beschlich das Gefühl, dass der Vogel in meine zerrüttete Seele blickte. Wieviel konnte ein Vogel schon wissen? Doch war ein Phönix kein magisches Wesen? Sie konnten von ihrer Asche wieder neu geboren werden. Blickte Fawkes mich so an, weil er ahnte ich würde es ihm gleichtun? 

Ich war nur noch Schutt und Asche. Mein Leben und mein Lebensweg sah nicht sehr erfreulich für mich aus. Ich musste mich neu erfinden, um dem offensichtlich Bösen zu entkommen. Mein Vater war ein Todesser und wenn wir die Zeichen richtig deuteten, würde der Dunkle Lord bald wiederkommen. Dann war es aus mit den „fröhlichen" Zeiten für mich. Diese Aussichten waren nicht sehr ermunternd. Meine Mutter würde unter all dem noch mehr leiden, sie war nie zu den Todessern übergetreten wie meine Tante Bellatrix. Was würde dann aus mir werden? Entweder ich musste dem Bösen bei seinem Werk zusehen, oder ich würde gezwungen werden mitzumachen. 

Ich war an den Punkt in meinem Leben angekommen, wo ich mir sehr bewusst wurde, dass ich das alles nicht wollte. „Nein" sagen zu lernen, sollte schwerer sein als ich es mir vorgestellt hatte.

„Nun Draco, was kann ich für dich tun?", brach Dumbledore mein Schweigen. Er sah mich genauso tiefgründig an, wie Fawkes. Meine Unsicherheit verflog und ich wurde jede Sekunde sicherer. 

„Ich will nicht mehr", kam es dann von mir. ‚Sehr aufschlussreich, rück endlich mit der Sprache raus', kam es dann auch noch gehässig von meinem Gehirn. Dumbledore sah mich weiterhin erwartungsvoll an. Wie konnte ich es am Besten sagen? 

„Meine Mutter leidet unter dem Fanatismus meines Vaters, das wurde mir in diesem Sommer bewusst. Bewusster als je zuvor. Ich will nicht mehr Teil von dem Ganzen sein", fing ich an. „Warum komme ich dann zu Ihnen, fragen Sie sicher. Nun nach Potters Aufnahme beim Trimagischen Turnier habe ich es in meinen Knochen gespürt."

„Was hast du gespürt, Draco?", fragte mich Dumbledore sanft. „Dass er wieder zurückkommen wird, der Dunkle Lord", hauchte ich. 'Jetzt war es raus.'

Dumbledore hob seine Augenbraue, doch er sah nicht geschockt aus. Nein, diese Information war für ihn nicht neu. Er wusste es schon. Aber er wusste nichts von meiner neuen Einstellung.
„Dadurch würde sich mein Lebensweg wie von selbst ergeben. Ein Lebensweg, denn ich nicht mehr gehen will. Ich weiß nicht wie ich mich dagegen wehren soll. Wenn er wirklich zurückkommt, dann wird das für mich und meine Mutter nichts Gutes bedeuten." So die Wahrheit war nun gesagt. Ich hatte mich als „Guten" geoutet. So schwer war das nicht. Doch die Erleichterung, von der die ganze Welt sprach, von der spürte ich nichts. 

„Warum?", fragte Dumbledore mich ruhig. ‚War das alles? Ich sagte hier: Ich will kein Todesser werden, helfen sie mir, und er fragte nach meinen Gründen?!' Ich war sauer. Was sollte ich ihm schon sagen? „Ich sagte es Ihnen, ich will nicht Böse werden. Ich will kein Todesser sein", zischte ich.

„Warum?", fragte er mich abermals. ‚Dieser alte Greis! Es war richtig was die Leute über ihn sagten, er war plemplem.' Ich wurde unruhig, stand auf und ging in seinem Büro auf und ab. Was sollte ich ihm sagen? Was war mein ‚Warum?'. Die Ohrfeige von Granger? Das miese Gefühl für Anerkennung und Ansehen Böses zu tun? Die falschen Freunde? Der falsche Vater? Die doppelmoralische Familie? Der Hass in der Welt? Oder Hermine? 

War es von Anfang an Hermine gewesen? Wollte ich wirklich mich ändern, meinen Lebensweg ändern, für sie? Ja, das wollte ich. Ich wollte Teil ihres Lebens werden. Es wert sein neben ihr zu sein. Dafür müsste ich etwas tun. Definitiv etwas tun. Das Gespräch mit Dumbledore war mein ‚Etwas'. Also war mein ‚Warum?' Hermine Granger? 

Do you mind if I Slytherin?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt