Kapitel 21

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Hast du einen miesen Tag? Leg' dich schlafen, morgen kannst du dich immer noch beklagen...

„Hermine"
„Luna"
„Warte mal, welche Luna? Luna Lovegood?"
„Du hast mich verarscht Draco! Sag mir wer sie ist", schrie Blaise und schlug mich am Arm. „Aua, das tat weh du Idiot! Ich meine es ernst. Lenk nicht ab! Seit wann kennst du Loony schon?", ich war viel zu neugierig zu erfahren, wie diese Zuneigung bei Blaise entstehen konnte, als ihm von meiner Geschichte zu erzählen.

„Nenn sie nicht so", sagte Blaise nun ein Tick leiser und schlug mir wieder an den Arm. „Hey! Hör auf damit! Gut ich nenn sie nicht so. Erzähl mir was da passiert ist", flüsterte ich nun. Denn die Jungs im Schlafraum bewegten sich verdächtig. Auf eine Crabbe und Goyle Konfrontation konnte ich getrost verzichten an diesem Abend. Es waren schon vielzuviele ‚Ich glaub nicht, dass das jetzt passiert ist'-Dinge passiert. Daher deutete ich auf Blaise, dass er sein Temperament zügeln sollte und flüsterte: „Muffliato."
„Was war das für ein Zauber?", fragte mich Blaise sofort, während ich die Vorhänge meines Bettgestells zuzog. Ich zuckte mit den Schultern, ich wollte es ihm nicht sagen. Diesen Zauber hatte mir Snape beigebracht. Ich wusste nicht ob er schwarzmagisch war. Das einzige was ich wusste war, wie er wirkte. Die anderen in meinem Umfeld konnten mich nicht belauschen, weil sie Störgeräusche in meiner Nähe wahrnahmen.

„Das ist jetzt nicht so wichtig! Wir können jetzt ungestört reden. Was ist denn jetzt mit Loo... ich meine Luna", lenkte ich geschickt das Thema ab und es funktionierte. Blaise' Gesichtsausdruck verfinsterte sich kurz. Auf eine komische Weise verstand ich ihn. Würde jemand Hermine ‚Schlammblut' nennen, würde ich Rot sehen. Nicht das Rot, die Farbe des Angstes. Sondern Rot, echtes Rot, wie Blut, die Farbe der Eskalation.

Er erzählte mir, wie er ihr half, als ein paar der Slytherin mal wieder sehr gemein zu ihr waren. Sie hatte ihn daraufhin angelächelt und war verschwunden. Jedesmal wenn er sie dann sah, blickte sie ihn kurz an und lächelte so, dass es nur er mitbekam. „Das klingt ja wie, als ob du sie schon erobert hast, Blaise", nickte ich ihm aufmunternd zu. „Nein, du verstehst das falsch. Sie ist einfach nur freundlich, nett ohne Vorurteile. Sie wertet nach dem, was sie von dir sieht. Deinen Handlungen, daher war ich auch heute so früh hier im Bett und konnte nicht schlafen. Sie hat mich abblitzen lassen", mit hängenden Schultern erzählte mir Blaise von seinem Kummer. Ich verstand es auf eine verdrehte Art, auch wenn ich die Situation nicht wirklich fassen konnte, dass ich hier mit Blaise saß und wir über 2 Mädchen sprachen, von denen ich nie gedacht hätte, dass wir uns wünschen würden, sie wären Teil unseres Lebens. Obwohl auf Luna konnte ich getrost verzichten. Doch ich verstand ihn, nur weil ich es genauso wollte und ich das gleiche Problem hatte. Ich hatte nur einen Faktor mehr um zu kämpfen. Ich hatte Hermine jahrelang schikaniert. Blaise hatte sich bei Mobbing nie beteiligt. Er hatte einfach nicht mitgemacht, aber hatte auch keinen Schritt dagegen unternommen. Bis vor Kurzem, für Lovegood.
Ich dagegen war an der Spitze gewesen und hatte die anderen dazu angestachelt, Potters Gefolgschaft zu beleidigen. „Meine Chancen sind weniger als deine Bruder, ehrlich. Du hast dir nichts zu schulden kommen lassen. Wenn sie nur nach deinen Handlungen und deinen Taten dich einschätzt und keine Vorurteile an sich ranlässt, dann hast du leichtes Spiel", sagte ich deprimiert. Ein Teil von mir wollte auch so wie Blaise gewesen sein. Dann hätte ich mir vieles ersparen können.
„Das ist ja das Problem. Ich kann mir denken, dass bei dir auch noch die Tatsache, dass ihr bester Freund und du Feinde seid und du sie jahrelang als Schlammblut bezeichnet hast, nicht gerade förderlich für eure Beziehung ist", setzte er an, „doch Luna vertraut mir vielleicht als Freund, aber nicht IHREN Freund."

Autsch das tat weh, denn Blaise sprach mir aus der Seele. Hermines Freund zu werden, war für mich in naher Zukunft sehr unwahrscheinlich. „Daran können wir arbeiten Blaise, ich werde dir helfen", versprach ich ihm feierlich. Wir fühlten uns wie zwei kleine Schuljungen, die sich einen geheimen Schwur schworen. Das wir eigentlich wirklich noch zu kleinen Schuljungen zählten, ignorierte ich gekonnt. Dieser Abend hatte mich 10 Jahre altern lassen. Ich fühlte mich so schwer und so alt, als ob mich nicht mehr aus der Fassung bringen konnte. Denn alte Menschen hatten viel gesehen und erlebt. Dieser Abend fühlte sich wie ein Jahrzehnt erlebter Gefühle und Erlebnisse an. Die Achterbahn des Lebens war ich gefahren heute, und doch fand ich nichts tröstendes dabei. Denn die nächste Fahrt würde nicht lange auf sich warten.

Blaise sah mich verschwörerisch an und forderte meinen Part der Erzählung. Ich hatte eine Bombe platzen lassen, das war mir klar. Hermine Granger zu lieben, war das Letzte was jeder von mir vermuten würde. Vielleicht war es genau deshalb das bestgehütete Geheimnis. Unwillkürlich stellte sich bei mir die Frage, ob ich Blaise vertrauen könnte. Doch diese Zweifel ließ ich fallen. Ich konnte nicht allein sein, die ganze Zeit. Ich brauchte einen Verbündeten, auch wenn es nur in Sachen Liebe so war.

Ich erzählte ihm ausschweifend von meinem plötzlichen Sinneswandel und wie sie dabei die ersehnte Rettung aus meinem Boot zu sein schien. Doch diese Rettung entpuppte sich als Fehlschlag, jedenfalls erzählte ich das Blaise, denn ich musste mich an den Undercover Plan von Dumbledore halten. Doch trotz meiner Meinungsänderung in Bezug auf mein Leben, konnte ich sie nicht vergessen. „In der Zeit wo ich von meinem hohen Ross gestiegen war, habe ich Vorzüge in ihrem Wesen gesehen, die mir jetzt nicht mehr aus dem Kopf gehen", sagte ich wahrheitsgemäß. Den Stich in meinem Herzen verschwieg ich, er musste nicht wissen, dass sie noch vor paar Stunden mit Krum geknutscht hatte.

Eine Welle des Hasses überkam mich, doch ich blieb „ruhig". Denn heute Abend war nicht die Zeit Gedanken zu sortieren. Ich war zu aufgewühlt von den Ereignissen und war todmüde. Doch eine Sache musste ich noch geklärt wissen: „Blaise, das bleibt unter uns. Auch weil das was ich dir erzählt habe, Hermine in Gefahr bringen kann." Er sah mich verständnisvoll an und versprach, dass es „kein Ding" wäre. Ich ließ ihn schwören, was er ohne Zögern tat.

Ich hatte nicht mal mehr die Kraft aufzuatmen, mir Gedanken zu machen oder meinen Abend Revue zu passieren. Als ich Blaise' Versprechen gehört hatte, verfiel ich in einen traumlosen Schlaf.

***
Am nächsten Morgen, ausgeschlafen und ausgeruht, sah die Welt farbenfroher, friedvoller und stiller aus als sonst. Die Stimmen in meinem Kopf waren verschwunden. Der unerträgliche Schmerz in meinen Gliedern quälte mich nicht mehr und die Last, die auf mir drückte, war verschwunden. Als ob ich sie im Schlaf abgestreift hatte. Daran könnte ich mich gewöhnen: An einen normalen Morgen. Ich blickte um mich um und bemerkte, dass die anderen noch schliefen. Es fühlte sich wie ein normaler Ferientag an, doch der Geschenkberg an meinem Fußende verriet mir, dass es Weihnachten war. Ein wundervoller Weihnachtsmorgen. Der Tag konnte nicht schöner beginnen, als die Überraschung, sich plötzlich zu erinnern, dass Weihnachten war.

So fühlten sich wohl kleine Kinder, wenn sie von ihrer Fantasiewelt plötzlich aufwachten und erfuhren, dass ein schönes Fest in der Realität stattfand, auf welches sie sich gefreut, aber beim Spielen, vergessen hatten.

Genau so fühlte ich mich, die Last war von mir abgefallen, mein Weg stand für mich fest (egal wie schwer es sein Würde, darüber würde ich mir Gedanken machen, wenn es soweit war), die Idee Hermine als meine Freundin zu wollen, hatte ich gekonnt zur Seite geschoben (auch dafür würde die Zeit irgendwann reif sein). Zu meiner Freude wurde dieses ganze Glück mit der Überraschung, dass heute Weihnachten war, übertrumpft. Zugeben sollte mir nach dem Wirbel der letzten Monate (insbesondere von gestern Abend) jegliche Freude auf das Weihnachtsfest vergehen sollen . Doch das Sprichwort: Schlaf eine Nacht darüber, hatte bei mir Wunder bewirkt. Die ganze Welt könnte nun auf mich zu rennen, ich hatte die Kraft alles zu überwinden.

Als ich voller Freude meine Geschenke in Angriff nahm, sah ich auf der Spitze meiner Geschenke einen Brief. In eleganter Schrift stand Draco Malfoy darauf. Das dämliche Grinsen wurde mir auf einen Schlag vom Gesicht gewischt. Ich hatte die bösen Geister hervorgerufen. Die Welt kam auf mich zugerannt und das einzige was ich wollte, war mich umzudrehen und zu rennen.

Do you mind if I Slytherin?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt