Trauer

55 3 0
                                    

Als ich in der Halle, in der gegessen wurde, ankam, verschlug es mir ein weiteres Mal den Atem sehen, da die Halle, die von außen so unscheinbar aussah, innen prunkvoll mit griechischem Kram wie Statuen und Säulen geschmückt war. Plötzlich spürte ich, wie mich jemand von hinten umarmte und als ich Nora erkannte, machte sich ein Lächeln auf meinen Lippen breit. "Kommst du mit? Da drüben ist unser Tisch", meinte sie mit einem sonnigen Lächeln im Gesicht, und ehe ich es mir versah, würde ich schon an der Hand weitergezogen. Es waren noch nicht viele Menschen in der Halle. Gerade mal eine Handvoll, die entweder nach ihren Plätzen suchten, schwatzend in der Halle herumstanden oder einfach wartend auf ihren Tischen saßen. Nora erklärte mir folgendes:"Für jede Hütte gibt es einen Tisch, wie du vielleicht schon gemerkt hast. In der letzten Ferienwoche sind meist erst ziemlich wenige Menschen hier, da die meisten noch die Ferien genießen möchten, anstatt schon in die Schule zu gehen. Wahrscheinlich wirst dein Name kurz aufgerufen, weil du ja neu hier bist. Wenn das so ist, steh einfach kurz auf und winke ein bisschen, wenn du willst." Ich nickte nervös und fragte sie dann die Frage, die mir schon lange auf der Zunge lag:"Warst du schon bei Laia? Wie geht es ihr?" Daraufhin blickte sie mich traurig an und meinte:"Ich glaube nicht, dass es ihr gut geht. Ich war zwar noch nicht bei ihr, aber eine meiner Klassenkameradinnen, die auf der Krankenstation arbeitet, hat mir vorher erzählt, dass sie jetzt ansprechbar ist, sich ihr geistiger Zustand aber noch nicht so sehr gebessert hat. Angeblich schläft sie jetzt nach einem langen Gespräch mit unserer Schulpsychologin. Aber glaube mir: mir geht es, nachdem ich vor ein paar Tagen von seinem Tod erfahren hatte, kein bisschen besser. " Ich wollte irgendetwas sagen, sie irgendwie trösten, doch in diesem Moment erhob sich Mr. di Angelo, welcher am anderen Ende des Raumes mit fünf anderen Personen aus so einer Art Lehrertisch saß und sprach: "Liebe Schüler, liebe Schülerinnen! Ich heiße euch alle herzlich zu einer weiteren Mahlzeit, die wir gemeinsam einnehmen werden, willkommen. Zum Einen möchte ich eine neue Schülerin, Debby Delas, begrüßen. Ich wünsche dir eine tolle Zeit auf dieser wundervollen und ganz und gar nicht normalen Schule." Bei diesen Worten stand ich unsicher auf und als ich bemerkte, dass alle klatschten und mir ermutigende Blicke zuwarfen, musste ich unwillkürlich lächeln. Nachdem der Applaus verklungen war, setzte ich mich wieder und alle Personen waren wieder leise und warteten darauf, dass Mr. di Angelo weitersprach. Mit traurigem Unterton fuhr er fort: "Ich übrigen möchte ich darauf hinweisen, dass ein Schüler, der uns bis jetzt auf unserem Weg begleitet hat, nicht mehr unter uns weilt. In tiefer Trauer muss ich euch nun die Nachricht von Julian Mills Tod überbringen. Ich bitte euch nun, eine Minute in stillem Gedenken zu verweilen." Ab diesem Augenblick war es so still, dass man eine Stecknadel fallen gehört hätte, doch nach ein paar Sekunden hörte man vereinzelt Schluchzer und tröstende Worte, die den Trauernden von ihren Mitschülern zugeflüstert wurden. Als ich bemerkte, dass auch Nora zu weinen begonnen hatte, nahm ich sie in den Arm und flüsterte immer wieder die selben Worte: "Alles wird gut, alles wird gut." Ich wusste, dass das lahme Worte waren, aber mir fiel I diesem Moment nichts besseres ein und ich wollte nicht nichts sagen. Nach einer Minute (Also ich denk mal dass es eine Minute war) wandte sich Mr. di Angelo wieder der Menge zu und forderte alle zum Essen auf, doch ich bezweifle, dass ihm irgendjemand außer mir zugehört hatten, da wohl jeder, der ihn gekannt hatte, im Gedanken bei Julian Mill war.

The Half Blood AcademyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt