Mit mulmigem Gefühl in der Magengrube klappte ich meinen Laptop zu, nachdem ich auf "Veröffentlichen" geklickt hatte. Mein letzter Absatz klingt zwar nicht so, als ob ich mir vor Angst gleich in die Hosen machen würde, doch die Realität sah leider anders aus. Dieses Klopfen machte mir schon ziemliche Angst. Und dass ich alleine zuhause war und die Nacht schon längst hereingebrochen war, machte die Sache keineswegs besser. In der Half Blood Academy wird einem gleich zu Beginn beigebracht, dass man niemandem trauen und immer auf der Hut sein soll. Zurecht, wie ich nun feststellte.
Sollte ich aufmachen und es auf einen Kampf ankommen lassen? Schließlich wurde ich seit längerer Zeit für genau solche Situationen ausgebildet. Doch ich wusste trotzdem nicht so recht, ob ich bereit war für meinen ersten Kampf, bei dem es sich nicht um ein Training handelte. Atmen, Julian, atmen. Inständig hoffte ich, dass das mit dem Klopfen einfach irgendwann aufhören würde und sich bald herausstellen würde, dass ich an irgendeiner Ohrenkrankheit litt, doch ich war mir ziemlich sicher, dass dieses schreckliche Geräusch von außerhalb meines Kopfes kam und höchst real war.
Nach weiteren Minuten der Panik fasste ich einen Entschluss: Ich würde nach unten gehen und es hinter mich bringen. Was auch immer mich erwartete. Also griff ich unter mein Bett, wo ich mein Schwert aufbewahrte. Es mag dem Leser jetzt klischeehaft vorkommen, dass ich es vorzog, mit so einer klassischen Waffe zu kämpfen, doch die Sache war die: Bei diesem Schwert handelte es sich um eine ganz besondere Antiquität, wenn man dies so ausdrücken kann. Genauer gesagt nennt sich dieses Schwert Springflut. Oder Anaklysmos. Na, klingelt da was? Falls ihr auch auf meine Schule geht und in Heldenkunde gut aufgepasst habt, gehe ich schon davon aus, dass euch dieser Name bekannt vorkommt. Für alle, die von nichts eine Ahnung haben: Anaklysmos war das Schwert von Percy Jackson, meinem Idol. Erst vor gut zehn Jahren wurde es in den Tiefen des Waldes, der an unser Schulgelände grenzt, gefunden und hatte seitdem im Geräteschuppen auf einen neuen Besitzer gewartet.
Vor zwei Jahren war es nun zu einem schicksalhaften Moment gekommen, der mich und das, was mich mit Percy verbindet, zusammengebracht hatte. Seitdem ist immer ein Teil meines Helden an meiner Seite, was mir schon oft Kraft gegeben hat.
So auch in diesem Moment. Mit einem nervösen Lächeln im Gesicht entfernte ich die Kappe des Kugelschreibers, welcher mein Schwert in Ruhepausen war, und ging langsam, fast bedächtig, die Treppe hinunter. Es hätte mich nicht gewundert wenn dieses Etwas, das vor meiner Tür wartete, schon jetzt mein laut klopfendes Herz gehört hätte. Nach einem letzten Blick auf meine Waffe, von der ich hoffte, dass sie mich beschützen würde, öffnete ich die Tür.
Schon Bruchteile einer Sekunde später wünschte ich, dass ich das nicht getan hätte. Vor mir stand ein breit gebauter, schon fast riesenhafter Mann, welcher eine Keule in der Hand hielt. Erst nach Momenten des Schocks realisierte ich, dass dieser Jemand, oder sollte ich eher sagen: dieser Niemand, nur ein Auge hatte. Natürlich konnte ich nicht mit Sicherheit sagen, dass es sich bei der Kreatur, die sich vor mir aufbaute, um den Polyphemus handelte, doch schon im nächsten Augenblick sollte sich mein Verdacht bestätigen.
"Ich Polyphemus, du mitkommen", dröhnte es da nämlich aus seinem Mund. Und ich kann euch sagen: Diese Worte wurden von, naja, interessanten, aber gut verzichtbaren Geruch begleitet. Davon wie benebelt ließ ich mein Schwert sinken. Als er mich unsanft packte und mich mitschleppte, gab ich die Versuche, mich zu wehren, schnell auf.
Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Nur am Rande realisierte ich, dass ich zu einem Wagen transportiert wurde, der wie ein mobiler Imbissstand wirkte. Nach kurzer Zeit fand ich mich auch schon im engen Inneren eines Kebabladens wieder. Wenigstens der Geruch war mehr als nur aushaltbar. Während dieses Monster von Zyklop losfuhr, dachte ich nur immer wieder "Es ist vorbei, Julian, es ist vorbei". Nicht einmal der Anblick meines wunderbaren Schwertes, welches mich nur daran erinnerte, dass ich, im Gegensatz zu Percy, nicht einmal versucht hatte zu kämpfen, konnte mich in dieser ausweglosen Situation positiver stimmen.
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The Half Blood Academy
FanfictionTretet ein in die Halfblood Academy, dem Ort, an dem Vergangenes Gegenwart ist✨ Enjoy