Boss Fight 1

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Ich stand vor dem Bahnhof, während ich auf meine Eltern wartete. Das Gespräch war schnell beendet gewesen, ich wollte mit meiner Mutter nicht übers Telefon streiten. Es war schlimm genug, dass mein Vater sicherlich unglaublich sauer war, ich wollte es den beiden erklären, wenn sie mir gegenüber standen.

Auch Jisoo hatte ich schon geschrieben und sah darum immer wieder auf mein Handy. Mein Kopf legte ich schließlich zurück gegen die Wand, an die ich lehnte. Er brummte und ich hatte tatsächlich ein wenig Angst vor der Reaktion meines Vaters. Aber da meine Jisoo nicht antwortete, gab es auch nichts, was mich beruhigte.

Plötzlich kam in hoher Geschwindigkeit ein silbernes Auto angerast und parkte mit einer Vollbremsung auf dem Parkplatz des Bahnhofs. Auf der Beifahrerseite stieg meine Mutter aus, doch obwohl sie mir näher war, waren die zügigen Schritte meines Vaters daran schuld, dass er zuerst vor mir stand.

Ich stieß mich von der Wand ab und sah ihm fest in die Augen, hatte mir vorgenommen, mich nicht länger von ihm unterdrücken zu lassen. Und das würde er auch nicht schaffen.

Bevor mein Vater auch nur seinen Mund öffnen und mir jegliche Dinge an den Kopf werfen konnte, holte ich einmal tief Luft und begann zu sprechen.

"Spar dir die Mühe, Appa. Ich will gar nicht hören, wie enttäuscht du von mir bist. Ich darf nicht einfach weglaufen, ich hätte Bescheid geben müssen, damit ihr es mir verbieten könnt, schon klar. Ich bin in deinen Augen eine Schande, eine Enttäuschung, du hast mich nie gewollt. Schließlich wolltest du ein Junge und nie ein Mädchen. Langsam habe ich es verstanden, glaube ich. Immerhin zeigst du mir oft genug, wie schlecht ich bin und dass du mich am liebsten weggegeben hättest."

Nun wollte mich mein Vater unterbrochen, seine Gesichtszüge wirkten immer noch emotionslos, doch ich sprach ungehindert weiter.

"Nur zu. Schlag mich, nimm mir meinen Computer weg, zerstöre mein Handy, verbiete mir für die nächsten 10 Jahre das Haus zu verlassen, verbiete mir den Kontakt zu Menschen, gib mich weg, lass alles an mir raus. Ich war in Seoul und habe zwei wundervolle Freunde besucht, ohne die ich längst dank dir verzweifelt wäre. Das war das Schönste, was mir passieren konnte. Jetzt kann mich nichts mehr zerbrechen."

Noch nie hatte ich meine Wut lediglich durch Worte herausgelassen, aber es war Zeit, das zu sagen. Ich musste ihm einfach klar machen, dass er mir egal war - genauso, wie ich ihm egal war. 

Doch mit einer Sache hatte ich nicht gerechnet. In seinen Augen bildeten sich Tränen und endlich erkannte ich eine Reaktion bei ihm, die mich schockierte. Er sah traurig aus. Unglaublich traurig.

Im nächsten Moment machte er einen Schritt auf mich zu und zog mich in seine starken Arme.

"Es tut mir so unendlich leid, Lisa. Wirklich. Ich habe nie gemerkt, was für ein schlechter Vater ich bin. Ich habe nicht gemerkt, wie sehr ich dir weh tue, wie schwer ich es dir immer mache. Ich habe nicht gemerkt, dass es dir schrecklich wegen mir geht. Das tut mir so unglaublich leid. Ich möchte alles wieder gut machen... versprochen, meine Prinzessin."

×××

"Vielleicht bin ich auch einfach verdammt dazu, einsam zu bleiben."
"Nein, bist du nicht. Hör auf, das zu denken."

Gamer ★ LisooWo Geschichten leben. Entdecke jetzt