Gamer ★ Lisoo

Level 4

Ich seufzte leise, bevor ich auf die Klingel von Jennies Haus drückte. Tatsächlich hatte Jisu mich dazu überredet, hierher zu kommen und deswegen wollte ich dem Ganzen eine Chance geben. Vielleicht hatte er ja recht und es würde ganz witzig werden.

"Lisa!", rief Jennie erfreut und schloss mich sofort in ihre Arme. Vorsichtig erwiderte ich ihre Umarmung, obwohl ich mich ein wenig unwohl dabei fühlte. Ich war Körperkontakt einfach nicht gewohnt, auch wenn ich eigentlich nichts dagegen hatte.

"Komm, die anderen warten schon oben", sagte sie lächelnd und führte mich hinein. Ich schlüpfte aus meinen Sneakern und folgte ihr nach oben. Es war nicht das erste Mal, dass ich sie besuchte. Unsere Freundschaft bestand bereits seit einigen Jahren. Nun ja, wenn man das wirklich Freundschaft nennen konnte. Am Anfang hatten wir natürlich viel miteinander unternommen, aber mit der Zeit gerieten wir immer mehr auseinander. Wir beide fanden neue Freunde, meine waren hauptsächlich Internetfreunde, und deswegen war ich hier zuletzt vor etwa einem Jahr gewesen.

"Leute. Unser Überraschungsgast ist angekommen~", verkündete sie fröhlich und trat zur Seite, damit ich in ihr Zimmer konnte. Jennies Zimmer war doppelt so groß wie meines und vier Matratzen lagen auf dem Boden. Trotzdem gab es noch genug Platz, denn ihre Familie hatte viel Geld und dementsprechend ein großes Haus.

Schüchtern trat ich ein und lächelte die anderen an, ehe ich zögerlich meine Hand hob und winkte. "Hey."

"Lisa~", rief Chaeyoung glücklich und stand auf, um mich zu umarmen. Die anderen beiden musterten mich nur schweigend und warteten ab, bis ich mich zu ihnen gesetzt hatte, bevor sie etwas sagten.

"Hey Lisa", sagte Yeri und schenkte mir ein kleines Lächeln, wohingegen Soyeon nur ihre Augen verdrehte und kurz "Hey" sagte. Sie mochte mich noch nie wirklich und dementsprechend war das blonde Mädchen mir gegenüber kurz angebunden.

Innerlich seufzte ich einmal. Ich sollte heute Abend zumindest versuchen, Spaß zu haben und mich nicht die ganze Zeit ablenken lassen. Allerdings konnte ich mit diesen Mädchen nicht so viel anfangen und Gesprächsthemen fielen mir erst recht keine ein. Hoffentlich würde ich diese Nacht überstehen. Denn wirklich glauben tat ich es nicht.

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"Ich bin dran! Lisa, bist du gerade verliebt? Niemand zählt nicht", grinste Soyeon mich an und musterte mich mit einem verschmitzten Grinsen auf den Lippen. Natürlich hatte diese Frage kommen müssen, das hätte ich vorhersehen sollen. Aber ich hatte keine Idee, wie ich mich da herausreden sollte, immerhin dachte ich soweit nie.

"Ich... also... es gibt da einen Jungen, den ich wirklich mag...", fing ich vorsichtig an. Lügen wollte ich nicht und wenn sie mich schon fragten, würden sie auch eine ehrliche Antwort bekommen. Die Augen der vier fingen an, neugierig zu funkeln und sie alle warteten gespannt auf meine Antwort.

"Sein Name ist Jisu", sagte ich schüchtern und wurde sogleich von Jennie unterbrochen. "Jisu? Woher kennst du ihn? Wohnt er in deiner Nähe? Geht er auf unsere Schule?"

"Na ja, nein, leider nicht. Ich hab ihn über ein Spiel kennengelernt", erklärte ich ihr und Jennie plusterte schmollend ihre Wangen auf. Für unsere 16 Jahre verhielten wir uns recht kindlich, vor allem Jennie verdeutlichte dies immer wieder, aber mich störte es nicht.

"Du zockst?", fragte Yeri verwundert nach und dass sie dieses Wort benutzte, ließ mich sofort hellhörig werden.

"Ja, ich bin Gamerin", meinte ich dadurch lächelnd und augenblicklich fing sie an zu lachen. Zu meiner Überraschung stiegen Soyeon und Jennie darauf und auch Chaeyoung zwang sich dazu, mitzumachen.

"Das ist echt traurig. Hast du denn keine Freunde oder warum verschwendest du deine Zeit mit Spielen?", lachte Yeri und wischte sich eine Lachträne weg, während Soyeon hinzufügte: "Und wie kann man sich in jemand verlieben, den man nicht einmal kennt? Das ist echt ziemlich einsam."

Verletzt durch ihre Worte biss ich mir auf die Lippe. Langsam bahnten sich Tränen in meine Augen. Zocken war nicht irgendeine Beschäftigung, weil man einsam war, es war eine Leidenschaft, die man auslebte. Man fand daran Spaß und konnte der Realität entfliehen, wenn diese einem zu viel wurde. Darum liebte ich es so sehr.

Aber diese Mädchen hier sahen das nicht so. Hätte ich doch einfach nichts gesagt...

×××

"Irgendwann wird sie sowieso dahinter kommen."
"Wird sie nicht."