Boss Fight 2

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"Lass es mich dir erklären", seufzte mein Vater, als wir daheim angekommen waren und uns zu dritt auf das Sofa gesetzt hatten. Meine Eltern saßen nebeneinander und ich ihnen gegenüber. Zwar verstand ich gerade gar nichts mehr, aber ich wollte mir zumindest anhören, was sie zu sagen haben. Vielleicht würde ich es dann ja besser verstehen.

"Du hast gesagt, dass ich nie ein Mädchen wollte... aber da steckt etwas anderes dahinter. Etwas, das ich dir ein Leben lang geheim gehalten hatte, weil ich nicht wollte, dass es dir schlecht dadurch geht." Verwirrt legte ich meinen Kopf schief und musterte ihn aufmerksam.

"Du erinnerst mich sehr stark an deine Mutter", begann er und stirnrunzelnd sah ich zu Eomma, die neben ihm saß und meinem Blick auswich.

"Deiner richtigen Mutter."

Nun war ich völlig überfordert. Diese Frau, die neben ihm saß, war nicht meine richtige Mutter? 16 Jahre lang hatte ich geglaubt, dass sie meine echte Mutter war, aber in Wirklichkeit war sie es nicht? Wer war sie dann? Und vor allem, wer war dann meine richtige Mutter?

"Als du zur Welt kamst, war es eine schwere Geburt. Deine Mutter hat es nicht überlebt. Zu dieser Zeit war ich mit Hyun-Soo gut befreundet gewesen, sie empfand auch etwas für mich, doch in meinen Augen existierte nur deine Mutter. Da sie aber wegen dir starb, fing ich an, eine große Trauer zu hegen und Hyun-Soo war diejenige, die mich aus dieser schlechten Zeit holte. Dank ihr lernte ich wieder zu leben und darum habe ich mich in sie verliebt.

Damals warst du in meinen Augen kein Fehler. Ich habe dich geliebt, immerhin warst du meine Tochter. Auch hatte ich dir nie die Schuld für den Tod deiner Mutter gegeben. Doch je älter du wurdest, desto mehr hast du mich an sie erinnert. Ich kannte deine Mutter ein ganzes Leben lang und du hast so viele Eigenschaften von ihr übernommen. Ich konnte damit nicht umgehen, ich konnte es nicht akzeptieren. Ich konnte meine Trauer nicht länger aus meinem Leben verbannen. Darum habe ich angefangen, dich von mir zu stoßen.

Darum habe ich angefangen, den größten Fehler meines Lebens zu begehen - dich wie einen zu behandeln."

Meine Augen wurden größer und ich sah meinen Vater ungläubig ein, während sich kleine Tränen ansammelten. Das steckte hinter seinem Verhalten? Mit einem Mal leuchtete es mir ein und ich fing langsam an, meine Worte zu bereuen. Aber warum hatte er so lange gebraucht, um es zu verstehen?

"Als du plötzlich weg warst, hatte ich so schreckliche Angst, dich verloren zu haben. Das war die Hölle für mich... ich wollte nicht zum zweiten Mal jemanden verlieren, den ich liebe. Darum hab ich meinen Fehler erkannt und möchte, dass du mir verzeihst... ich werde mich bessern."

"Appa... das ist schwer zu glauben...", sagte ich zögerlich, doch ich war ein Typ Mensch, der nicht nachtragend sein konnte. Das machte es mir im Moment wirklich schwer, denn das bedeutete, dass ich meinem Vater ohne zu zögern verzeihen wollte. War ich zu schwach? Doch in seinen Augen glitzerten ebenfalls Tränen und er schluckte schwer.

"Das verstehe ich. Wie gesagt, ich werde alles dafür geben, du musst mir nicht sofort verzeihen. Und... es gäbe da bereits etwas. Wir müssen aufgrund meiner Arbeit nach Seoul ziehen und du sagtest doch vorhin, du hättest in Seoul Freunde besucht. Wenn du mir sagst, wo sie wohnen, können wir in ihre Nähe ziehen."

×××

"Sie wird also hierher ziehen?"
"Ja. Und wir werden alles gemeinsam schaffen. Zu dritt."

Gamer ★ LisooWo Geschichten leben. Entdecke jetzt