Kapitel 12

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Viel zu hell, viel zu grell, fiel das Sonnenlicht durch das verstaubte Fenster. Vor dem verstaubten Fenster herrschten angenehme 29°C und strahlend blauer Himmel. Ich saß mit angezogenen Beinen auf dem Bett und starrte aus dem Fenster. Im licht der Sonne sah ich den Staub tanzen. Während ich so da saß verstrichen die Sekunden und irgendwann wurden aus Sekunden Minuten. Die Sonne würde hinter den Bäumen im Park untergehen. So wie jeden Tag. Ich hatte keinen Schimmer wie viel Zeit vergangen war. Es interessierte mich auch nicht. Warum sollte es auch? Er hatte geheiratet. Er hat die Frau geheiratet die ihm offensichtlich mehr bedeutete. Es war offensichtlich das ich ihm nichts bedeutete. Das zeigte sich schon daran das er mich kein einziges mal besucht hatte. Nicht einmal an unserem Jahrestag, Weihnachten oder meinem Geburtstag. Er hatte sich einfach nicht für mich interessiert. So einfach war das. Zumindest aus seiner Sicht. Ich saß, wie jeden Tag, einfach nur da und sah aus dem Fenster. Gekettet an ein Bett weil ich nach wie vor nur Sekunden auf den eigenen Beinen stehen konnte. Was würde ich dafür geben wenn er hier währe. Was würde ich dafür geben wenn er mich unterstützen würde. Soviel hatte er mit meiner Unterstützung durchgestanden. Die Kaputte Schulter, jedes gottverdammte verlorenen Spiel, jeden Sieg, jeden Streit. Ich hatte ihn ertragen wenn er ein Spiel verloren hatte und ihn unterstützt wenn er verletzt war. Ich hatte so unglaublich viel Energie in diese Beziehung gesteckt. Und wo für? Wo für war all diese verschwendete Lebensenergie, welche ich gerade jetzt dringend benötigen würde? Dafür das ich jetzt alleine in einem Stationszimmer saß und aus dem Fenster sah. Einmal im Leben brauchte ich ihn und er war nicht da. Nach unserem ersten Urlaub hatte ich gesagt man könnte mit ihm durch die Hölle gehen. Nun, ich ging durch die Hölle. Aber ich ging alleine! Irgendjemand hatte behauptet das manche Schicksalsschläge existieren um zu zeigen wer es Wert ist das man um ihn kämpft. Nie hatte ich erwartet das sich mein Freundeskreis so schnell reduzieren würde. Und ich wollte es nicht einsehen. Für jeden von ihnen hatte ich gekämpft, für jeden von ihnen währe ich gestorben und jetzt wars das? All die gewonnenen Schlachten umsonst? All der Schmerz für Nichts? All das dafür das ich hier alleine saß? Ich wollte nicht einsehen das das hier ein abschied war. Ich war doch so beschießen darin mich zu verabschieden. Ich wollte keinen von ihnen gehen lassen. Ich wollte nicht einsehen das ich einen Kampf kämpfte, welchen ich bereits verloren hatte. Ich wollte kein 'Ende' setzen. Und am allerwenigsten wollte ich der Wahrheit ins Gesicht sehen. Ich wollte nicht sehen das ihnen der Abschied offensichtlich nicht schwergefallen war. Ich wollte nicht sehen wie leicht sie mich vergessen hatten. Aber egal wie sehr ich mich dagegen sträubte, egal wie wenig ich es wahr haben wollte: Ich war kein teil mehr ihres Lebens. Ich war niemand mehr.

Ich seufzte. „Was willst du?", fragte ich schroff ohne den Blick vom Fenster zu wenden. „Mit dir reden!", sagte er und ich hörte seine Schritte, wie er auf das Bett zu kam. „Ich aber nicht mit dir!", stellte ich fest. nach wie vor befand ich den Klang meiner Stimme als befremdlich. „Lina hat mir geschrieben das du wach bist", sagte er. Darauf folgte stille und das Geräusch eines Stuhles welcher über den Boden gezogen wurde. „Hat sie?!", sagte ich monoton und starrte nach wie vor aus dem Fenster. Unter anderen umständen hätte ich mich gefreut ihn zu sehen oder geweint aber tränen hatte ich keine mehr und Gefühle erst recht nicht. „Ich habe nicht gesagt das du bleiben kannst!", sagte ich kalt. „Ich weiß und du weißt das es mich nicht interessiert!", sagte er und ich hört den Anflug eines Lachens. Ich schnappte verächtlich nach luft. „Was willst du hier?", fragte ich nach einer weile in der er nicht ging. Er seufzte. Es war ein ungewohntes seufzen. Schwer. Nachdenklich. „ich glaube ich versuche dich von der herabstürzenden Decke zu beschützen", meinte er. „Du?", schaute ich verächtlich, „Gerade du möchtest mich davor beschützen?... Ich glaube auf diesen Schutz kann ich dankend verzichten!" „Sieht man!", sagte er trocken, „Ganz offensichtlich stellst du dich ja der Situation. Du versteckst dich ja auch nicht in einem Zimmer und heulst einer Sache hinter her anstatt darum zu kämpfen." Ich hörte die Spannung in seiner Stimme. „Verdammt nach mal! Wo rum soll ich kämpfen? Er hat geheiratet, Liam! Er hat mich vergessen! Ich spiele keine Rolle mehr in seinem Leben! ICH HABE VERLOREN LIAM! Versteh das verdammt noch mal einfach!", brach ich hervor und plötzlich waren diese beschießenen Tränen wieder da. „Nein Many, DU hast nicht verloren! DU hast AUFGEGEBEN! DU hast dich VERKROCHEN!", jetzt wurde er laut. „ICH habe mich nicht VERKROCHEN! Ich lag wegen IHR im KOMA! Ich hatte nicht einmal die Chance zu kämpfen!", schrie ich zurück. „Dann Kämpfe verdammt noch mal jetzt! Hör auf dich in diesem Zimmer zu verkriechen! Komm verdammt noch mal wieder auf die Beine! Zeig diesem Arschloch was er verloren hat und trete seiner Schlampe von Frau in den Arsch! Scheiße verdammt noch mal! Many wehr dich! Und sei nicht dieses schwache bemitleidenswerte Ding", brüllte er wütend. „Das sagst gerade DU?! DU warst dort!Du hast deine Stellung bereits bezogen! Also höre auf mir einen Vortrag zu halten!", konterte ich wütend zurück, „Und ich bin nicht SCHWACH!" „Dann zeig es verdammt noch mal!", ging er mich weiter an. „Zeig es ihnen! Zeig ihnen das du das nicht mit dir machen lässt! Zeig ihnen das man weder Many noch Lisa einfach so abschreiben kann! Zeig ihnen wer das Sagen hat!", er wurde ruhiger aber nicht weniger bestimmt. Ich starrte ihm in die Augen und funkelte ihn an. Er schwieg und sah etwas beschämt aus dem Fenster. „Seit wann nennt du mich eigentlich Many?", fragte ich nach einiger Zeit leise. Er lächelte. „Es ist einfacher dich mit dem Namen Many anzuschreien als mit Lisa", lachte er leise und ich zog spöttisch meine Augenbraue nach oben. „Ach ehrlich?!", fragte ich spöttisch. „Nein!", er schüttelte lachend den Kopf, „Nicht wirklich!" 
Schweigend saßen wir da und hingen unseren Gedanken nach. „Ich vermisse ihn!" „Ich weiß" „Wie siehst du überhaupt aus?", fragte ich nach einer weile und versuchte mich in einem schmunzeln. 
Milans dunkle Haare standen zu allen Seiten ab und er hatte sich in den letzten zwei Jahren einen drei Tage Bart wachsen lassen „Der Bart macht dich älter!", stellte ich fest. 

Liam ging nach ein paar Stunden wieder. Wir hatten hauptsächlich über seine Karriere gesprochen und über belangloses Zeug. Tatsächlich arbeitete er mit Models wie Izabel Goulart, Cara Delevingne und Adriana Lima zusammen und wie er erzählte, auch mit meinen Leuten aus Kanada. Offensichtlich hatten sie die ein oder andere Kollektion herausgebracht. Er hatte eine gigantische Kariere hingelegt, in den letzten Zwei Jahren. Er war eine richtige Persönlichkeit geworden und er war glücklich. Aber vor allem wollte mir seine Worte nicht aus dem Kopf gehen. Sollte ich wirklich kämpfen? Gab es überhaupt noch etwas um das es sich zu Kämpfen lohnt? Und warum sollte ausgerechnet ich um ihn Kämpfen?

Kurz bevor Liam gegangen war hatte er sich in der Tür noch ein mal umgedreht und meinte: „Ich habe volles Verständnis wenn du nicht um ihn oder euch kämpfen willst! Aber dann erkämpfe dir wenigstens deine Stärke zurück und zeig ihm das du auch gut ohne ihn kannst. Nichts stört und verletzt einen Mann mehr als wenn er sieht das er nicht gebraucht wird! Außerdem geht es hier um dich und um deine Zukunft, also gib sie und dich nicht einfach auch!" Und damit hatte er verdammt noch mal recht! In diesem Moment traf ich einen Entschluss: Ich würde wieder fit werden, koste es was es wolle, und ich werde ihnen Zeigen das ich sehr gut ohne sie konnte. Ich würde es ihnen, der Welt und in aller erster Line mir selbst beweisen!



Der Link zum Foto(oben) (Ist übrigens Liam): http://malemodelstreet.blogspot.com/2014/02/laurin-krausz.html

Mrs. Keeper - Never? or Forever!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt