Kapitel 27

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Manus Sicht

Unsere Maschine landete gegen Mittag in München und die Laune war gelinde gesagt grauenhaft. Alle waren enttäuscht und frustriert und vor allem Mats schien die Niederlage sehr mitzunehmen. Dabei hatte er noch nicht einmal gespielt, oder vielleicht lag es genau daran. Ohne große Abschiedsworte verlies ich den Flughafen und fuhr in meine Wohnung. Es war nichts Besonderes. Eine kleine zwei Zimmerwohnung, nur spärlich möbliert, in der Nähe der Siegerstraße. Ich hatte es einfach nicht mehr ausgehalten in unserer Wohnung. Es war unser zuhause und ohne Lisa war es einfach nicht das gleich. Es fehlte die Wärme, die Herzlichkeit und das Gefühl der Geborgenheit. Es zeigte einmal mehr das „zuhause" mehr eine Person war und weniger ein Ort. Wäre ich in dieser Wohnung geblieben, wäre ich vermutlich endgültig verrück geworden. Außerdem quälte mich der Gedanke unsere Wohnung mit jemand anderen als Lisa zu teilen. Ähnlich ging es mir mit dem Haus am Tegernsee. Es hätte unser Zuhause werden sollen, der Ort wo wir eine Familie gründen wollten, der Ort wo unsere Kinder auswachsen sollten. Aber wie sollte das gehen ohne Lisa? Nach all der Zeit konnte ich mir ein Leben ohne sie nur schwer vorstellen. Ganz egal was ich zu Nina gesagt hatte. Eine Zukunft, eine Familie ohne Lisa war undenkbar.

Der Schlüssel drehte sich langsam im Schloss, die Wohnungstür ging quietschend auf und ich ließ meine Tasche neben die Tür fallen. Ich war müde. Seit dem Streit mit Nina hatte ich kaum geschlafen. In gewisser Weise bereute ich was ich zu ihr gesagt hatte. Natürlich hatte ich es nicht ernst gemeint, dass ich Lisas Geräte Abstellen würde, aber es gab Moment wo ich keine Kraft mehr hatte um weiter zu Hoffen. In diesen Momenten mogelten sich genau diese Gedanken in meinen Kopf und ich war von meiner eigenen Kälte überrascht und schockiert. Ninas vorwürfe waren da nicht besonders hilfreich. Langsam zog ich mir meine Jacke aus, warf sie über das Schuhregal und schlüpfte aus meinen Schuhe bevor ich mich in Schlafzimmer bewegte und mich auf mein Bett fallen ließ. Ich starrte an die Decke und dacht für einen Augenblick lang Garnichts. Solange bis meinen Blick auf das gerahmte Bild. Ich seufzte leise. Das Bild war Ende September 2013 entstanden.Wir hatten spontan beschlossen einen kurzen Wochenendtrip in die Alpen zu unternehmen und hatten uns fürchterlich Verlaufen.

„Bist du dir sicher, dass das der Richtige Weg ist?" fragte ich mittlerweile etwas genervt. Nachdem wir erneut an einer Weggabelung standen von der drei Wege weggingen und alle drei waren mit 'Bergweg' gekennzeichnet. „Ja" war das einzige was sie sagte bevor sie sich für den rechten Weg entschied. „Lisa, bitte! Können wir nicht einfach auf die Karte Schauen bevor wir uns endgültig verlaufen? Ich habe langsam die Nase voll!", rief ich ihr hinterher und blieb stehen. Sie ging noch ein paar Schritte bevor sie stehenblieb, kurz zögerte um Sekunden später herum zu fahren die Hände in die Luft zu werfen und genervt „Meinetwegen" zu murren. Ich stellte den Rucksack auf dem Waldboden ab und nahm die Karte aus der Deckeltasche. Es dauerte etwas bis ich mich auf der Wanderkarte orientiert hatte aber sobald ich wusste wo wir waren stellte ich fest das sie recht hatte. „Du hast recht. Es ist der rechte weg und an der nächsten Abzweigung dann links", sagte ich und lächelte sie an. Lisa verschränkte die Arme schnaubte und murmelte „Sag ich doch!". Gerade als sie sich abwenden wollte um davon zu stapfen griff ich nach ihrem Hand gelenk und zog sie an mich. Einen Moment stand sie still bevor sie begann sich grummelnd aus meinen Armen zu befreien. „Ich mag nicht" murrt sie und stapfte los. Schmunzelnd schüttelte ich den Kopf und folgte ihr.

Als wir am Gipfel oben standen wagte ich einen erneuten Versuch und umarmte sie von hinten. Dieses mal reagierte sie sehr viel sanftmütiger. Sie lehnte die Stirn an meinen Kiefer uns seufzte leise. „Also für die Aussicht hat es sich auf jeden Fall gelohnt", lachte sie. „Mhm", murmelte ich und drückte ihr einen Kuss in den Nacken. Wären wir den direkten Weg gelaufen wären wir auch schneller hier gewesen", setzte ich nach. „Na und wir sind doch angekommen", sagte sie und klang etwas eingeschnappt ich lachte.

Minuten lang standen wir dort und betrachteten das Alpen Panorama. Der hellblaue Himmel war von einzelnen Wolken überzogen und die Laubbäume strahlten in den schönsten gelb, orange und rot Tönen. „Hiermit dir könnte ich ewig belieben", sagte Lisa nach einer Weile. „Ewig ist eine ganz schön lange Zeit! Glaubst du nicht das wir uns irgendwann sehr auf den Zeiger gehen oder das ich dir doch zu alt werde?", murmelte ich leise in ihre Haare und äußerte so eine Sorge die ich schon seit einer ganzen weile mit mir herumtrug. Sie drehte sich in meinen Armen um und sah mich an. „Das auf die Nerven gehen hört doch dazu, sonst wäre es doch langweilig und zu Alt wirst du mir nie werden. Nicht heute und nicht Morgen!", flüsterte sie bevor sie mich küsste. „Und was ist mit übermorgen?", fragte ich und sah sie spitzbübisch an. „Nicht in hundert Jahren!", flüsterte sie drückte mir einen flüchtigen leichten Kuss auf die Lippen taucht unter meinem Arm weg und lief lachend zu einem Fells Vorsprung.

Ein klingeln riss mich aus meinen Tag träumen. Ich brauchte einige Sekunden um zu realisieren das es mein Handy war. „Neuer?", meldete ich mich. „Hallo Manuel, ich wollte dir nur sagen das Vincent Löw morgen Abend keinen Dienst hat", sagte Jana. „Ok, Danke!", sagte ich und fuhr mir müde durchs Gesicht. Jana war eine Krankenschwester und eine gute Freundin von Emilie und für regelmäßige Tickets für die Alianz-Arena teilte sie mir mit wann ich Lisa besuchen konnte ohne Vince über den Weg zu laufen. Immerhin wusste ich jetzt was ich Morgenabend tun würde und ich freute mich darauf Lisa wiederzusehen.

Der morgige Tag verging schnell und es dämmerte bereits als ich das Klinikum mit zwei Kaffee bechern betrat. Jana saß wie zu erwarten am Tresen ich reichte ihr den Becher und war schon auf dem Weg Richtung Intensivstation als Jana mich zurückpfiff. „Sie haben sie verlegt", teilet sie mir mit. „Warum?", fragte ich verwirrt. Sie zuckte nur mit den Schultern und gab mir die neue Zimmer Nummer.

Leise öffnete ich die Tür, abgesehen von der Nachtischlampe war der Raum dunkel. Sie sah sehr entspannt aus wie sie dort lag. Ich öffnete eines der Fenster uns setzte mich Vorsichtig auf die Bettkannte und erzählte ihr von der verlorenen EM und allem was passiert war. Als ich zu dem Streit mit Nina kam geriet ich ins Stocken und konnte sie nicht mehr ansehen. Ich stand auf und stellte mich ans Fenster. Meine Finger spielten in der Jackentasche mit der Ring Schatulle und ich dachte wider an den Tag in den Alpen wo ich beschlossen hatte das ich sie heiraten wollte. An den Tag wo das Bild entstanden war, welches auf dem Nachtisch stand. Die Tränen brannten in meinen Augen und ich wollte mir gerade über das Gesicht fahren als sich ein paar Arme von hinten um meine Oberkörperschlangen und mir das Herz stehen blieb. 



Ein schönes Wochenende und einen schönen 1 Advent euch allen!

Mrs. Keeper - Never? or Forever!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt