Kapitel 20

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Nina brauchte fast eine stunde bis sie sich von meinem plötzlichen Auftreten erholt hatte. Kaum hatte sie aufgehört zu weinen hat sie sich hundert tausend mal entschuldig und beteuert wie leid ihr alles tat. Sie versprach mir immer wieder das sie allen schaden begleichen würde wenn ich es forderte. Aber auch sie wusste das sie mir die zwei Jahre meines Lebens nicht zurück geben konnte. als sie erneut anfing sich zu entschuldigen unterbrach ich sie.

„Nina hör endlich auf!", sagte ich und fuhr mir müde übers Gesicht. „ich habe verstanden das es dir leid tut und ich werde mir überlegen ob und wann ich dir verzeihe und welche Summe ich von dir fordern werde. Dafür brauche ich aber erst die Rechnungen und muss klären was genau die Versicherung abdeckt und was nicht. Außerdem muss ich herausfinden wie viele Kosten Manuel übernommen hat und ihm die Summe zurück zahlen"

Verwirrt sah sie mich an. „Wie meinst du das?", wollte sie wissen, „Warum willst du Manuel das alles zurück zahlen!"

Einen Augenblick lang starrte ich die Eiswürfel an welche in dem leeren Glaß schmolzen. „Weil ich nach einem Schlussstrich keine offenen Rechnungen will", sagte ich leise. Ich hatte diesen Entschluss noch nie laut ausgesprochen. Niemanden. Dabei hatte ich ihn schon vor eineigen Tagen gemacht. Kurz nachdem Liam mir seine Sicht der Dinge erzählt hatte. Zwar bevor ich Marcel getroffen habe, aber das was er mir erzählt hatte klang, von dem Antrag mal abgesehen, nicht viel versprechend.

„du willst dich...", fing Nina entsetzt an und stockte dann, „Das kann nicht dein Ernst sein!" Gegen ende wurde ihre Stimme schrill und laut.

„Doch, ist es. Ich werde mich von Manuel treten. Obwohl... Eigentlich habe ich mich ja bereits vor zwei Jahren von ihm getrennt, wenn man die Presse frägt!", sagte ich ruhig aber mit einer gewissen Kälte in der Stimme.

„Das kannst du ihm nicht antun! Er hat die letzten zwei Jahre damit verbracht Millionen in deine Gesundheit zu stecken. Er hat ZWEI verdammte JAHRE auf DICH gewartet! Du kannst ihn jetzt nicht aus einer lauen heraus verlassen. Das hat er nicht verdient!", Nina war aufgesprungen und sah mich entsetzt an.

„Das hat er nicht verdient? Ist das dein ernst?", sprachlos sah ich sie an.

„Du hast doch keine Ahnung was er alles für dich getan hat! Ich kenne keinen der zwei Jahre auf jemanden gewartet hat von der die meisten ausgegangen sind das sie sowie so jeden Moment abkratzt. Wenn du ihn jetzt verlässt hast du ihn einfach nicht verdient!", sie knallte ihr Whisky Gals auf den Tressen und mittlerweile zogen wir die gesamte Aufmerksamkeit auf uns.

„Ich habe IHN NICHT VERDIENT?", meine Stimme wurde schrill. „Willst du mich eigentlich verarschen Nina? Erstens kann ich mir nur sehr schwer vorstellen das der liebe Herr Neuer zwei Jahre lang enthaltsam gelebt hat. Zweitens ist es nicht meine Schuld das das ich die letzten Zwei Jahre nicht Anspruch bar war und drittens, untersteh dich mir die Schuld zugeben. Schließlich ist es deine Schuld das ich zwei Jahre lang im Koma lag. Wir wissen beide das du nicht selten den Druck in deinen Autoreifen vernachlässigst. Außerdem bist du DU diejenige die MEINEM FREUND die Zunge in den Hals gesteckt hat als wir noch zusammen war. Also wenn hier jemand jemanden nicht verdien hat. Dann habt ihr beide MICH nicht verdient!". Ich war sauer, was bildete sie sich eigentlich ein!

„Weißt du was, du hast recht! Manuel hat tatsächlich andere Frauen gedatet. Und ja, ich hab mit ihm geschlafen. Außerdem waren wir da beide hacke dicht und wissen nahezu nichts mehr von diesem Abend. Das tut mir zugegeben auch echt leid. Aber weißt du was ich langsam wirklich bereue?! Dass ich Manuel tatsächlich die letzten Monate davon abgehaltenen hab deine Maschinen abstellen zu lassen. Den er hat die Hoffnung schon vor Ewigkeiten aufgegeben!", wütend sah sie mich an. Eine Eisige stille breitete sich in der Hotelbar aus. Es dauerte einige Sekunden bis die Bedeutung dieser Worte Sinn ergaben. Mit jedem bisschen Erkenntnis entglitten mir meine Gesichtszüge mehr.

„Oh, Scheiße!", flüsterte Nina und schlug eine Hand vor den Mund. „Ich... Es tut mir leid!", flüsterte sie. „Ich muss an die frische Luft" brachte ich hervor und verlies die Bar.

Blind vor Tränen und taub vom schmerz stolperte ich aus dem Hotel und lief zum Strand. Der Sand fühlte sich kalt an. Ich krümte mich vor schmerz. Er wollte die Maschinen abstellen? Er hatte eine andere? Brauchte er mich nicht mehr? Wollte er mich nicht mehr?

Ich sank auf die Knie und rang nach Luft. Mein Kopf dröhnte und fühlte sich gleichzeitig an wie leer gefegt. Ich wusste nicht was ich fühlen sollte. Ich war überfordert und verletzt.

„Lisa?", fragte Nina leise und zaghaft bevor sie sich neben mich in den Sand setzte. „Ich hab das nicht so gemeint. Ich kann mir nicht vorstellen wie das jetzt für dich ist. Und Manuel kann sich glücklich schätzten wenn du ihm verzeist. Aber versucht doch wenigstens ihn zu verstehen. Er hat fast zwei Jahre auf dich gewartet. Ist es da so verwerflich wenn er mal mit einer anderen Frau etwas trinken geht? Und mehr war es ja nie. Mehr als ein treffen wurde es nie. Und außerdem waren es nur zwei Frauen. Wo von eine glaube ich eh vom anderen Ufer war, denn als ich kam um ihn zu „retten" hätte ich schwören können das sie mich angeflirtet hatte!", erzählte sie leise.

Und trotzdem meines Gefühlschaos lachte ich leise.

„Und die Idee mit dem Abschalten ist erst ein paar, ich glaube zwei oder drei, Wochen alt. Naja, eigentlich steht sie seit Anfang an im Raum. Die wenigsten Ärzte sind davon ausgegangen das du durch kommst. Aber dein Bruder, Thomas und Manuel haben alle dafür gekämpft das keiner die Maschinen abstellt. Zwar separat und ohne das wissen des Anderen aber keiner von ihnen wollte dich aufgeben. Und er hat diese Idee erst heute Abend wirklich in Worte gefasst und das auch nur weil er vollkommen verzweifelt war. Du kannst dir nicht vorstellen wie scheiße sich ein Sieg für ihn anfühlt. Alle anderen können mit ihren Frauen feiern und er ist allein. Die Freude über einen Sieg ebbt bei ihm ziemlich schnell ab. Danach ist er meisten deprimiert, traurig und unfassbar hitzig. Deswegen sind wir heute Abend auch aneinander geraten. Aber er würde alles tun um dich zurück zu bekommen. Er liebt dich! Und du hast keine Ahnung wie sehr er dich vermisst hat. Wie sehr er gelitten hat!". Einen Moment lang schwieg sie.

„Die ersten Wochen nach dem Unfall hat er kaum geschlafen und kaum gegessen. Er war entweder beim Training oder bei dir. Wobei er akribisch darauf geachtet hat das dein Bruder in im Haus war wenn er bei dir war. Manuel schaffe es nicht deinem Bruder unter die Augen zutreten. Dafür hatte er ein zu schlechtes Gewissen. Er hat sich die Schult für den Unfall gegeben. Warum auch immer. Es ging ihm wirklich dreckig. Immer ist er mit Sonnen Brille herum gelaufen damit niemand seine verweinten Augen sah. Er trainierte fast 16h am Tag. Es ging soweit das der FCB ihm eine Trainings sperre verpasste. Du kannst dir garnicht vorstellen in was für einer Verfassung er war. Aber das ändert nichts an den Gefühlen die er für dich hegt!", damit beendete sie ihren Monolog. Ich schwieg.

Eine weile Lang saßen wir schweigend am Strand. „Danke!", sagte ich leise. „Wofür?", wollte sie wissen. „Das du mir das erzählt hast. Alles meine ich!", sagte ich. Sie nickte und stand auf. Mein Blick ruhte auf dem Horizont wo man in der ferne die Signallichter und beleuchteten Fenster von einigen Schiffen sah. „Kommst du morgen mit ins Stadtion?", fragte sie. „Nein", sagte ich. Sie ging ein paar Schritte Richtung Hotel. „Verzeihst du mir?", wollte sie wissen. „Ich brauche Zeit", murmelte ich und fuhr mit den Händen durch den lockeren Sand. „In Ordunung. Aber ich würde mich freuen wenn es wieder so werden würde wie früher!", sagte sie. „Ich mich auch", brachte ich heraus während ich spürte wie meine Augen anfingen zu brennen.

Ich brauchte Zeit. Dabei war Zeit das was ich nicht hatte. Eigentlich sollte ich gerade mein erstes Staatsexamen schreiben. Aber puste Kuchen mir fehlten noch vier Semester. Eigentlich sollten Manuel und ich vor einigen Wochen unser fünf Jähriges feiern sollen. Eigentlich sollte ich mich wie 23 fühlen und nicht wie 21. Eigentlich sollte es mir leicht fallen Nina und Manuel zu verzeihen aber irgendetwas in mir weigerte sich die Situation anzunehmen. Irgendetwas weigerte sich zu verzeihen.

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Hey,

ich weiß ich update nicht gerade regel mäßig. Aber ich würde mich trozdem riesig über ein paar Kommis freuen! Gerne auch mit Ideen :)

lg lissi

Mrs. Keeper - Never? or Forever!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt