11.

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Zurück in Deutschland ging ich nicht an mein Handy. Ich konnte mir denken, was darauf angezeigt wurde. Ich war einfach komplett fertig. Noch nie hatte ich mich so gefühlt... So als wäre ein dicker Stein auf mein Herz gefallen. In meiner kleinen Wohnung warf ich meine Sachen in die Ecke und wurde dann angerufen. Es war Tom. Ich wartete bis er auflegte und sah dann auf den Bildschirm. 20 verpasste Anrufe von Tom... „Emilia, wo bist du?", „Ist etwas passiert.". Dann sah ich die neuste Nachricht. „Ich habe deine Zettel gefunden. Es tut mir leid, wenn ich etwas falsch gemacht habe.". Ich klickte weg. Tom war ein guter Mensch... Er war wirklich ein guter Mensch... Ich wählte die Nummer von Love-Seek und erzählte ihnen alles. Ich sagte ihnen, dass sie ihm das Geld wiedergeben sollten und dass ich aufhören wollte. Sie waren damir einverstanden und ich konnte aussteigen. Mit meinem ersparten würde ich wegziehen. Mir ein anderes Leben aufbauen. Dass musste ich einfach...
Tom hatte mir die Augen geöffnet.
In den nächsten Tagen suchte ich einen neuen Job. Ich konnte, einige Kilometer von Hamburg, in einem kleinen Ort als Kellnerin anfangen. Der Lohn war grauenhaft. Und ich konnte erst in einem Monat dort anfangen, aber ich wollte unbedingt dorthin. Als ich dort war hatte es sich richtig angefühlt. Es war klein, weit weg von der Stadt. Die Leute dort wussten wahrscheinlich nicht Mal, was eine Escort ist. Und dass gefiel mir. Ich musste neu anfangen. Wo mich niemand kannte.
Aber bevor ich dorthin ziehen konnte musste ich noch in der Stadt überleben. Dass schien anfangs wie die Hölle. Tom rief jeden Tag an. Ich konnte so nicht neu anfangen.
Nach einigen Wochen schrieb Love-seek, dass Tom auch dort nach mir gefragt hatte. Aber sie ihm meine wirklichen Daten nicht gegeben hatten. Ich antwortete nicht Mal. Ich wollte ihn vergessen.
Ich saß leise am Ufer der Elbe. Immer öfter sagte ich mir, ich sei eine Hure. Da es einfach so war. Ich hatte mich unzählige Male für Sex bezahlen lassen... Ich hatte mich freiwillig benutzen lassen... Ich dachte daran Phil anzuzeigen. Aber wer würde mir glauben? Ich hatte keine Beweise. Außerdem wollte ich ein neues Leben anfangen. Und meine Vergangnehit vergessen.
Aber das war schwieriger als gedacht.
14 Tage später wurde geklingelt. Weil bei mir nie geklingelt wurde sah ich durch den Spion. Ich bekam keine Luft mehr. Draußen stand Tom. Ich hielt die Luft an. Er sollt denken, dass ich nicht zuhause sei. „Emilia, falls du da bist. Ich-Ich habe dich gesucht... Ich möchte das Geld nicht, es gehört dir. Es tut mir leid, wenn ich etwas falsch gemacht habe. Ich wollte dir nicht weh tun...", sagte er laut. Ich schloss die Augen und horchte weiter. Tom schien es nicht gut zu gehen. „Du bist ein spezielles Mädchen, Emilia... Ich wünschte ich könnte dich wiedersehen. Aber ich habe versagt... Sogar jemand wie du rennt vor mir weg..", murmelte Tom vor sich hin. Ich musste weinen. Es war nicht seine Schuld, sondern meine... „Du hast meine Nummer wenn du mich wiedersehen willst, Emilia.", sagte er noch leise. Dann hörte ich ihn gehen. Ich machte die Tür auf und sah einen Blumenstrauß und eine Karte daneben. Ich ging damit rein und öffnete den Brief.
„Liebste Emilia,
als ich dich als meine Begleitung wählt, war mir nicht klar, was Mädchen wie dir passiert ist. Ich war naiv... Es ist nicht in Ordnung, was ich getan habe. Du wolltest es nicht. Dass ist mir jetzt klar. Ich werde mich selbst anzeigen, wenn du dass möchtest... Für die Ausnutzung.
Ich kenne jetzt deinen richtigen Namen, ich werde deinen Stiefvater finden und ihn hinter Gitter bringen, das verspreche ich dir.
Ich verstehe, wenn du mich nie mehr sehen willst. Es tut mir einfach leid... Ich dachte du würdest etwas für mich empfinden, doch du empfindest wohl nur Angst und Hass...
Meiner Familie habe ich gesagt, dass du nur eine Freundin warst. Sie waren enttäuscht, dass ich nicht Mal eine richtige Freundin bekommen konnte.
Gott, ich fühle mich, wie der größte Versager.
Bitte vergeb mir Emilia. Ich wollte dir nicht weh tun.
Tom.".
Als ich den Brief fertig las begann ich zu zittern. Er dachte er hätte mich missbraucht. Er dachte ich hasste ihn. Dabei war es das Gegenteil. Ich war in Tom verliebt, ich wollte mit ihm schlafen. Zum ersten Mal hatte ich es
getan, weil ich es wollte. Und nicht weil mich jemand zwang...
Ich weinte stundenlang. Tom war der beste Mann, denn ich je kannte. Er suchte den Fehler nicht bei anderen, sondern bei sich selbst. Ich war einfach eine miese Hure... Tom dachte, dass ich ihn abgrundtief hasste. Und ich änderte nichts daran. Ich machte nicht mal auf. Ich war ein Feigling.

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