23.

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Emilias Sicht:
In dieser Nacht hatten wir all meine Sachen zu Tom gebracht.
Die Kinder schliefen zum Glück durch, sodass wir alle Zeit der Welt hatten.
Ich war vorher nie bei Tom zuhause gewesen, doch fühlte mich direkt wohl.
Er hatte mir ein Schaumbad eingelassen, was ich dankbar annahm.
Entspannt lag ich in dem geräumigen Badezimmer, noch nie fühlte ich mich wohler.
Ich hatte es unterschätzt...
Das Gefühl von einem warmen Zuhause...
Plötzlich fing ich an zu weinen.
Wieso hatte ich es mir so schwer gemacht?
Tom liebte mich und ich ihn.
Ich war so dumm.

„Alles okay?", hörte ich Tom durch die Tür fragen, er hatte meinen Gefühlsausbruch bemerkt.
„Ja, ich komme gleich raus.", murmelte ich und stieg dann aus der Wanne.
Ich trocknete mich ab und zog mir frische Sachen an.
Kurz blickte ich in den Spiegel.
Ich sollte alles vergessen.
Ich war hier.
Tom war hier.
Unser Sohn war hier.
Mehr konnte ich mir nicht wünschen.
Ich atmete tief durch und verließ dann das Bad.
Tom saß auf dem Bett und sah mich sanft an.
„Komm her.", forderte er mich auf.
Also lief ich auf ihn zu.
„Es tut mir leid, wie alles gelaufen ist.", flüsterte Tom mir zu.
Ich setzte mich neben ihn und spürte wie er einen Arm um mich legte.
„Mir auch.", sagte ich leise.
Ich war innerlich immer noch total aufgewühlt.
„Ich hab dich so vermisst.", flüsterte Tom mir zu.
Ich setzte mich auf seinen Schoß und legte meine Arme um ihn.
Mir kamen erneut die Tränen.
„Ich dich auch.", schluchzte ich.
Tom fuhr sanft über meinen Rücken und drückte mich fest an sich.
Ich fühlte mich wie zurückversetzt nach Mauritius.
Was ich damals schon für Tom empfunden hatte, spürte ich nun noch viel stärker.
Ich hatte nie ein richtiges zuhause, doch nun wusste ich das ich eins hatte.
Nein. Nicht Toms riesige Villa, es könnte mir kaum egaler sein wo wir lebten.
Wenn ich ihn nur bei mir hatte.
Tom war mein zuhause.
Wir legten uns ins Bett und waren immer noch eng umschlungen, doch keiner von uns machte Anstalten weiter zu gehen.
So wie es war, war es genau richtig.

Am nächsten Morgen wachte ich glücklich auf.
Tom lag nicht neben mir, wo er war wusste ich nicht.
Ich streckte mich und sah mich nochmal im Hellen um.
Das Schlafzimmer war schön hell gestaltet.
Schlicht und ruhig.
So würde ich Tom auch beschreiben.
Langsam tappte ich ins Bad und machte mich frisch.
Dann ging ich auf den Flur und rief nach Tom.
„Ich bin hier, im Kinderzimmer!", rief er mir zu.
Ich lief zum besagten Raum und spähte hinein.
Tom hatte beide Babies auf dem Arm und saß in dem großen weißen Ohrensessel zwischen den Krippen.
„Hast du gut geschlafen?", wollte er wissen und nickte.
Sofort fing ich an zu lächeln.
Er war so ein guter Vater.
Ich ging auf ihn zu und küsste alle drei.
„Guten Morgen, ihr Lieben.", flüsterte ich den Kindern zu.
„Guten Morgen, meine Liebe.", sagte Tom und beugte sich zu mir um mir noch einen Kuss zu geben.
„Ich hab sie schon gewickelt und gefüttert.", sagte er und gab mir Tommy.
Er schlief friedlich, also drückte ich ihn leicht gegen mich.
Ich liebte ihn so sehr.
Ich schloss die Augen und setzte mich auf den Boden.
Ich lehnte mich gegen die Krippe und schwieg einfach.
Es war so schön ruhig.
Ich war ruhig.
Tom war sowieso die Ruhe selbst.
„Sie werden so schnell groß.", sagte Tom irgendwann und sah zu mir.
„Viel zu schnell.", sagte ich leise.
Tommy war nun 8 Monate alt, bald würde er schon 1 Jahr sein...
Ich konnte es gar nicht realisieren.
„Pass gut auf, bevor du es merkst gehen die beiden in den Kindergarten.", meinte Tom und sah verträumt zu seiner Tochter.
Die lachte glücklich und brabbelte vor sich hin.
Kaum zu glauben, das Rebecca ihre Mutter war...
Daran dachte ich nicht gerne.
Jedes Aufeinandertreffen mit ihr war für mich eine Qual gewesen.
Und doch spürte ich kein Fünkchen Hass oder Eifersucht gegenüber ihrer Tochter.
Elisa war Tommys Schwester, Toms Kind. Ich könnte sie nie hassen.

„Denkst du sie werden sich verstehen?", fragte ich Tom, der nickte.
„Sie sind wie Zwillinge, sie sind sehr vertraut miteinander. Ich denke das wird sich nicht ändern.", meinte Tom.
„Ich hoffe es.", flüsterte ich.
Ich hätte gerne Geschwister gehabt.
Die Vorstellung davon war für mich immer schön gewesen.
Ein großer Bruder der einen beschützte, oder eine kleine Schwester mit der Mann über Jungs reden konnte.
Aber die albernen Phantasien hatten in meiner Kindheit nie einen Platz...

Tom setze sich zu mir auf den Boden und wir beobachteten die zwei.
Sofort blickte Elisa zu mir und ihrem Bruder und grinste.
Ich lächelte zurück und strich über ihre Wange.
Sie war unfassbar süß.
Die braunen Löckchen, das noch zahnlose Lächeln.
„Sie ähneln sich so.", bemerkte ich:
„Sie sehen dir ähnlich."
„Dominante Gene, würde ich behaupten.", grinste Tom.
Das musste es sein.
Ich fragte mich wie es aussehen würde, wenn Tom und ich ein Mädchen bekommen hätten.
Wäre sie eine Kopie von Elisa?
Vielleicht hätte sie blassere Haut, so wie ich.
Vielleicht hatte Tom auch Recht und es lag an seinen starken Genen.
Stumm sah ich weg.
Der Gedanke an unsere mögliche Zukunft machte mir Angst.
Ich wusste nicht was der nächste Schritt für uns sein würde.
Ob Tom noch Kinder haben wollte.
Also stellte ich die Frage.
„Möchtest du noch eins haben?", fragte ich Tom nervös.
Er zuckte mit den Schultern.
„Wir haben doch zwei, reicht das nicht fürs erste?", fragte er und nahm meine freie Hand.
„Ich meine später...", murmelte ich und blickte nun zu ihm hoch.
„Nur wenn du es möchtest, Lia.", sagte er und strich über meine Hand.
„Wir gehen es langsam an, es ist zu viel schief gelaufen, ich möchte das zwischen uns nicht aufs Spiel setzen.", sprach Tom und ich sah wie es ihn belastete.
„Dieses Mal haue ich nicht ab, Tom. Das verspreche ich.", flüsterte ich ihm zu.
Ich hatte ihm so wehgetan, das sah ich jetzt zum ersten Mal.
Und doch hatte er die Hoffnung an uns nie aufgegeben.
„Ich lasse euch sowieso nicht mehr gehen.", meinte er und drückte einen Kuss auf meinen Kopf.
Ich schmiegte mich an ihn und schloss die Augen.
„Du bist mein zuhause Tom.", wisperte ich.

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