5. Feste & Feierlichkeiten

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Solaria

Als ich Crius erreiche, schwitze ich. Es ist so heiß geworden, dass ich das Wasser, dass ich mitgenommen habe, längst aufgetrunken habe und jetzt durstig Crius erreiche.

Crius ist eine kleine Stadt, die nordwestlich von meiner Heimatstadt Mutario liegt. Das Städtchen liegt mitten im hügeligen Tal, durch das sich ein reißender Fluss bahnt. Es gibt alle möglichen Bäume und Pflanzen in der Gegend. Höhlen und Felsen, Sträucher und Wildblumen. Man trifft auf scheue Rehe und wilde Kaninchen.

Crius liegt schon wieder im dunkeln, als ich es erreiche, so kann ich am Stadtrand umherschleichen, ohne sonderlich aufzufallen. Es gibt einen kleinen, schummrigen Laden in einer engen Gasse, den ich betrete. Ich bete, dass mich niemand erkennt. Dann bin ich schneller wieder in Mutario als mir lieb ist.

Der Laden wird von einer jungen Frau geführt, die hinter einem Tresen hockt und zu lesen scheint.

Es bimmelt leise, als ich den Laden betrete, und sie schaut auf.

"Guten Tag." sagt sie, und sieht dann wieder hinab auf ihre Lektüre oder was auch immer sie dort macht. Sie achtet nicht sonderlich auf mich, und ich sehe mich um. Der Laden ist voll von irgendwelchen Dingen, die wohl keiner mehr braucht. Alles unordentlich in Holzkisten verstaut, sodass man darin herumwühlen muss, um etwas zu finden. Ich suche eigentlich nichts als eine Schere und einen Umhang mit Kapuze.

Stattdessen finde ich Kerzen, altes Besteck, Ketten aus Knochen, Tassen und Vasen aus Ton, kleine Säckchen mit merkwürdig riechendem Pulver darin.

Ich versuche mich in den Regalen zu verstecken, aber irgendwann wird die Frau doch aufmerksam auf mich.

"Suchst du was bestimmtes?"

"Eine Schere." antworte ich knapp.

Die Frau runzelt die Stirn, und ich ahne schon, dass sie mich erkennt, doch dann steht sie auf und wühlt in einer staubigen Kiste, holt eine rostige Schere hervor und drückt sie mir in die Hand.

"Zwei Kupferstücke."

Ich habe nur Goldstücke dabei, also drücke ich ihr eines in die Hand. Sie macht große Augen. "Gold? Das ist dieses alte Ding nicht wert, selbst wenn ich dir hundert von diesen Dingern verkaufen würde."

Ich beschließe, sie zu duzen. Wenn ich mich auch noch wie eine Prinzessin verhalte, dann erkennt sie noch schneller, wer ich bin. Ich muss hier wieder raus, unzwar schnell. Ob es ein Fehler war, den Laden zu betreten?

"Dann hätte ich gern noch einen Umhang mit Kapuze." sage ich schnell.

Sie holt einen schwarzen Umhang, gibt ihn mir und sieht mich dann genauer an. "Kann es sein, dass ich dich schon mal gesehen habe? Darf ich fragen, wer du bist?"

Ich schnappe mir Umhang und Schere, drücke ihr noch ein zweites Goldstück in die Hand und sage:"Das gebe ich dir, wenn du lieber nicht fragst."

Erstaunt lasse ich sie zurück, verlasse fluchtartig den Laden. Zwei Gassen weiter hocke ich mich in eine dunkle Ecke und schneide mir die Haare ab. Meine langen nachtschwarzen Haare mochte ich schon immer und es fällt mir schwer, mich von ihnen zu trennen, aber es muss nun wohl sein. Jetzt reichen sie mir nicht mehr über den Rücken sondern berühen nur noch meine Schultern. Meine Schwester und ich trugen unser Haar schon immer lang. Es jetzt so kurz zu tragen ist enorm ungewohnt,

Dann binde ich mir den Umhang um und werfe die Kapuze über.

So sollte man mich zumindest schwerer erkennen.

Ich merke, dass es dunkel bleibt, also muss die Nacht wohl schon angebrochen haben.

Auf der Suche nach einem Gasthaus, wo ich ein Bett, Wasser, eine Mahlzeit und vielleicht auch ein paar Informationen bekomme, höre ich Musik. Das ist das Fest, von dem Stella sprach. Da wollten wir doch unbedingt hin. Es versetzt mir einen Stich zu wissen, dass Stella jetzt sicher gerne hier mit mir wäre. Stattdessen bin ich allein hier und sollte das Fest eigentlich meiden.

Sonnenwind (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt