20. Freude & Geborgenheit

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Solaria

Der Weg nach Elemar zurück ist der schönste Flug meines Lebens. Jetzt sehe ich alles mit anderen Augen, und ich verstehe, dass der Besuch in der Leuchtenden Weite wirklich wichtiger war als der beim Tempel. Auch wenn Volan nicht genau wusste, was uns dort erwartet, es hat sich als positiv herausgestellt. Mein Mondgott lebt. Er lebt! Wenn Stella das nur wüsste!

Zelit war so freundlich, er hat mich als alte Freundin begrüßt, worauf ich richtig stolz bin. Der Mondstein um meinem Hals liegt mir kühl auf der Haut, ab und zu nehme ich ihn in die Hand, einfach nur um mich zu vergewissern, dass er tatsächlich da ist. Nicht der Stein an sich, sondern Lunaron.

"Lunaron," testet jetzt auch meine Freundin Opal den Namen,"der passt perfekt zu deinem Namen, Prinzessin."

Ich kann es kaum erwarten, ihn kennen zu lernen. Ob er nett ist? Ob er mich erkennt, obwohl ich nun wirklich nicht wie die Göttin der Sonne aussehe mit meinem schwarzen Haar und der bleichen Haut? Ob er Volan verzeiht, dass er ihn schlagen will? Fast muss ich lachen.

Ja, er hat den Schlag wohl verdient, ich hoffe nur, er versteht das.

Lunaron. Ich werde dich finden, und wenn es das Letzte ist was ich tue.

Die Feder des Phönix ist mir im Gegensatz zum Mondgestein ein Rätsel.

Ein Phönix. Wo hat Volan einen getroffen? Und was ist mit ihm passiert?

Ich nehme mir vor, ihn später danach zu fragen. Bei dem Flugwind ist es sowieso ungünstig, weil er vermutlich viel Bedarf an Erklärung hat, und permanent Rufen müsste.

Opal und Onyx sind auch bei bester Laune. Obwohl wir vorhin noch bedroht wurden, ist jetzt alles wieder gut. Die Drachen wirbeln freudig durch die Luft, mal sehe ich Onyx von oben, und ich beobachte wie Volan sich lang auf dem schwarzen Drachen ausstreckt, um ein Nickerchen zu machen, mal ist er über mir, und verdunkelt die Sonne fast wie eine Sonnenfinsternis.

Ich hocke auf Opals Rücken und sehe mir die Landschaft an. Wir fliegen nicht so hoch wie sonst, von daher kann ich mehr Einzelheiten erkennen. Unter uns sind kleine Dörfer voller Menschen, die erstaunt nach den Drachen blicken, und es gibt einige Schornsteine, aus denen sich dünne Rauchschwaden hinauf kringeln. Ich sehe zwischen hohen Tannen eine Herde von Rehen, ein paar umherstreifende Füchse. Die hügelige Landschaft breitet sich vor uns aus als wäre sie ein Gemälde. Sonnenstrahlen streichen sanft über grasbewachsene Hügel, Wasser in kleinen Bächen kräuselt sich dahin. Überall gibt es Felsen und Steilwände, bewachsen von Sträuchern und Bäumen, und kleine versteckte Blumen in allen Farben des Regenbogens. Ein paar vereinzelte Wolken werfen dunkle Kleckse auf die Landschaft, die unentwegt ihre Reise mit uns fortsetzen. Weit in der Ferne kann ich irgendwann die Türme von Elemars Palast erkennen.

Ich weiß nicht, ob ich mich darüber freuen soll, wieder zurückzukehren an diesen Ort. Ob Ignis mich empfangen wird.

Als ich ihn das letzte Mal sah, schob er mich in den Regen hinaus und schickte mich fort. Volan weiß, was sein Vater getan hat. Ich spreche das Thema aber lieber nicht an. Nicht, dass die gute Stimmung noch getrübt wird.

Akwara wird sich bestimmt freuen, mich wiederzusehen und wenn ich in der Kunst des Kämpfens unterwiesen werden soll werden ich ohnehin alle Hände voll zu tun haben und kann gar keine Zeit an Ignis verschwenden.

Die Drachen landen in ihrem Hort, den sie ganz für sich allein haben. Sobald sie uns abgesetzt haben fliegen sie wieder los, um jagen zu gehen. Ein langer Flug ist kräftezehrend, und die beiden wollen sich einen Hirsch oder einen Bären fangen.

Sonnenwind (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt