17. Neuigkeiten & Veränderungen

39 4 2
                                    

Solaria

In der Nacht darauf geht der Mond leider nicht wieder auf, und ich bin ganz durcheinander deswegen. Erst geht er auf, dann wieder nicht? Was ist denn nur los? In meinem Kopf ist die Hölle los. Ich spiele so viele Szenarien durch, was dem Mondgott zugestoßen sein könnte, dass ich meinen Weg in den Süden zumeist vor Panik rennend zurücklege, und dann wieder einfach nur fassungslos keuchend an einen Baum gelehnt dastehe und am liebsten schreien möchte.

Aber ich muss weiter, Travis könnte mir näher auf dem Fersen sein als mir lieb ist.

Wie ist es möglich dass der Mond nur in einer Nacht aufgeht? Nach zwanzig Jahren? Kann der Planet auch ohne Mondgott einen Mond haben? Nein, das ist unmöglich. Ich verstehe diese Welt nicht, und ich werde sie wohl nie verstehen.

Mein Herz weiß nicht, wohin mit sich, mein Verstand sagt mir nur, dass ich in Bewegung bleiben muss. Von meinem Kurs zum Tempel komme ich nicht ab, irgendwo muss ich ja hin. Heute Nacht ist es bitterkalt, und ich schlinge den Mantel enger um mich. Er wärmt nicht sonderlich, und ich zittere.

Noch immer frage ich mich, was ich tun soll, wenn ich beim zweiten Tempel war. Nach Mutario kann ich nicht zurück, dass wäre nicht klug. Nein, ich muss wieder hoch in den Norden, aber das wird gefährlich. Das Wetter wird nahezu verrückt spielen, schlimmeres noch als der Tornado wird das Land heimsuchen.

Es muss doch eine Möglichkeit geben, den Mondgott zu finden. Es muss einen Weg geben. Doch auch wenn er mein angeborener Partner ist, und selbst wenn Herrschergötter mächtig sind...welche Möglichkeiten habe ich?

Soll ich Volan bitten, seine Vögel nach dem Mondgott suchen zu lassen? Aber wie und woran würden sie ihn erkennen? Das wird nichts.

Soll ich doch nach Mutario zurückkehren und Vater bitten, seine Soldaten auszuschicken, um nach ihm zu suchen? Aber auch hier, wonach sollen sie genau suchen? Tun sie es nicht sowieso schon seit zwanzig Jahren?

Mir bleibt nur eine Möglichkeit: Hoffen, dass die Tempel nützliche Informationen aufweisen.

Der Tempel, den ich suche, ist der Tempel der Wiedergeburt, so sagten die Gelehrten in Crius mir. Ich habe ihre Karte noch vor Augen, weiß ungefähr, wo der Tempel sein muss. Trotzdem wird es nicht leicht, ihn zu finden. Wie schon der Tempel der Herrschergötter wird er seit langer Zeit nicht betreten worden sein. Sie müssen in Vergessenheit geraten sein.

Während ich laufe, sehe ich immer wieder zum Horizont hinter mich, ob der Mond nicht doch aufgeht, aber es bleibt dunkel. Als ich ein weiteres Mal hinter mich sehe stolpere ich über eine Wurzel und falle der länge nach hin. Die Schürfwunde an meinem Ellbogen reißt wieder auf. Ich rappele mich wieder auf und drücke eine Hand auf die Wunde, um die Blutung zu stoppen.

Ich habe keine Ahnung wie spät es ist, fest steht, dass ich müde bin. Aber ich will nicht stehen bleiben, Travis und seine Leute könnten mich noch immer verfolgen. Wenn sie mich schlafend vorfinden, bin ich ein leichtes Ziel. Sie dürfen mich nicht in die Finger kriegen.

Dabei würde ich mich einfach nur so gern in ein Bett legen und ein paar Stunden schlafen.

Je weiter ich laufe, desto schwerer werden meine Schritte und ich seufze vor Erleichterung auf, als ich in der Ferne die Lichter eines Dorfes entdecke.

Meine wund gelaufenen Füße tragen mich mit letzter Kraft in das Dorf, ich suche ein Gasthaus.

In dem Dorf, dass ich nicht kenne, ist Nachts nicht viel los. Nur wenige Leute sind auf den Straßen, und es ist still. Nach kurzer Suche werde ich fündig. Das Gasthaus, in das ich eintrete, ich schummrig, auch hier ist so gut wie nichts los. Fast wie ausgestorben. In der Mitte des Raumes ist ein wärmendes Feuer, weiter hinten steht ein einsamer Wirt hinter einer Theke. Es gibt Bänke und Tische, man kann gemütlich zusammen am Feuer sitzen.

Sonnenwind (Band 1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt