Solaria
Die beiden Drachen landen geräuschvoll mitten in der Stadt, direkt vor dem gewaltigen Palast der Herrschergötter. Ich bin wahnsinnig gespannt was mich dort drinnen erwartet, doch mir geht es zu schlecht, als dass ich mich groß freuen oder umsehen könnte. Ich habe von den großen wir Städten der Welt bisher nur Mutario gesehen. Und das auch nur, weil sie meine Heimat ist. Schon sacke ich auf dem Rücken des Drachen wieder in mich zusammen. Das letzte, was ich wahrnehme ist ein Junge mit Rotschopf der lächelnd auf die beiden Drachen zukommt.
Als ich wach werde, fühle ich mich besser. Viel besser. Keine Ahnung was sie mit mir gemacht haben, aber es ist besser. Der Durst ist verschwunden, die brennenden Gliedmaßen, der Hunger, nicht mal mehr meine Füße sind blutig gelaufen. Akwaras Fähigkeiten als Heilerin sollen vortrefflich sein. Alles was bleibt ist das Loch in meinem Herz.
Ich drehe den Kopf und sehe mich um. Ich bin in einem hellen Zimmer, irgendwo plätschert ein kleiner Brunnen, glaube ich. Hellblaue Blumen stehen neben meinem Bett, die Sonne scheint herein. Es ist ein kleines Zimmer, jedoch ist es wirklich schön. Alles ist in helle, weiche Farben getaucht, und als ich mich aufrichte sehe ich, dass das Bett in dem ich liege aus Silber ist.
Die Flügeltüren öffnen sich, eine Frau kommt hereingeschwebt. Eigentlich läuft sie, aber so fließend, als würde sie schweben. Ihr Kleid ist schlicht, hat eine kleine Schleppe, es ist meerblau. Die mit Saphiren besetzte Krone verrät schnell, wer sie ist: Akwara, Herrschergöttin des Wassers und Königin des Ostens. Es ist Akwara?! Die Herrschergöttin?!
"Majestät...ich, ich..." stammele ich nur.
"Psst", antwortet sie,"schon gut, kleiner Vogel, alles ist gut."
Ich bin total baff. Die Göttin des Wassers soll passend zu ihrer Gabe, das Wasser zu beeinflussen und überhaupt existieren zu lassen, auch ein sanftes und gutherziges Gemüt haben. Stella und ich wunderten uns manchmal darüber, wie etwas sanftes wie Wasser und etwas nahezu wildes wie das Feuer zusammen passen können. Denn ihr Partner ist Ignis, der Feuergott. Aber anscheinend klappt es ja, und das schon seit Jahrtausenden.
Akwara kommt jetzt zu meinem Bett, setzt sich anmutig an das Fußende und reicht mir ein Glas Wasser.
"Ich freue mich, dass ihr erwacht seid, Prinzessin." sagt sie mit weicher Stimme und lächelt,"Ihr wart dem Tode nahe. Ein Glück, dass die Drachen schnell sind und Euch gefunden haben."
Ich nicke. Ja, diese Drachen sind wirklich großartig.
"Ist das hier Elemar, Majestät?" frage ich dann, um ganz sicher zu gehen. Der Flug kommt mir noch immer wie ein Traum vor. Als würde ich gleich wieder im Dreck erwachen.
"Nennt mich doch Akwara, bitte. Ja, dass hier ist Elemar, und wir freuen uns sehr, Euch hier begrüßen zu können. Es ist uns eine Ehre, Euch zu helfen. Nun trinkt, es wird Euch gut tun."
Ich nehme einen Schluck Wasser, und es ist herrlich kühl und frisch, sogar ein wenig mit Zitrone gesüßt. Anders erwarte ich es von Akwara aber auch nicht.Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Sie haben mich gerettet. Ich weiß nicht, ob ich es noch bis nach Altrumi geschafft hätte. Vermutlich nicht. Ich nehme mir fest vor, mich später noch bei den Drachen zu bedanken.
"Wenn Ihr Euch gut genug fühlt könnt Ihr mich hinunter begleiten. Ignis will Euch unbedingt kennen lernen."
Und ich erst. Ich muss des Palast sehen, wie sieht er aus? Gibt es wirklich in der ganzen Stadt riesige Springbrunnen und gewaltige Leuchtfeuer?
"Ich komme gerne mit." bestätige ich. Akwara klatscht freudig in die Hände. Sogleich kommen einige Zofen herein und wirbeln umher.
"So denn. Ich warte vor der Tür, die Zofen werden Euch ankleiden, Prinzessin."
Erst jetzt wird mir klar, dass ich aussehen muss wie eine Vogelscheuche. Verlegen greife ich nach meinem Haar, das tatsächlich sehr knotig ist und schlimm aussehen muss. Mir steigt die Röte ins Gesicht. So ungepflegt aussehend lerne ich die Wassergöttin kennen? Ich will vor Scham im Boden versinken. Was würden meine Eltern nur sagen? Nun ja, Vater würde es wohl nicht sonderlich ernst nehmen. Mutter schon.
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Sonnenwind (Band 1)
FantasyDie Sonnengöttin Solaria soll heiraten. Doch das Problem bei der Sache ist, dass sie nicht einfach irgendwen heiraten kann, so gerne sie auch wollte. Denn ihr ist ein Partner angeboren, der Mondgott. Nur, wo ist der Mondgott? Er ist vor langer Zeit...